Außerdem schlägt die Verwaltung als Zielpfad vor, ab dem Bilanzjahr 2019 bis 2030 die Treibhausgasemissionen (CO2) in jedem Jahr um 5,5 Prozent gegenüber dem Vorjahr zu reduzieren, danach – bis 2040 – jährlich um zehn Prozent.
Der städtische Energieberater Jörg Bienhüls verwies im Übrigen darauf, dass der Begriff „Klimaneutralität“ nicht eindeutig definiert sei und viel Spielraum für individuelle Interpretation gebe. Einige Experten gingen von bis zu 30 unterschiedlichen Definitionen aus, die derzeit verwendet würden.
Im täglichen Sprachgebrauch wäre laut Bienhüls der Begriff „Treibhausgas-Neutralität“ vermutlich passend. Gemeint sei damit, das Klimasystem der Erde ab einem bestimmten Zeitpunkt nicht mehr durch den Ausstoß von Treibhausgasen zu verändern. Dafür müsse deren Ausstoß nicht komplett eingestellt werden. Die passende Größe, an der sich die Bilanzen orientieren, ist in diesem Fall das CO2-Äquivalent. Für den noch verbleibenden (klima-)verträglichen Ausstoß gebe es ebenfalls unterschiedliche Angaben, die zwischen ein und zwei Tonnen CO2 pro Einwohner lägen.
Geht man vom Ziel des Landes Baden-Württemberg aus, bis 2040 die Treibhausgasemissionen gegenüber 1990 um 90 Prozent zu reduzieren und überträgt dies auf die Stadt Lörrach, ergeben sich verbleibende Emissionen von rund 60 000 Tonnen, was bei rund 50 000 Einwohnern „pro Kopf“ 1,2 Tonnen CO2 entspricht.
Mittelweg als Zielpfad
Zukünftiger Zielpfad der Stadt Lörrach bis 2040 könnte aus Sicht der Verwaltung ein Mittelweg zwischen dem Zielpfad des Landes und einem konstanten jährlichen Reduzierungsfaktor von 7,5 Prozent sein. Gründe hierfür sind unter anderem, dass verschiedene Maßnahmen Vorlaufzeiten für die Planung brauchen: zum Beispiel die zukünftige Wärmeversorgung.
Auf Letztere wurde in der Diskussion im Klimabeirat besonderer Wert gelegt – vor allem von den Grünen-Stadträten Fritz Böhler und Thomas Hengelage, der dazu aufforderte, das Netz auszubauen. „Schnelles Handeln“ unter Einbeziehung von Bevölkerung und Industrie forderte der Energiefachmann und Unternehmer Ulrich Leibfried. „Klare Formulierungen und Ziele, mit denen jeder etwas anfangen kann“, empfahl Lutz Knakrügge (Initiative FairNETZt). Britta Staub-Abt, Fachbereichsleiterin Umwelt und Mobilität, brachte aus Sicht der Stadt auf den Punkt: „Wir würden gerne vieles tun, aber wir können uns im Moment nicht alles leisten.“