Lörrach Apotheken keine Gewinner der Krise

Johanna Hauri
Die Apotheke am Engelplatz Foto: Johanna Hauri

Deutlicher Rückgang an Kunden: fehlende Laufkundschaft, wenig Infektionen.

Lörrach - Weniger Laufkundschaft, ein Rückgang von Infektionskrankheiten und Einreisebeschränkungen haben Auswirkungen auf das Alltagsgeschäft der Apotheken in Lörrach. Vier Apotheker berichten, wie sich ihre Arbeit durch Corona verändert hat.

Großer Teil der Laufkundschaft fällt weg

„Wenn die ganze Stadt im Lockdown ist, kommen natürlich weniger Menschen in die Innenstadt. Somit fällt ein großer Teil der Laufkundschaft weg“, erzählt die Inhaberin der Bahnhof-Apotheke, Anke Leumann-Runge, im Gespräch mit unserer Zeitung. Diese sei aber gerade für eine Innenstadtapotheke sehr wichtig.

Aber nicht nur dieser Umstand führe zu Umsatzeinbußen, sondern auch der Rückgang an sonst üblichen, alltäglichen Infektionskrankheiten wie Erkältungen, Magendarmbeschwerden und Grippe. Dieser Rückgang liege zum Teil an den geschlossenen Schulen und Kitas, wo sich Kinder sonst anstecken und die Infektionen weitertragen.

Schnelltests als neues Aufgabenfeld

Die Bahnhofsapotheke habe mit einem Kundenverlust von etwa zehn bis 20 Prozent zu kämpfen. „Wir waren deshalb bis Ende Februar in Kurzarbeit“, führt Leumann-Runge weiter aus.

Sie und alle Angestellten wollten dem entgegenwirken. So führte das Apothekenteam im März Schnelltests an Schulen durch und ist mittlerweile täglich mit drei Mitarbeitern im Impfzentrum Lörrach tätig. Des weiteren richtete die Bahnhof-Apotheke in der Georges-Köhler-Straße extra eine Schnellteststation ein, die Tests werden draußen durchgeführt.

Stark schwankende Kundenfrequenzen

Die Engel-Apotheke in der Kreuzstraße entschied sich aus Schutz- und Personalgründen gegen die Durchführung von Tests. Zum einen sei dies personell nicht machbar. Zum anderen sei der Schutz der Kunden und des Personals ausschlaggebend, erklärt Filialleiter Schappacher. Auch seine Apotheke sei mit finanziellen Einbußen und stark schwankenden Kundenfrequenzen konfrontiert. Jedoch verzeichneten Apotheken bundesweit Verluste.

„Dass Apotheken sich anhand der FFP2-Masken dumm und dämlich verdient haben, muss man relativieren.“ Denn zu Beginn der Aktion habe man die Masken teilweise zu hohen Preisen einkaufen müssen, da es zu Lieferengpässen gekommen war. Regional betrachtet klagt Schappacher: „Zwei Drittel der Kunden aus der Umgebung fehlen uns einfach aufgrund der Einreisebeschränkungen.“

Schweizer Kundschaft fehlt besonders

Die Einreisebeschränkungen haben auch Einfluss auf das Geschäft der Frosch-Apotheke in Stetten. Die nahe der Grenze gelegene Apotheke, wird sonst stark von eidgenössischen Kunden frequentiert. „Uns fehlen etwa 90 Prozent unserer Schweizer Kunden“, sagt Walter Taeschner.

Einkäufe werden möglichst schnell erledigt

Zudem fällt ihm ein verändertes Kundenverhalten auf. Die Kunden erledigten ihren Einkauf möglichst schnell, ohne lange zu verweilen. Der Bedarf an Kommunikation und Beratung sei viel geringer. Dadurch kämen der Kundenkontakt und die damit einhergehenden Empfehlungen beispielsweise zu Ernährung oder Krankheitsverhalten zu kurz.

Hinzu komme eine erschwerte Kommunikation aufgrund von Maske und Plexiglasscheibe. Auch Absprachen im Team gestalteten sich durch das eingeführte Zweischichtenmodell komplizierter. Das Team ist auf Vor- und Nachmittag aufgeteilt, damit nie das gesamte Personal zusammenarbeitet und so die Ansteckungsgefahr vermindert wird.

Wie die anderen Apotheker erwähnt auch Walter Taeschner das Ausbleiben der Erkältungs- und Grippewelle, die normalerweise vor allem durch Feste, Feiern und Fasnacht angefeuert wird. „Gegen das Coronavirus sind diese Maßnahmen ganz essenziell, dadurch gibt es dann aber auch weniger andere Erkrankungen, was natürlich gut ist“, so der Inhaber im Gespräch. Der Verkauf von Erkältungsmitteln sei zwar deutlich zurückgegangen, der für Mittel gegen chronische Erkrankungen jedoch gleich geblieben.

Trend zur Nutzung von Online-Apotheken

Das berichtet auch Bettina Klust-Kratzer, Inhaberin der Tumringer Apotheke: „Die Medikamente, die ständig gebraucht werden, wie zum Beispiel Bluthochdruckmittel, waren nicht weniger nachgefragt.“ Jedoch wendeten sich Patienten bei akuten Beschwerden seltener an den Arzt, wodurch die ambulanten Stellen entlastet würden, die früher schon bei kleinen Unpässlichkeiten aufgesucht wurden.

Verstärkt hat sich laut Klust-Kratzer die Nutzung von Online-Apotheken. „Wir sehen, dass viel mehr Leute ihre Medikamente im Internet bestellen.“ Dieser Trend sei zwar schon vor Corona bemerkbar gewesen, habe sich aber jetzt um ein Vielfaches verstärkt.

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