Lörrach Komplexer Klangreichtum

Ursula König
 Foto: Ursula König

Jazztone: Trio „Symmethree“ lotet Parallelen zwischen Bachs Musik und Jazz aus.

Lörrach - Es gibt einige Musiker, die Parallelen zwischen Bachs Musik und Jazzmusik erkennen. Henning Sieverts ist nicht der erste Jazzmusiker, der sich diese Ähnlichkeiten zu Nutze macht. Vielleicht gehört er aber zu den wenigen, die ein abendfüllendes Programm mit diesem Schwerpunkt gestalten.

Am Freitag war der Bassist, Cellist und Komponist nach längerer Zeit wieder im Jazztone zu hören. Das Trio „Symmethree“ mit Ronny Graupe an der Gitarre und dem Posaunisten Nils Wogram steht für hochklassigen zeitgenössischen Jazz, der experimentell geprägt ist und viele bekannte Stücke und Motive aufgreift.

„B-A-C-H“: bereits der Name sei Klang erklärt Sieverts zu Beginn, während das Trio diese Buchstaben vertont; zunächst mit klarer, deutlicher Phrasierung, später dann verspielter, dynamischer und kreativ eingebunden in Sieverts komplexe und farbenreiche Klangteppiche. Er sei mit Bachs Musik aufgewachsen, erklärt Sieverts. Dieser starke Bezug fließt in allen möglichen Formen in das Spiel des Trios ein.

Dazu kommt eine weitere Eigenschaft Sieverts: Er gilt als leidenschaftlicher Spieler, der knifflige Wort- und Zahlenspiele ebenso wie Schach schätzt. All dies greift er in seinen Kompositionen auf, ohne dass sie allzu verkopft wirken. So wird das Kinderspiel „Hochstapeln der Hände“ zu „Bachstapeln“. Bereits diese Wortkomposition lässt Sieverts Freigeist erkennen. Und er hat für diesen Abend die idealen Mitstreiter gefunden, um seine kreativen Ideen mit vollem Klang zu bereichern.

Graupes Leidenschaft scheint sein Spiel auf der siebensaitigen Gitarre zu sein, deren tiefste Saite eindrucksvoll den Kontrabass verstärkt. Sein Spiel ist virtuos, oft von poetischer Schönheit und sprudelnd wie ein Bergbach. Wogram scheint bei den leiseren Parts mit seiner Posaune zu flüstern, er zischt und faucht und setzt dann wieder mit kräftigem klarem Spiel ein.

Die Freude des Trios am Spiel und die Luftigkeit der Stücke könnten leicht über deren Komplexität hinwegtäuschen. Doch es wird offensichtlich, dass es einiges an Können bedarf, um diese Leichtigkeit umzusetzen. So wird etwa die Cellosuite in c-Moll von Bach anfangs nah am Original intoniert. Doch gerade bei diesem Stück zeigt sich die enorme Wandlungsfähigkeit der Musiker; die grandiose Individualität, die beim gemeinsamen Spiel einfließt und etwas völlig Neues gestaltet.

Auch das Stück von John Coltrane, „Giant steps“, greift das Trio auf, um daraus „Giant B“ zu machen: ebenfalls eine Hommage an Johann Sebastian Bach.

Mit „Kopfeslust“ wird die Musik des Trios auch bezeichnet, um zu zeigen, wie sich Verstand und Geist wunderbar mit Spiel verbinden, das keine Grenzen kennt. So wurde dieser Abend zu einem besonderen Erlebnis, das nicht nur Kenner experimenteller Jazzmusik zu schätzen wussten. Selbst die Musiker schienen hocherfreut: Jeder Abend sei anders und überraschend, erklärte Sieverts. Seine Bemerkung: „Es gibt kein Verfallsdatum für guten Jazz“, lässt sich nach diesem Abend nur bestätigen.

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