Dämmich seziert seinen Schiller, setzt ihn wieder zusammen, modern in einer heutigen Sprache. Schade um den wunderschönen Schillertext? Nein, das Original wird öfter zitiert. Und doch ist es eine eigene Position, die Dämmich als Don Karlos einnimmt, indem er dem Theatertext und dem Inhalt subjektiv nachspürt.
Ständig fleht er den König an: „Vater, vertrau mir Flandern!“ Dort ist Rebellion, dort will er hin. Er bekommt diesen „Job“ aber nicht, Philipp verweigert ihm den Oberbefehl, und Karlos rast durch den Garten, redet gegen eine Wand, sinniert über die Liebe, greift zur Gitarre für spanische Folklore, singt „Mi padre“ und reduziert das Thema auf ein Land, zwei Männer, viel zu wenig Platz. Die Beziehung zwischen Vätern und Söhnen ist nicht immer leicht.
Gelegentlich tritt Don Karlos aus seiner Rolle heraus und spricht als Schauspieler zum Publikum. Dämmich fügt neue Bilder ein, wenn er reitet und Lasso wirft wie beim Rodeo. Trotz des eingedampften Textes und der freizügigen Verknappung des Stoffes ist in diesem Schiller-Digest ein grobes Gerüst vorhanden und man erfährt (fast) alles, worum es geht: um Intrigen, den Tod von Marquis Posa, die Liebe zur jugendlichen Stiefmutter, um das Beziehungsgeflecht.