Lörrach Lieblingsgedicht statt Lieblingsbuch

Von Martin Braun
Spuren des Lebens am Strand... Foto: Kristoff Meller

Sommerkirche – Teil IV: Pfarrerin Nicole Bereswill präsentiert das Thema „Spuren des Lebens – Du & ich“

Lörrach -  Die Sommerkirche der Evangelischen Kirche Lörrach (Gemeinschaft der sechs einzelnen evangelischen Gemeinden) war am vergangenen Sonntag in der Friedensgemeinde zu Gast. Dazu begrüßte Dirk Ücker als Vorsitzender des Ältestenkreises Pfarrerin Nicole Bereswill, die diesmal den angekündigten Gottesdienst zum Lieblingsbuch hielt.

Abweichend vom eigentlichen Konzept der Reihe – nämlich Lieblingsbuch – ging es ihr aber mehr um ein Thema: „Spuren des Lebens – Du & ich“ – in Anlehnung an das berühmte Gedicht: „Spuren im Sand“ – der Kanadierin Margaret Fishback Powers von 1964.

Im Zentrum des Gottesdienstes stand dabei die Taufe eines kleinen Mädchens im Kindergartenalter, bei dem Bereswill als Pfarrerin zugleich auch Taufpatin war. Dazu gab es eine Lesung von Psalm 91, in welchem es darum geht, dass unser aller Leben trotz der vielen Gefahren und Nöte letztendlich unter dem Schutz Gottes und seiner Liebe zu uns Menschen steht.

Besonders berühmt sind aus diesem Psalm die Verse 11 und 12: „Denn er hat seinen Engeln befohlen, dass sie dich behüten auf allen deinen Wegen, dass sie dich auf den Händen tragen und du deinen Fuß nicht an einen Stein stoßest“ – dies war dann auch der Taufspruch für das kleine Mädchen.

Lied aus Taizé

Dazu legte Bereswill dar, dass Gott auch für ihr Tauf- und Patenkind da sein will. Ihm werde hier zugesagt: „Wenn Du mich brauchst, bin ich an Deiner Seite!“ – Gott will, dass wir alle Freude am Leben haben und ihm vertrauen, der uns liebt. Darauf antwortete die Gemeinde mit einem Lied aus Taizé: „Meine Hoffnung und meine Freude…Christus meine Zuversicht…auf dich vertrau ich und fürcht mich nicht“ und lenkte so zur eigentlichen Predigt und Ansprache der Pfarrerin über.

Im Anschluss an eine kleine Geschichte von Gefühlen, die auf einer Insel lebten, die sie dann aber verlassen sollten, bevor diese untergehe, erläuterte Bereswill, dass allein die Zeit anders als zum Beispiel Traurigkeit, Humor oder Reichtum ihre Gefühlsschwester Liebe richtig verstehe. Nur die Zeit sei deshalb bereit, die Liebe mit ins rettende Boot zu nehmen, bevor die Insel als bisheriger Lebensgrund und sicherer Hafen verschwinde.

Zentrale Zusage

Und so kann Bereswill schließlich die zentrale Zusage ihrer Predigt formulieren: „Gottes Liebe nimmt uns an. Sie füllt unser Leben und setzt uns in Brand, schenkt Energie. Denn Gott ist die Liebe. So verbindet und hinterlässt er, der Herr, in unserem ganzen Leben, wie die Zeit in der zuvor erzählten Geschichte richtig erkannt habe, Spuren.“

Genau hier bringt Bereswill dann den Inhalt der genannten Dichtung „Spuren im Sand“ ein. Konkret spricht sie da von „Spuren des Lebens“ gleichsam als Titel unserer ungeschriebenen Lebensbücher. Diese sieht sie heute im Gottesdienst als ihre Lieblingsbücher, deren Autoren wir alle: Ich und Du – eben selbst seien. Hier seien die Lebensspuren zu erkennen, wie wir sie selber verfolgen und in eigener Verantwortung frei und gewollt entwerfen und entwickeln. Es seien Spuren, die immer auch im Zusammenspiel mit anderen Menschen und Kräften entstünden.

Co_Autor für unser Leben

Mit Gott selbst, der uns im Leben sucht und findet, gebe es da einen Co-Autor für unser Leben, der mitschreibt und uns so begleitet wie im Gedicht Margret Fisher Powers. Für uns alle, wie auch für ihr Patenkind, das Taufmädchen von heute, gelte deshalb: Vor Gott sind wir freie und privilegierte Menschen, die darauf vertrauen können, dass Gott, der Herr, sie nicht verlässt. Dass auch ihnen gilt, womit das Spurengedicht von Margaret Fishback Powers endet: „Mein liebes Kind… wo du nur eine Spur gesehen hast, da habe ich dich getragen.“

Der nächste Gottesdienst dieser Reihe ist kommenden Sonntag wieder in der Christuskirche, dann mit Pfarrerin Christine Gellrich über ihr Lieblingsbuch „Unzertrennlich“ – von Irvin und Marylin Yalom mit Fragen zu Tod und Leben.

Mehr dazu über Evangelische Kirche Lörrach, Tel. 07621/ 577 09 640 oder E-Mail an gemeindebuero. loerrach@kbz.ekiba.de

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