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Lörrach Lörrach braucht mehr Wohnraum für Flüchtlinge

Bernhard Konrad
Eine Zwischennutzung des leer stehenden ehemaligen Polizeireviers ist im Grundsatz möglich. Die Stadt müsste dort allerdings Koch- und Sanitärmöglichkeiten schaffen. Rund 100 Personen könnten im Gebäudekomplex wohnen. Foto: Bernhard Konrad

Humanitäre Hilfe: Stadt muss voraussichtlich über 300 zusätzliche Plätze für Anschlussunterbringung schaffen

Lörrach braucht voraussichtlich über 300 zusätzliche Plätze in der Anschlussunterbringung für Flüchtlinge. Seit Jahresbeginn prüft die Verwaltung Grundstücke und Gebäude auf ihre Tauglichkeit, insbesondere das ehemalige Polizeirevier in der Bahnhofstraße 6 und eine Fläche an der Konrad-Adenauer-Straße in Stetten. Auf dieser könnte Wohnraum für bis zu 200 Personen geschaffen werden.

Von Bernhard Konrad

Lörrach. Die Lerchenstadt muss im Jahr 2023 auf Grundlage der aktuellen Landkreis-Quote wahrscheinlich knapp 370 Personen in Anschlussunterbringung aufnehmen.

Lage bleibt dynamisch

Etliche Krisen haben den Bedarf an Unterbringungskapazitäten für Flüchtlinge erhöht. Und die weltweit instabile, dynamische Lage – Ukraine-Krieg, Nahrungsmittel- knappheit in Afrika, Taliban in Afghanistan – erschwert sämtliche Prognosen.

Zeit und Platz knapp

Klarer zu erkennen sei dagegen, dass der Stadt Lörrach Anfang 2023 noch knapp 50 freie Plätze zur Verfügung stehen werden. „Trotz einer Verdichtung des Wohnraums in den drei Anschlussunterbringungen Bächlinweg, Neumatt-Brunnwasser und Gretherstraße werden die Unterbringungsmöglichkeiten wohl schon im Frühjahr/Sommer 2023 nicht mehr ausreichen“, so die Fachbereichsleiter Geraldine Dannecker (Bürgerservice und Öffentliche Sicherheit) und Robert Schäfer (Hochbau) in der Sitzungsvorlage, die der Gemeinderat am Donnerstag erörtern wird. Für das kommende Jahr rechnen sie mit einem Bedarf von mindestens 320 zusätzlichen Unterbringungsplätzen.

Auch Dank der „Unterstützung der Bürgerschaft“ konnten die Flüchtlinge aus der Ukraine bislang gut aufgenommen werden. Von knapp 500 geflüchteten Menschen bezogen fast 80 Prozent privaten Wohnraum.

Stadt prüft Optionen

Seit Anfang des Jahres begutachtet die Verwaltung Grundstücke, um künftige Schwierigkeiten bei der Unterbringung geflüchteter Menschen proaktiv zu verhindern.

Ehemaliges Polizeirevier

Nach Gesprächen mit dem Amt für Vermögen und Bau des Landes Baden-Württemberg ist eine Zwischennutzung des leer stehenden Gebäudes Bahnhofstraße 6 – das ehemalige Polizeirevier – möglich. Die Stadt müsste dort allerdings Koch- und Sanitärmöglichkeiten schaffen. Rund 100 Personen könnten wohl im Gebäudekomplex unterkommen. Der Bezug wäre theoretisch Mitte 2023 möglich.

Private Gebäude

Zudem wurden der Stadt zwei geeignete private Gebäude mit Wohneinheiten für insgesamt 70 Menschen angeboten. Vertragsverhandlungen zur Anmietung laufen, so die Vorlage.

Fläche in Stetten-Süd

Nach Prüfung etlicher Flächen soll die Planung für ein städtisches Areal in der Konrad-Adenauer-Straße – in unmittelbarer Grenznähe – weiter verfolgt werden. Eine Vorentwurfsplanung sieht auf dem Gelände eine Modulbauweise wie an den Standorten Bächlinweg und Neumatt-Brunnwasser vor: drei Gebäude im Dreigeschossbau mit einer Kapazität für bis zu 144 Menschen. Potenziell könnte im nächsten Schritt ein vierter Bau in Festbauweise realisiert werden. Hier könnten bis zu 48 Bewohner untergebracht werden: insgesamt also 192 Menschen. Ein Gemeinschaftsraum sowie ein Büro für Hausmeister und Integrationsmanager sind ebenfalls vorgesehen. Ein solcher Neubau könnte wohl im Jahr 2024 bezugsfertig sein.

Weitere Anstrengungen

Die Stadt führt auch Gespräche mit der Wohnbau Lörrach, „um Konzepte zur gegenseitigen Unterstützung zu stärken“. Sie wird sich zudem weiter darum bemühen, private Unterbringungsmöglichkeiten zu akquirieren.

Eine Pflichtaufgabe

Die Planung und Umsetzung der Maßnahmen für die Gebäude in Bahnhofstraße und Konrad-Adenauer-Straße werden zu einer Verschiebung von Hochbaumaßnahmen führen, so die Fachbereichsleiter. Die Stadt sei indes zum Handeln angehalten – denn: Sie sei verpflichtet, Menschen, die keinen privaten Wohnraum finden, unterzubringen.

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