^ Lörrach: Klimafreundlicher Weg des Wandels - Lörrach - Verlagshaus Jaumann

Lörrach Klimafreundlicher Weg des Wandels

Bernhard Konrad

Mobilität: Monika Neuhöfer-Avdic erläutert den Stand der Fahrradstrategie 2025+.

Lörrach - Die Stadt möchte den Radverkehrsanteil bis zum Jahr 2030 von 17 auf 33 Prozent erhöhen. Das hat der Gemeinderat beschlossen. Den Weg zu diesem Ziel soll die „Fahrradstrategie 2025+“ ebnen: Sie bildet unter anderem die Grundlage für detailliertere Planungen und die Beantragung von Fördermitteln. Gestern erläuterten Bürgermeisterin Monika Neuhöfer-Avdic und Lukas Riesterer, bei der Stadt zuständig für das Thema Radverkehr, den Stand der Dinge.

Die Fahrradstraße auf dem Abschnitt zwischen Berliner und Meeraner Platz ist eine zentrale Maßnahme dieser Strategie. „Wir wollen die Räder auf diese Achse bringen“, sagte Riesterer bei einer Radtour durch die Kernstadt. Die Fahrradstraße – auf der Route Spital- und Weinbrennerstraße – ist Teil der „Pendlerroute Mitte“, die sich von der Tumringer Wiesebrücke bis zum Zoll erstreckt. Mitte August sollen die Umbauarbeiten an der Straße aufgenommen werden – sechs Bauabschnitte sind vorgesehen. Die Verwaltung rechnet mit der Eröffung Anfang Oktober. An der Ecke Gugelmeier-, Ries- und Körnerstraße sollen neue Fahrradbügel installiert werden. Neuhöfer-Avdic blickt diesem Wandel mit Vorfreude entgegen: „Wenn wir den Radverkehr verdoppeln wollen, müssen wir ins Tun kommen“, sagte sie – und erinnerte daran, dass diese Maßnahmen im Vergleich zu Investitionen im Zusammenhang mit dem Kfz-Verkehr – zuletzt etwa in Parkhäuser – ausgesprochen günstig seien.

Bereits in den vergangenen Jahren wurden zahlreiche kleinere Projekte des Radverkehrs umgesetzt: Von Markierungen und Beschilderungen über Lichtsignal- und Fahrradabstellanlagen, Instandhaltungen und Ausbau der Fahrradrouten sowie Verbesserungen bei der Beleuchtung bis hin zur Erhebung von Verkehrszahlen. Die Fahrradstraße ist nun ein größerer Wurf, der den Verkehr auf diesem Abschnitt merklich verändern wird.

Mit Blick auf die Fußgängerzone plädierte Neuhöfer-Avdic dafür, die mit der Fahrradstraße einghergehenden Veränderungen zunächst zu beobachten, um auf dieser Grundlage weitere Entscheidungen über den Radverkehr in der Fußgängerzone zu treffen – wie beschlossen (wir berichteten). Gleichwohl sei es den Fraktionen unbenommen, jetzt schon Anträge zum Thema einzureichen.

Perspektivisch soll durch den Umbau des Aicheleknotens auch dort der Fahrradverkehr zügiger fließen können. Langfristig sei aus ihrer Sicht eine weitere Querungsmöglichkeit der S-Bahn-Linie notwendig, zum Beispiel eine Unterführung.

Am Bahnhof Stetten werde besonders deutlich, dass Lörrach zuallererst eine „autogerechte Stadt“ sei, so die Bürgermeisterin. Das Quartier wird sich durch die Bebauungspläne und das IBA-Projekt am Zoll Lörrach/Riehen wandeln. Zudem verwies Neuhöfer-Avdic auf die Tram-Studie, die eine Weiterführung der Tram nach Lörrach untersucht.

Unweit der Unterführung in Stetten Süd ist ein neuer Zebrastreifen auf der Pestalozzistraße vorgesehen. Er soll die Sicherheit der Grundschulkinder auf ihrem Weg in die Neumattschule erhöhen, während die Fridolinschule umgebaut wird.

Ein weiterer bedeutender Schritt zur Förderung des Radverkehrs ist die Umsetzung des Radschnellwegs RS7 aus dem Wiesental über Schopfheim nach Lörrach. Teil dieses Wegs wäre in Lörrach voraussichtlich die Pendlerroute Ost, die von Brombach über Hartmatten- und Bergstraße bis zur Pestalozzistraße und weiter zur Schweizer Grenze führt (wir berichten noch).

Die Richtung stimmt

Kommentar von Bernhard Konrad

"Bitte die Autofahrer nicht vergessen!“ So tönt es mitunter   reflexartig, sobald in Lörrach von einer Fahrradstraße oder einem Radschnellweg die Rede ist. Dabei ist die Stadt noch immer nahezu voll und ganz auf den Autoverkehr ausgerichtet und damit nicht auf der Höhe der Zeit – Justierungen wie Radstreifen und ähnliches haben daran nichts geändert: Das hat die   gestrige Radtour quer durch die Kernstadt  deutlich gezeigt.

Man muss gewiss nicht alle Positionen der IG Velo teilen, auch zum Thema „Radeln in der Fußgängerzone“ sind  unterschiedliche Auffassungen vertretbar. Dass aber Lörrach als Stadt  insgesamt  Nachholbedarf bei der Förderung des Radverkehrs hat, steht außer Frage. Und das bedeutet nun mal, dass sich der Autoverkehr im öffentlichen Raum   ein  wenig zurücknehmen muss.  Dass er aber deshalb missachtet oder gar  abgestraft werde, ist  absurd.

Die Stadt geht mit der  Ausweisung einer Fahrradstraße – Autos sind auch hier erlaubt! – auf der Achse vom Meeraner  zum  Berliner Platz  einen wichtigen Schritt in die richtige Richtung.  Und dieser  wird nur der erste auf dem Weg zu einem neuen Mix der Mobilitätsformen im urbanen Raum sein können. Klar ist   ohnehin: Wie das  Miteinander  im Straßenverkehr gelingen wird, kann letztlich kein Gesetz regeln und kein Ordnungsdienst kontrollieren. In  erster Linie wird es auf  die Verkehrsteilnehmer selbst ankommen  – sprich: auf  gegenseitige Akzeptanz und Rücksichtnahme.

Und: Dass im Kontext  von Mobilitätsfragen   auch die Machbarkeit einer Tramverlängerung nach Lörrach geprüft wird – samt  Fördermöglichkeiten – ist ebenso sinnvoll.  Damit dieses      seit  Jahren kontrovers diskutierte Thema  endlich zu einem Abschluss kommt – oder zu einem neuen Anfang.

Umfrage

Bundeswehr

Braucht Deutschland wieder die allgemeine Wehrpflicht?

Ergebnis anzeigen
loading