Lörrach Kuba als musikalischer Ursprung

Tonio Paßlick
Yilian Cañizares mit dem Gitarristen Childo Tomás (links) und Inor Sotolongo am Schlagzeug Foto: Tonio Paßlick

Konzert: Yilian Cañizares begeistert im Burghof / Jazz mit internationalen Einflüssen

Ihr Lachen ist so ansteckend leicht und unbekümmert, dass es auch das Titelblatt des Novemberflyers des Burghofs schmückt. Yilian Cañizares wird unter Konzertveranstaltern als Versprechen gehandelt. Denn sie vermag spielerisch aus einem Fundus von Jazz, Klassik und afrokubanischen Rhythmen zu schöpfen, ohne in einer akustischen Suppe aus CrossOver-Klängen zu ertrinken.

Von Tonio Paßlick

Lörrach. Ganz im Gegenteil: mit der seltenen Kombination aus hoher Bruststimme, gehauchter Wortakrobatik und virtuosem Geigenspiel lässt sie einen kreativen Klang-Kosmos voller stilistischer Nuancen entstehen, der immer wieder seine Wurzeln durchschimmern lässt.

Am Sonntag bildete sie mit ihrem Resilience-Trio den Abschluss des dreiteiligen Festivals T/HE/ART/OF XXJZZ, ein gelungenes Kooperationsprojekt zwischen Burghof und Nellie Nashorn (siehe weiteren Artikel auf dieser Seite). Bei allen drei Konzerten standen Musikerinnen im Rampenlicht, die im männerdominierten Jazz für Furore sorgen.

Die grazile Multi-Begabung singt auf Spanisch, Yoruba und Französisch und schöpft aus allen klanglichen Möglichkeiten ihres Instruments und ihrer Stimme. Mal perkussiv, mal sanft geschmeidig, mal leuchtend klar, mal vibrierend und verschmelzend im Wechselspiel der sechs Saiten ihrer Stimmbänder und der Geige.

Internationale musikalische Einflüsse sind spürbar

Zur faszinierenden Melange passen die beiden Meister der Improvisation an ihrer Seite: Childo Tomás aus Mozambik mit elektrischem Doppelhals-Bass und Gitarre, Inor Sotolongo aus Havanna hinter seiner lateinamerikanischen Perkussions-Batterie. Alle drei haben auf ihrer Lebensreise völlig unterschiedliche kulturelle und musikalische Einflüsse aufgesogen. Die 39-jährige Yilian Canizares aus Havanna gewann bereits mit 14 Jahren ein Violinstipendium in Caracas und setzte ihre klassische Ausbildung am Konservatorium in Fribourg fort. Der Jazzgeiger Stéphane Grappelli war ihre Inspiration, die Entdeckung ihrer Stimme die Voraussetzung für eine steile Entwicklung, die mit ihrem Ensemble Ochumare einen unverwechselbaren kreolischen Groove mit Geigenimprovisationen und ihrem charismatischen Gesang kombinierte, den Wettbewerb des Montreux Jazz Festivals gewann und weltweit aufhorchen ließ. Ähnlich ihre musikalischen Partner: den bezaubernd differenziert spielenden Perkussionisten Sotolongo kannte sie schon in der Schulzeit.

Ihre Musik ist eine Einladung zu einer weltmusikalischen Reise. Mit „Oggun“ oder „Conjuro“ beschwört sie die Freiheit des Denkens und der Spiritualität. Zum Schluss wird das Publikum animiert, aufzustehen, mitzusingen und den Song körperlich zu spüren. Keiner ihrer Songs wäre besser dafür geeignet als das pulsierende „Yemayé“. „Yilian ist eines der unglaublichsten Talente der neuen Generation kubanischer Musiker. Sie ist eine Virtuosin, sie ist ausdrucksstark, spontan und mit einer Anmut, die uns alle einnimmt“ sagte die Piano-Legende Chucho Valdez über Yilian Cañizares, mit der er nächstes Jahr in der Schweiz gastiert.

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