^ Lörrach: Kinder denken, fragen, reflektieren - Lörrach - Verlagshaus Jaumann

Lörrach Kinder denken, fragen, reflektieren

Gabriele Hauger

Philo-Mobil: Philosophie-Angebot für Acht- bis Zwölfjährige auch per Videokonferenz

Lörrach - Corona mit all seinen Konsequenzen, Einschränkungen, Lebensänderungen ist eine Zeit des Reflektierens. Und dies nicht nur bei Erwachsenen. Gerade Kinder haben viele Fragen – auch existenzielle. Diesem Bedürfnis will der 2019 gegründete Verein Philo-Mobil entsprechen und bietet Philosophiestunden für Kinder – per Videokonferenz sowie bald wieder live.

Lebensfragen stellen sich drängender denn je, zeigen sich Ulrike Schlegel und Franziska Kufner vom Vereinsvorstand überzeugt. Gemeinsam Nachdenken macht Spaß. Das haben Kinder im Alter zwischen acht und zwölf Jahren beim Philosophieren in der Lörracher Stadtbibliothek erlebt.

Kinder und Philosophie? Da sind viele Erwachsene zunächst skeptisch. Zu Unrecht, haben die Erfahrungen des Vereins ergeben. „Die Kinder sind in einem ganz spannenden Alter, haben oft sehr interessante Ansichten. Und auch die Kleinsten können faszinierend tiefgründig nachdenken und Fragen stellen“, findet die Sozialpädagogin und Lehrerin Ulrike Schlegel.

Mit Corona war das Angebot der Philosophierunden in der Stadtbibliothek abrupt weggefallen. Doch gerade jetzt wollte der Verein Philo-Mobil dem Rede- und Fragebedürfnis von Kindern weiter nachkommen. Das Angebot: eine Stunde Videokonferenz pro Woche am späten Dienstagnachmittag. Gerade in der Zeit, als die Schulen geschlossen wurden, Freunde nicht mehr getroffen werden durften, alle Vereinsangebote brachlagen ein tolles Angebot. Zudem konnten sich Kinder via Video aus dem ganzen Landkreis und sogar darüber hinaus einklinken, kennenlernen und vernetzen. Voraussetzung war natürlich das entsprechende technische Equipment und die Unterstützung der Eltern.

Um künftig noch besser Kinder aus allen Schichten und aller Herkunft für das Angebot erreichen zu können, hoffen Kufner und Schlegel auf Unterstützung und Spenden, um Bedürftigen die entsprechenden technischen Voraussetzungen bieten zu können. Sie hoffen zudem, dass künftig durch Freundschaften und Mund-zu-Mund-Propaganda Kinder aus allen Bevölkerungsschichten auf das Phillo-Angebot aufmerksam werden.

Die bisherigen Fragestellungen kamen bei den jungen Philosophen bestens an. Zunächst gab es eine Kennenlernrunde im Netz. „Gibt es Menschen, die immer fröhlich sind?“, war dann eines der Themen, die gemeinsam mit der moderierenden Stuttgarter Philosophin Nila Schlenker erörtert wurden. „Warum liest man eigentlich gerne?“ war eine zweite Fragestellung.

Natürlich brennen auch den Jüngsten ganz grundlegende Überlegungen unter den Nägeln, die oftmals die Zukunft betreffen, auch Ängste auslösen. Kann ich jemals wieder normal in die Schule gehen, ohne Maske? Kann ich auch selbst krank werden? Kann jemand aus meiner Familie sterben?

Spannende Gespräche hätten sich bei der Philosophierunde zum Thema Zeit ergeben, berichten Schlegel und Kufner, die als Mitarbeiterin der Stadtbibliothek beste Kontakte zu Kindern hat und die sich so bildenden Synergien zwischen dem Verein und der Bildungseinrichtung nutzen kann.

Während des Lockdowns wurde die Zeit ganz unterschiedlich interpretiert. Für manche zog sie sich endlos hin. Für manche rasten die Tage, weil sie mehr Zeit für Aktivitäten hatten.

Zum Auftakt wurde den Kindern das kluge und lustige Bilderbuch „Dann gehe ich jetzt, sagte die Zeit“ präsentiert und als Inspirationsquelle genutzt. Schnell entstand eine lebhafte Diskussion. Zeit ist doch unendlich, das ist toll. Warum aber geht sie manchmal schneller rum und manchmal langsamer, und woran liegt das? Zeit kann man nicht sehen, sie kann aber weggehen. Kann man Zeit fühlen? Kann man überhaupt keine Zeit haben? Stimmt es, dass Zeit Geld ist? Gibt es Tipps für die Erwachsenen, wie sie ihre Zeit gut nutzen können?

Spätestens nach den Sommerferien möchte der Verein das online Philosophie-Angebot wieder aufleben lassen und dann auch wieder vor Ort in der Stadtbibliothek präsent sein, sofern Räume in der entsprechenden Größe vorhanden sind, erzählen Schlegel und Kufner. „Das Online-Angebot ist auch eine Chance für die Kinder, die technischen Möglichkeiten hautnah zu erleben und ihre Kompetenzen damit auszuweiten“, findet Franziska Kufner. Und doch: Auf das Abschluss-Treffen live beim Eisessen freuen sich die Philosophier-Kinder ungemein. Keine Technik könne eben eine persönliche Begegnung ersetzen, weiß auch Ulrike Schlegel. Der Verein möchte das Philosophier-Angebot weiterentwickeln. „Wir hoffen sehr, künftig noch mehr Kinder zu erreichen“, erklärt Kufner. Schon jetzt können sich Kinder, gerne kleine Gruppen, die sich schon kennen, anmelden und auch Themenvorschläge machen. Vielleicht wird es sogar noch in den Sommerferien eine online-Gruppe geben.  Infos auf der Homepage: www.philo-mobil.com oder direkt bei Ulrike Schlegel, Tel. 07621/1613892, Mail: kontakt@philo-mobil.com

Umfrage

Bundeswehr

Braucht Deutschland wieder die allgemeine Wehrpflicht?

Ergebnis anzeigen
loading