Wie intensiv ist die Betreuung eines Frühchens auf der Station? Was ist dort besonders wichtig im Umgang und der Pflege von Frühgeborenen?
FAHNENSTICH: Diese Fragen kann Cathrin Faschian, Teamleiterin des Intensiv-Pflegedienstes, beantworten. Die Pflege hat gerade in diesem Bereich Großartiges zu leisten.
FASCHIAN: Für uns ist es ganz wichtig zu sehen, dass wir die Frühchen mit ihren Eltern angemessen und behutsam betreuen. Problembereiche wie Unreife der Haut, der Lunge oder der Verdauungsorgane, Umstellungen von Herz-Kreislauf müssen wir beachten. Für die pflegerische Arbeit ist es wesentlich, dass wir von Anfang an auf den Wärme- und Feuchtigkeitshaushalt der Frühgeborenen achten.
Dazu kommt bei uns die Arbeit mit den Eltern, die in dieser Situation besonders belastet sind, da die Schwangerschaft nicht wie erwartet verläuft. Die Bindung zwischen Kind und Eltern muss aufgebaut und gestärkt werden. Viele Eltern sind irritiert von den Abläufen auf einer Intensivstation, zum Beispiel der hohe Aufwand, der dem Kind zuteil wird, um es gut zu begleiten.
FAHNENSTICH: Zur Pflegeintensität möchte ich noch ergänzen: Es gibt viele Kinder, die benötigen eine Schwester rund um die Uhr. Es gibt manchmal sogar die Situation, dass zwei Schwestern für ein Frühgeborenes zuständig sind. Häufig ist es so, dass wir nach zwei bis drei Wochen ruhigere Tage bekommen, dann pflegt eine Intensivschwester, die meisten mit einer speziellen Zusatzausbildung, auch schon einmal zwei oder drei Kinder.
Wie belastend ist es für die Eltern, wenn ihr Kind zu früh geboren wird und sie es nach der Geburt nicht dauerhaft bei sich haben können?
FASCHIAN: Das ist sehr belastend für die Eltern, an erster Stelle für die Mutter, weil die Schwangerschaft abrupt zu Ende geht. Die Wochen zur Vorbereitung auf das neue Familienmitglied, die der werdenden Mutter eigentlich noch zur Verfügung gestanden hätten, sind einfach weg. Andere Belastungen sind die tiefe Sorge um das Kind, wie es ihm geht und ob es möglicherweise Einschränkungen für sein weiteres Leben mitnimmt.
FAHNENSTICH: Mütter haben sehr häufig das Gefühl, sie seien mitschuldig, dass ihr Kind zu früh geboren wurde. Sie fragen sich, was sie falsch gemacht haben, aber es liegt nicht an den Müttern selbst, sondern verläuft schicksalhaft.
FASCHIAN: Noch dazu ist es wichtig zu sagen, dass die Eltern manchmal viele, viele Tage und Wochen auf die Entlassung ihres Kindes aus dem Krankenhaus warten müssen. Wenn dieser Tag dann erreicht ist, freuen sich die Eltern und wir gleichermaßen.