Lörrach Lachtränen zum Jahresanfang

Die Oberbadische
Die Fetschers begeisterten ihr Publikum. Foto: Beatrice Ehrlich Foto: Die Oberbadische

Kabarett: Fetscher-Family überzeugt im Bühneli

Von Beatrice Ehrlich

Lörrach. Lokal und global – 2019 ging ein turbulentes Jahr zu Ende. Mit ihrem etwas anderen Jahresrückblick sorgte die Fetscher-Family, bestehend aus Jennifer, Jessica und Reinhold Fetscher für ausgelassenen Kabarett-Spaß im restlos ausverkauften Bühneli.

Ob die alternde Gesellschaft, die Digitalisierung oder der Klimawandel – mit ihrer breiten Palette an Themen, humoristisch aufbereitet und gnadenlos in ihre Bestandteile zerpflückt, deckten die Fetschers alles ab und vieles auf, was Menschen im vergangenen Jahr auch im Dreiländereck bewegt hat.

Nicht nur ehemalige „Ossis“ hadern mit der Bundesrepublik im 30. Jahr nach der Wiedervereinigung. Dass allerdings vorher auch im Arbeiter- und Bauernstaat nichts gut war, ruft Jennifer Fetscher, meisterliche Dialekt-Imitatorin, im breiten DDR-Slang mit ihrem Ausflug in die Welt der Ossi-Witze in Erinnerung – etwa am Beispiel des 0815-Gags: Acht Sekunden dauerte der Witz, darauf folgten 15 Jahre sitzen – hinter Gittern.

Sportlich, musikalisch und überaus kreativ sind sie alle beide: Sei es als jugendliche Demonstranten oder als futuristische Roboterfrauen, Jennifer und Jessica Fetscher machen in vielen Rollen eine blendende Figur, bissig und kritisch, aber stets mit einem Augenzwinkern und Verständnis für menschliche Schwächen. Die Auseinandersetzung mit den „sozialen Netzwerken“ gipfelt in ihrem Lied mit dem Refrain: „Ich hab kein Netz – wer bin ich jetzt?“, ein überaus treffender Abgesang auf Influencerinnen, die rund um den Globus die Mädchenwelt bestimmen. Fetscher-Fazit zum Thema Facebook: „Idioten hat es schon immer gegeben, aber sie wussten nichts voneinander“. Niveau im Sinkflug diagnostizieren sie auch beim öffentlichen Rundfunk. Im Tagesschau-Rap – von den Fetscher-Schwestern mit Vater Reinhold brillant zu Dritt auf die Bühne gebracht – manifestiert sich unisono der generationenübergreifende Überdruss an den sogenannten linearen Medien.

Jugendkultur – ein Spezialgebiet der Fetscher-Schwestern, beide in ihrem Hauptberuf als Lehrerinnen Tag für Tag im Austausch mit jungen Leuten im kritischen Alter. Lachtränen fließen, als Jennifer als Jugendlicher in ausgefeilter Pose bei der Umwelt-Demo auf Greta Thunberg trifft, von Jessica mit Kapuze, Seiten-Zopf und versteinerter Miene zum Leben erweckt. Schule als Brennpunkt: In „Atemlos durch G 8“ nehmen die beiden die vielseitigen Herausforderungen ihres Berufsstands unter die Lupe.

Mit süffisantem Lächeln steuert Papa Reinhold abgründige Pointen bei. Im Mittelpunkt steht, was den Mann im fortgeschrittenen Alter bewegt: Ob Zahnersatz, Fleisches-Lust („99 Schweineschnitzel“) oder Ehe-Überdruss: Auf herzerfrischende Weise navigiert der Senior „im asozialen Jahr“ mitten hinein in die Untiefen gesellschaftlicher Fettnäpfchen und Unkorrektheiten, etwa mit seinem als Zugabe mit allen zusammen intonierten „Li(e)dl für seine Aldi“, zum Vergnügen des Publikums.

Umfrage

E-Auto

Die EU hat ein weitgehendes Verbrenner-Aus bis 2035 beschlossen. Was halten Sie davon?

Ergebnis anzeigen
loading