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Lörrach „Kultur ist ein Kostenfaktor“

Die Oberbadische
„Die Erhöhung der Aufenthaltsqualität durch die umgestaltete Basler Straße sollte in der Bibliothek ihre Fortsetzung finden“, sagte Sabine Dietrich in ihrem Vortrag im Gemeinderat. Foto: Kristoff Meller Foto: Die Oberbadische

Bibliothek: Sachstandsbericht offenbart Investitionswünsche und Sanierungsbedarf

Einen Sachstandsbericht über die Situation der Volkshochschule, Musikschule und Stadtbibliothek präsentierten die jeweiligen Leiter am Donnerstag dem Gemeinderat. Dabei wurde deutlich, dass auch in die Kultureinrichtungen investiert werden muss.

Von Kristoff Meller

Lörrach. 81 000 Medien umfasste der Bestand der Stadtbibliothek zum Jahresende 2018, 360 000 Entleihungen wurden 2018 getätigt und 145 000 Besucher gezählt. „Damit sind wir die mit Abstand am stärksten besuchte Kultureinrichtung in Lörrach“, betonte Leiterin Sabine Dietrich. Dazu kommen zahlreiche Veranstaltungen und Kooperationen mit Schulen, weshalb die Bibliothek „ein wichtiges Haus für Bildung und kulturelles Leben“ in der Stadt sei.

Doch an diesem Haus sind „die letzten 25 Jahre nicht spurlos vorübergeganen“, betonte Dietrich. Der Boden habe Risse und müsse „dringend saniert werden“, die Elektrik sei veraltet, und das veränderte Nutzungsverhalten erfordere Investitionen in die Infrastruktur.

„Die Verweildauer hat sich deutlich verlängert“, so Dietrich. Die Besucher nutzen das Haus oft über mehrere Stunden, um zu lesen, zu lernen, zu arbeiten oder sich einfach mit Freunden zu treffen. „In Prüfungszeiten sind alle Arbeitsplätze belegt, obwohl wir zusätzliche Stühle und Tische aus unseren Büros zur Verfügung stellen“, machte Dietrich deutlich.

Diese Entwicklung sei indes kein Einzelfall sondern ein europaweiter Trend. „Die Bibliothek ist zum sogenannten ’dritten Ort’ neben Zuhause und Arbeitsstelle geworden“, sagte Dietrich. Die Erwartungen an diesen Raum seien jedoch ganz unterschiedlich – die einen möchten Ruhe, die anderen lernen zusammen. Diese unterschiedlichen Bedürfnisse seien mit der aktuellen Infrastruktur nur schwer zu befriedigen, was regelmäßig zu Spannungen führe. „Wir brauchen ein flexibleres Mobiliar, auf dem man zudem mehrere Stunden bequem sitzen kann“, forderte die Bibliotheksleiterin.

Des weiteren sei das Buchungssystem mit Barcodes veraltet und soll auf das zeitgemäßere RFID-Funksystem umgestellt werden. Das erfordere aber zumindest im vorderen Teil des Erdgeschosses räumliche Anpassungen, führte Dietrich aus.

Die Grünen hatten bereits kürzlich eine Neugestaltung des Bereichs im Erdgeschoss angeregt, da ein privater Spender für diesen Zweck 80 000 Euro zur Verfügung gestellt hat (wir berichteten).

„Die Erhöhung der Aufenthaltsqualität durch die umgestaltete Basler Straße sollte in der Bibliothek ihre Fortsetzung finden“, betonte Dietrich. Eine entsprechende Planung sei bereits in Auftrag gegeben worden, und diese sehe unter anderem „Sitzplätze direkt am Fenster wie in einem Café“ vor, sagte Dietrich. „Die 80 000 Euro werden dafür aber nicht ausreichen.“ Natürlich sei ihr die finanzielle Situation der Stadt bewusst, aber es gehe hier um das „Wohnzimmer der Stadt“.

Oberbürgermeister Jörg Lutz und die Fraktionen diskutierten nicht über die Forderungen, sondern verwiesen auf die anstehenden Haushaltsberatungen. Gleichwohl erklärte Hubert Bernnat (SPD): „Die Berichte zeigen den hohen Stellenwert der Einrichtungen, aber eben auch, dass Kultur immer ein Kostenfaktor ist, der sich nicht nüchtern umrechnen lässt.“

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