^ Lörrach: Kinosessel statt Gedränge - Lörrach - Verlagshaus Jaumann

Lörrach Kinosessel statt Gedränge

Die Oberbadische

Liveübertragung des Robbie Williams-Konzerts aus Estland nach Lörrach ein Erfolg

Von Sara Berg

Lörrach. Entspannt in den Kinosessel zurücklehnen, während das Idol vor den Massen singt: 100 Zuschauer verfolgten am Dienstagabend im Union-Kino Lörrach die Liveübertragung des Robbie Williams-Konzerts aus Tallinn, Estland. Echte Konzert-Atmosphäre wollte sich zwar nicht einstellen, das Publikum war jedoch von der neuen Präsentationsform begeistert.

Im scharfen Kontrast zum laut kreischenden Publikum in Tallinn wird die Stille im Kinosaal umso augenfälliger. Während 70  000 estnische Fans dicht gedrängt auf dem Festivalgelände stehen und die Songs ihres Idols mit Inbrunst mitsingen, sitzt das Publikum im Union entspannt in Kinosesseln.

100 der 120 Sitze sind belegt. Auffällig: Auch bei der Platzverteilung haben sich die Zuschauer am äußeren Rahmen orientiert. Während bei Konzerten die Massen üblicherweise nach vorne strömen, um einen möglichst guten Blick auf ihr Idol zu erhaschen, sind die begehrten Plätze im Kinosaal hinten – Die ersten beiden Reihen bleiben leer.

Ab und an wippt mal ein Kopf im Takt der live übertragenen Songs, gelegentlich ist verhaltenes Klatschen zu hören, ansonsten herrscht Stille. Der Beifall kommt von einem tapferen Grüppchen aus der vorletzten Reihe. „Wir hatten uns mehr Konzertatmosphäre versprochen“, erklärt Yvonne Roth nach der Liveübertragung. Sven Aldag kennt den Grund für die Zurückhaltung der anderen Zuschauer: „Im Kino hat man eine gewisse Hemmschwelle, man muss still sein. Wir hatten gehofft, die Leute mitzureissen, wenn wir den Anfang machen.“

Trotzdem sehen die Fünf auch die Vorteile des Konzepts: „Ein Ticket für das Robbie Williams Konzert vergangenen Freitag in Zürich kostete 160 Euro – Das war uns zu viel“, meint Katja Aldag. Claudia Fischer und Sabina Rathberger fügen lachend hinzu: „Außerdem sieht man hier viel mehr!“

Tatsächlich erweist sich die neu installierte HD-Bild- und -Ton-Technik des Unions als durchaus leistungsfähig: Sogar die Schweißtropfen auf Robbies Stirn können die Lörracher auf der Kinoleinwand erkennen. Kurz vor der Zugabe ein Tonpatzer von nur wenigen Sekunden. Dieser löst im Publikum jedoch weniger Verärgerung aus, als dass er das Gefühl von Autentizität vermittelt.

Robbie, ganz Entertainer, grüßt inmitten seines perfekt durchgeplanten Bühnenprogramms schließlich sogar noch seine Fans in all den Kinos in ganz Europa – und löscht damit endgültig alle gestreuten Gerüchte einer vorab aufgezeichneten Show aus.

Trotz der verhaltenen Reaktionen während der Übertragung: „Super“, „bombastisch“ und „ganz klasse“ lautet das Fazit des Union-Publikums – und auch Viktor Lazuk, Theaterleiter der beiden Cineplex-Kinos in Lörrach, zieht ein positives Resumée: „Für mich war das jetzt eine Zitterpartie. Wir wussten weder, ob die Technik klappt, noch wie das Publikum das Angebot annimmt. Der Abend verlief aber toll!“

Ab Oktober soll die neue Technik einzelne Aufführungen der „Metropolitan Opera“ in New York in den Lörracher Kinosaal übertragen. Zwar erhält der Veranstalter dafür bereits eine sehr gute Resonanz, den Erfolg der Opernübertragungen kann er aber noch nicht absehen. Denn genauso wenig, wie sich ein Livekonzert mit einer Übertragung in den Kinosaal vergleichen lässt, lässt sich selbiges mit einer Opernaufführung gleichsetzen.

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