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Lörrach Licht und Schatten, in Musik umgesetzt

Die Oberbadische
Mit beeindruckendem schauspielerischem Pathos und reifem Ausdruck: Anne Ehmke Foto: Beatrice Ehrlich Foto: Die Oberbadische

Kultur: Anne Ehmkes sehenswerte Hommage an die Jazz-Sängerin Billie Holiday im Nellie Nashorn

Von Beatrice Ehrlich

Lörrach. Ein Leben, das es wert ist, erzählt zu werden: Die amerikanische Jazz-Sängerin Billie Holiday war eine Frau, die sich durch ihre schwierigen Lebensumstände lange nicht hat unterkriegen lassen und sich aus eigener Kraft eine zu jener Zeit unübliche Bühnenkarriere erarbeitet hat. Eine Geschichte mit Licht und Schatten, die jetzt noch einmal in Lörrach erzählt wird.

Mit beeindruckendem schauspielerischem Pathos und reifem Ausdruck bringt die Sängerin Anne Ehmke, begleitet von Hary de Ville an Gitarre und Mundharmonika und Marc Mezgolits am Bass den als musikalischen Monolog umgesetzten Lebensbericht Holidays unter der Regie von Vaclav Spirit auf die Bühne.

Aufgrund der großen Nachfrage haben die Künstler damit eine Produktion aus dem vergangenen Winter noch einmal aufgenommen. In ihrer Inszenierung des Stücks von Ulrich Greb, basierend auf Holidays Biografie mit dem Titel „Lady sings the Blues“, begeben sie sich auf die Spur des so schillernden wie traurigen Lebens der berühmten Sängerin. Stilvoller Schauplatz des Geschehens ist einmal mehr das als Blues-Kneipe zünftig dekorierte Nellie Nashorn.

Er bewegt, der Lebensbericht der Jazz-Sängerin, die in den 30er- und 40er-Jahren in den USA Furore machte, als erstmals auch Künstler mit afro-amerikanischem Hintergrund die Bühnen der amerikanischen Ostküste eroberten. Was ihre Zeitgenossen in Begeisterung versetzte und ihr die Türen der großen Konzertsäle bis hin zur Carnegie Hall öffnetet, war ihr ganz eigener, unverwechselbarer Stil.

Die Autodidaktin – nach eigenen Worten war sie nur zum Singen gekommen, weil sie nicht tanzen konnte – betrachtete ihn nicht einmal als solchen: „Wenn du ein Lied hast, das etwas mit dir zu tun hat, dann brauchst du keinen Stil. Du fühlst es einfach“, zitiert Ehmke. Es gelingt ihr blendend, kongenial unterstützt von Hary de Ville als musikalischem Gegenpart, die beiden entgegengesetzten Seiten der berühmten Sängerin spürbar werden zu lassen, die sich immer auch in ihrem Gesang widerspiegeln. „Fine and mellow“ heißt ein emblematischer Song Holidays, berühmt geworden in einer Aufnahme von 1957, der am Beginn und am Ende ihrer musikalisch-schauspielerischen Collage steht.

Anhand von Original-Zitaten und natürlich den Liedern („On the sunny side of the street“, „Autumn in New York“) wird die Person Eleonora „Billie“ Holiday auf der Nellie-Bühne ganz lebendig. Licht und Schatten, schwarz und weiß: Deutlich arbeitet Ehmke auch die Kehrseite des großen Erfolgs der Sängerin heraus. Geldnot und Prostitution als prägende Erlebnisse der frühen Jugend. „Lady Day“, wie sie ihr Freund, der bekannte Tenorsaxofonist Lester Young liebevoll nannte, verwickelte sich Zeit ihres Lebens in Widersprüche, etwa, was ihre Herkunft und frühe Kindheit betrifft.

Ihre Drogenabhängigkeit und instabile Beziehungen bereiteten ihr zeitlebens Probleme bis hin zum frühen Tod der frühen Jazz-Ikone. Nichts davon bleibt in Vaclav Spirits respektvoller Inszenierung verborgen, Schmerz und Gefühl treten bei Anne Ehmke offen zutage und machen den Abend zu einer würdigen Hommage an eine unvergessene Künstlerin.

  Zusatztermine am Samstag, 4., und Sonntag, 5. Januar 2020, Beginn 20 Uhr, AK 30 Euro / VVK 25 Euro + Gebühren

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