Von Gabriele Hauger
Lörrach Kultur – ran an die Menschen
Gabriele Hauger 20.12.2022 - 17:41 Uhr
Kulturvermittlung: Der Burghof bietet neue Formate an und will alle Kreise und Schichten ansprechen
Lörrach. Kunst für eine kulturaffine Elite? Diese Zeiten sind längst vorbei. Die Kulturhäuser haben erkannt, dass Vermittlungsangebote wichtig sind, um möglichst alle Schichten zu erreichen, Hemmschwellen abzubauen, Interesse zu wecken. Besonders jetzt nach Corona, wo doch immer noch eine gewisse Zurückhaltung beim Publikum zu spüren ist. Die klassische Konzerteinführung gibt es schon lange, doch mittlerweile gehen viele Kulturveranstalter neue, innovative Wege.
Die Kunstvermittlung zu intensivieren hat sich auch der neue Burghof-Geschäftsführer Timo Sadovnik auf die Fahnen geschrieben. Mit Svenja Dahl, verantwortlich für „Lörrach singt!“ beim Stimmenfestival, hat er eine publikumsaffine Kraft gefunden, die ihre Fühler in alle soziale Altersschichten ausstreckt. Gemeinsam wurden bereits mehrere Projekte veranstaltet und aufgegleist – die Resonanz ist bestens, die meisten sind schnell ausgebucht.
Dass wirklich alle Altersklassen für Kunstvermittlung motiviert werden können, machen zwei Beispiele deutlich. Kürzlich konnten Grundschüler nach dem Theaterstück „Der Ladenhüter“ direkt auf der Bühne hinter die Kulissen schauen, Puppen anfassen und den Akteuren Löcher in den Bauch fragen. Zu einer Probe der Basler Sinfonietta wiederum hatte Svenja Dahl begleitete Senioren aus dem nahe gelegenen Margaretenheim eingeladen. Meist mit Rollatoren kamen diese aufgeregt vor die Bühne und erlebten größtenteils erstmals ein experimentelles Musik-Projekt. „Es war gut, dass es dazu noch Erläuterungen von Seiten des Orchesters gab“, sagt Svenja Dahl rückblickend. Die Skepsis wich dadurch bei den Senioren schnell großem Interesse. So etwas hatte man noch nie erlebt. „Ein bis zweimal pro Saison wollen wir jetzt für das Margaretenheim so etwas anbieten“, plant die Kunstvermittlerin.
Bevor sie solche Angebote aufgleist, klärt sie meist bei Schulen, Gruppierungen oder anderen Adressaten ab, ob Interesse besteht. Die meisten Vermittlungstermine sind dabei kostenlos. Der Workshop von Peter Reimtgut mit zehn Schülern vom Salzert zum Beispiel erforderte aufgrund des Aufwands einen Kosten-Beitrag. Unter dem Motto „Für was bin ich dankbar“ haben die Kids ein eigenes Lied geschrieben und das dann aufgeführt. „Das war so toll, dass es glatt im Radio laufen könnte“, staunt Svenja Dahl rückblickend. Für den kostenlosen Poetry Workshop können sich indes noch Interessierte ab 16 Jahren anmelden.
Weitere Vermittlungsprojekte sind eingetütet: Rund 50 Schüler der Städtischen Musikschule dürfen bei den Musikern des Sinfonieorchesters Basel schauen, was die Profis machen. Schüler der FES besuchen das Freiburger Barock-Orchester. Vier- bis Sechsjährige bekommen vom Janoska Ensemble Musikinstrumente präsentiert
„Wir wollen den Menschen mehr bieten als Vorhang auf, Vorhang zu“, bringt es Svenja Dahl auf den Punkt. Natürlich brächten solche Angebote keinen finanziellen Mehrwert. Sie seien aber wichtig, um die Jugend für Kultur zu gewinnen, Begegnungen zwischen Künstlern und Zuschauern zu schaffen, Kunst allen Bevölkerungsgruppen zugänglich zu machen. „Der Burghof ist für alle da. Mit Kunstvermittlung wollen wir auch unseren gesellschaftspolitischen Auftrag erfüllen“, betont Dahl.
Doch es geht sogar noch niederschwelliger: Jüngst konnten die Besucher des kubanischen Tanzabends spontan bei Glühwein und Feuerschale sich vor dem Burghof mit Tänzern und anderen aus dem Publikum zwanglos austauschen. „Da sind ganz tolle Gespräche entstanden.“ Und so will der Burghof weiter kreativ ans Publikum herantreten. Angebote finden kann man auf der Homepage unter einem Extra Button, zudem gibt es einen Newsletter.
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