Lörrach Langlebigkeit statt Luxusausführung

Kristoff Meller
An der Albert-Schweitzer-Schule entsteht der Erweiterungsbau.Archivfoto: Kristoff Meller Quelle: Unbekannt

Gemeinderat: Kosteneffizienz bei städtischen Neubau- und Sanierungsprojekten / Neuer Antrag gestellt

Die Kosteneffizienz bei städtischen Neubau- und Sanierungsprojekten haben die Freien Wähler kritisiert und einen entsprechenden Antrag gestellt. Nun hat die Kommune zu den Vorwürfen im Gemeinderat Stellung bezogen, doch der antragstellenden Fraktion geht die Antwort nicht weit genug.

Von Kristoff Meller

Lörrach. „Unser Interesse ist es natürlich, kein Geld zu verschleudern“, betonte Bürgermeisterin Monika Neuhöfer-Avdic in der jüngsten Sitzung und verwies auf die „vielen Aufgaben, die vor uns liegen“. Denn in manchen Bereichen sei durch die Vorgänger „jahrzehntelang gespart worden“, weshalb die Stadt nun mit einem „Riesenberg“ an Altlasten zu kämpfen habe. Gleichwohl seien „kritische Nachfragen richtig“, so Neuhöfer-Avdic, um „ein gutes Projekt kostengetreu und termingerecht zu erreichen. „Wir haben den Anspruch, noch besser zu werden, und versuchen, Kostensteigerungen im Projekt aufzufangen.“

Einsparpotentiale werden geprüft

Annette Buchauer, Fachbereichsleiterin Grundstücks-​ und Gebäudemanagement, betonte in ihrer Präsentation: „Die Stadt baut und saniert bereits heute kosteneffizient und prüft die Einsparpotentiale.“ Die Kommune müsse aber sicherheitsrelevante Vorgaben einhalten, versuche Betriebs- und Bewirtschaftungskosten nachhaltig zu senken, die technische Verfügbarkeit der Anlagen zu sichern und den Wert von Gebäuden langfristig zu erhalten.

Buchauer gab zu bedenken: „Bis zu 80 Prozent der Kosten eines Gebäudes fallen nach der Erstellung an.“ Dies seien vor allem Unterhalts-, Umbau- und Sanierungskosten. Die Investition für den Bau eines Gebäudes in Höhe von zwei Millionen Euro könnte bis zum Rückbau gesamthaft Kosten in Höhe von bis zu zwölf Millionen Euro verursachen.

Die Stadt orientiere sich bei der Kostenermittlung von Gebäudeplanungen am Baukostenindex. Dieser sieht den Bundeskorrekturfaktor vor, welcher Aufschluss darüber gebe, inwieweit die Baukosten in einer bestimmten Region teurer oder günstiger liegen als im Bundesdurchschnitt. Lörrach liege seit Jahren über dem Durchschnitt – aktuell bei 1,035. Gründe dafür sind laut Buchauer die Grenznähe, die höchste Erdbebenstufe, die geringe Wettbewerbslage im Handwerk und Gewerbe, die Auftragslage sowie ein gesättigter Markt.

Zusätzlich zum regionalen Baukostenindex erfolge aktuell eine jährliche Baupreissteigerung von bisher 3,5 Prozent. Die aktuelle Entwicklung zeige jedoch zumindest in einzelnen Gewerken aufgrund der Verteuerung von Baumaterialien eine deutlich höhere Baupreissteigerung als bisher angenommen.

Zudem seien bei öffentlichen Baumaßnahmen „deutlich höhere Anforderungen an Qualität und Haltbarkeit der Baumaterialien“ zu stellen, so Buchauer, weshalb beim Bau „nicht auf einen notwendigen Qualitätsstandard verzichtet“ werden könne. Die Fachbereichsleiterin betonte: „Das entspricht keiner Luxusausführung, sondern notwendigen Qualitätsansprüchen mit dem Ziel der Langlebigkeit.“

100 Jahre altes Parkett

Sie verwies in diesem Zusammenhang auf die Fridolinschule, deren Parkett knapp 100 Jahre alt sei und noch heute genutzt werden könne. Günstige Sanierung in den 1970er Jahren hätten hingegen in den vergangenen Jahren zu hohen Unterhaltskosten und nun auch zur Komplettsanierung der Schule geführt.

Nach der Präsentation zogen die Freien Wähler dennoch ihren Antrag zurück und reichten stattdessen einen neuen ein: „Die Antwort der Verwaltung reicht nicht aus. Angesichts der sich ständig verschärfenden Haushaltslage und der Millionenbeträge, die für Neubau und Sanierung ausgegeben werden, lohnt sich eine genauere Betrachtung. Um beurteilen zu können, ob die Stadt mit den Baukosten effizient arbeitet, benötigt der Gemeinderat ausreichend Informationen“, schreibt Fraktionsvorsitzender Matthias Lindemer.

Gefordert wird eine genaue Kostendarstellung beziehungsweise aktuelle Kostenschätzungen diverser städtischer Bau- und Sanierungsprojekte. Außerdem sollen diese mit dem Baukostenindex verglichen werden.

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