Lörrach Kühle des Nordens, Zorn des Südens

Beatrice Ehrlich

Stimmen-Festival: Djazia Satour und Gabi Hartmann überraschen mit ungewohnten Klängen

Die Stimmen zweier Reisender zwischen Welten waren am Freitagabend in der Reihe der Open-Air- Konzerte im Rosenfelspark zu hören. Gabi Hartmann und Djazia Satour, beide aus Frankreich, überraschten mit ungewohnten Klängen, jede auf ihre Weise.

Von Beatrice Ehrlich

Lörrach. Sehr ernsthaft und konzentriert wirkt Gabi Hartmann, wie sie da, begleitet von einem Schlagzeuger und einer Bassistin, mit ihrer Gitarre auf der Bühne steht. Fast beiläufig erscheint ihr Gesang, der sich erstaunlich leise und stetig immer genau an der Linie entlang bewegt, wo die Stimme zum Ton wird. Ihre Songs in brasilianischem Portugiesisch – was nicht ihre Muttersprache ist – bettet die Sängerin und Songwriterin aus Paris versiert ein in lateinamerikanische Rhythmen, von Bossa nova bis Rumba. Die Sprache und die Musik Brasiliens hat Hartmann eigenen Angaben zufolge bei längeren Aufenthalten dort kennengelernt und sich für ihr eigenes Schaffen angeeignet. Stilistisch agil wandelt sie auf den Spuren von Altmeistern wie Maria Bethania und Caetano Veloso. Im Kontrast mit ihrer kühlen Ausstrahlung der weitgereisten Großstädterin zeigt sich hier eine eigene Handschrift der Künstlerin, besonders da, wo sie mit ihren Mitmusikern in einen Dialog tritt – leider zu selten.

In ihrem auf Englisch gesungenen Song „I’ll tell you something“ entfaltet sich ein gewisser, eingängiger Schwung. Doch auch wenn sie selbst die Trommel in die Hand nimmt, in einer den Gesang verstärkenden Geste die Hand hebt, oder bei einem kurzen Exkurs in den „Côco“, die traditionelle Musik der brasilianischen Sklaven, bleibt stets der Eindruck von kühler, beobachtender Distanziertheit. Selbst ihr Schlussstück, „Tanto calor“ („So heiß“), klingt kühl.

Djazia Satour

Ganz anders die zweite Protagonistin des Abends, die algerisch-französische Sängerin Djazia Satour. Ihre tiefe, tragende, manchmal rauhe Stimme füllt einen großen Raum aus zwischen leiser Nachdenklichkeit und vibrierender Intensität, manchmal auch spürbarem Zorn. Ihre Songs sind ernsthaften Themen gewidmet, zum Beispiel den Gedanken flüchtender Menschen auf dem Weg nach Europa, erweisen sich aber schon nach wenigen Minuten als tanzbar. Knackige Drums und markante Rhythmen bringen die Zuhörer jetzt auf die Beine.

Als es darum geht, die „Botschaft der Flüchtlinge“ aus allen Richtungen zu verstärken, hallt der ganze Platz in vielstimmigem Gesang wider. Dieser dient Satour als melodische Unterlage für ein melancholisch gestimmtes Solo, das zum Ende hin, von ihren Musikern begleitet und ohne Mikrofone, sich immer leiser wiederholend den Platz erfüllt – ein faszinierender Augenblick.

Satour, die in Algier geboren ist und heute in Frankreich lebt, singt fast durchweg auf Arabisch. Ihre lang gezogenen, schwermütigen Gesangstrophen verweisen auf ihre Wurzeln, ebenso die rhythmisch pulsierenden Elemente der traditionellen Gnawa-Musik. Alle diese Elemente führt sie immer wieder zu eingängigen, hymnischen Gesamtklängen zusammen, wobei sie von drei sehr vielseitigen Mitmusikern unterstützt wird. Mit Geige, Gitarre, Oud, Bass, Percussion und Gesang erschaffen sie eine große Bandbreite von Klangfarben und setzen auch eigene solistische Akzente.

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