Lörrach Kirchenbänke gehen meterweise weg

Martin Braun
Familie Bilger aus Haagen freut sich über ihre Kirchenbank. Foto: Martin Braun

Bei der Sanierung der Stadtkirche hat die Kirchenbank einen neuen Besitzer gefunden.

Die evangelische Stadtkirche wird restauriert. Der Turm ist schon eingerüstet. Und nun muss der Innenraum der Kirche frei werden. Deshalb müssen schnell alle Kirchenbänke raus, um Platz für Gerüste zu haben. Dazu gab es eine Verkaufsaktion. Interessierte kamen, um sich ihre Bank zu holen.

Der Preis betrug 25 Euro pro Meter. Es wurde gesägt, geschraubt und abtransportiert. Um die 30 Meter gingen weg. Es gab einen Erlös von 1000 Euro zu Gunsten der Sanierung, da ja auch wieder neue Sitzmöbel benötigt würden, sagte Gudrun Mauvais, die Pfarrerin der Stadtkirchengemeinde.

Einige Bänke bleiben

Gefragt, warum denn die alten Bänke gleich verkauft würden, erläuterte Mauvais, dass man künftig in der Kirche einen freien Raum für Stühle wolle, um einer „multifunktionalen City-Kirche“ (Mauvais) von morgen gerecht zu werden.

Einige Bänke aber sollen bleiben, weil es das Denkmalamt so verlange. Es gehe darum mit diesen Restbänken, die in der Regel etwa sechs Meter lang sind, auch für spätere Zeiten die Bauschicht der Nachkriegszeit abbilden zu können.

Wichtiger war der Pfarrerin aber, warum man die Bänke raushaben wolle und wie dies mit ihrer Idee einer zeitgemäßen Gemeinde zusammenhänge. Ihrer Leitidee von „eat, pray und love“ (esse, bete und liebe) folgend erinnerte Mauvais zunächst mit dem Stichwort „eat“ daran, dass Jesus selbst immer wieder über das gemeinsame Essen die Begegnung mit Menschen gesucht habe. Und so wolle man, so Mauvais weiter, mit der Freifläche ohne lange und festmontierte Bänke in der Stadtkirche künftig einen lebendigen „Begegnungsort“ schaffen, der mehr zum Stil von Jesus und seinem Umgang mit Menschen passe.

Dies gelte auch für ihr zweites Stichwort „pray“. Mauvais denkt dabei an neue Gottesdienstformen mit modernen Elementen. Und gedanklich die Kirche verlassend, meinte sie: „love“ markiere eine Zukunft, in der man sich als Gemeinde noch mehr auf andere Menschen zubewegen wolle.

Käufer sind begeistert

Die Verkaufsaktion „alles muss raus!“ lief rund. So war zum Beispiel Familie Bilger aus Haagen begeistert über ihre Kirchenbank, die sie noch vor Ostern abholen wollen. So sagte die Familie auf Nachfrage, dass diese Bank ihre „Sonnenbank auf der Terrasse für den Frühstückskaffee“ werden soll. Und ihr Mann, gefragt, was er kirchlich mit der Bank verbinden könne, antwortete verschmitzt: „Wir sind römisch-katholisch. Wir werden es aushalten.“ Da lachte auch Mauvais, die evangelische Pfarrerin.

Interessierte an weiteren Bänken können sich bei Andreas Kutzborski, dem Hausmeister der Kirche, melden unter Tel. 0176 / 36 20 83 66.

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