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Lörrach Lörrach feiert doppelt Fasnacht

Bernhard Konrad

Narrengilde: Neujahrsempfang auf dem Pausenhof der Hebelschule /Sommer-Festival im Juni

Lörrach lässt sich seine Fasnacht nicht nehmen – auch nicht vom Corona-Virus. Mit dem „Confetti Sommer-Festival“ geht die Narrengilde neue Wege: Sie bietet ihren Mitgliedern und allen Freunden der tollen Tage eine Alternative an – wohlgemerkt: keine Kopie. Aber: Gar keine Fasnacht geht gar nicht, wie Obergildenmeister Jörg Roßkopf beim Neujahrsempfang deutlich machte.

Von Bernhard Konrad

Lörrach. Es dauerte eine Weile, bis alle Narren durch das Nadelöhr am Eingang zum Pausenhof der Hebelschule geschlüpft waren: Sorgfältig kontrollierte die Gilde den Zugang zu ihrem Neujahrsempfang, auf dem sich schließlich rund 200 Gäste tummelten.

Der Ort ungewohnt – die Klänge vertraut: Spätestens als die Kids der Guggemusik Ohreputzer den Anlass eröffneten, fühlte sich das endlich mal wieder wie Fasnacht an. Und darauf wird Lörrach in diesem Jahr nicht verzichten.

Fasnacht lebt vom Kontakt

Denn es bleibt dabei: „Mir ticke anderscht“, zitierte Roßkopf in seiner Neujahrsansprache das Motto der Fasnacht 2016. Das heißt: Nachdem die rasche Ausbreitung der neuen Virus-Variante die Pläne der Fasnächtler abermals landauf landab ausgebremst hatte, war auch in diesem Jahr eine komplette Absage der Fasnacht für die Narrengilde keine Option. Das Kunstprojekt mit Jochen Scherzinger sei 2021 die richtige Antwort auf die damalige Situation gewesen, doch wäre eine Wiederholung ebenso wenig überzeugend wie eine rein digitale Fasnacht: Das hätten die Basler Schnitzelbängg im lokalen Fernsehen gezeigt. „Fasnacht lebt vom Austausch und den sozialen Kontakten“, betonte Roßkopf.

Fasnacht bleibt im Wandel

Die Idee einer eigenständigen, an die klassische Fasnacht angelehnten Veranstaltungsreihe in der Woche nach Pfingsten widerspreche zwar zunächst jedem traditionellen Verständnis – denn alles hat seine Zeit – doch weitete der Obergildenmeister die Perspektive über den Horizont der Tradition hinaus. Zum einen sei Lörrach keine „althistorische Fasnacht“, sondern ein lebendiges Gebilde in stetem Wandel: „Ein buntes Volksfest für die bunte Bevölkerung in unserer Stadt“ – was sich übrigens auch in der Internationalität des Gildenvorstands widerspiegele. Zum anderen habe sich die hiesige Fasnacht etwa nach deren Absage während des ersten Golfkriegs im Jahr 1991 über lange Zeit hinweg nicht von diesem Einschnitt erholt.

Fasnacht braucht Jugend

Auch jetzt sei wieder ein Rückgang der Mitgliederzahlen festzustellen, insbesondere bei jungen Leuten. Deren Bindung zur Fasnacht dürfe nicht verloren gehen – indes: „Ohne Feiern kein Nachwuchs und ohne Nachwuchs gibt es irgendwann auch keine Tradition mehr“, sagte Roßkopf.

Fasnacht benötigt Geld

Zudem bräuchten die Cliquen und Musiken fasnächtliche Einnahmen, um ihre Domizile unterhalten zu können. Wachsende Geldprobleme der Formationen würden sich wiederum auf deren Ausstatter – von den Larvenateliers bis zu den Kostümschneidern – auswirken. Auf die finanzielle Unterstützung der öffentlichen Hand, so Roßkopf, sei leider kein Verlass.

Fasnacht ist Kreativität

Beim Sommerfest mit Brings-Konzert im Burghof, Lasser-Gugge-Explosion, Kinder-Kostüm-Party, Seniorennachmittag und Stadtfest mit großem Umzug gelte für die Lörracher Cliquen und Musiken: jeder kann, keiner muss. Der Kreativität darf „freien Lauf gegeben werden“ – es werde nicht erwartet, dass jemand im Eisbär-Häs und Larve im Umzug laufe... Unterdessen habe die Stadt das von der Gilde vorgeschlagene Hygienekonzept als Genehmigungsfähig eingestuft.

Kritisch äußerte sich Roßkopf mit Blick auf den Verband Oberrheinischer Narrenzünfte, aus dem die Gilde bereits vor Jahren ausgetreten ist. Dieser habe – wie einige andere Narrenverbände auch – seine Mitglieder gebeten, keine Einladung nach Lörrach anzunehmen.

Fasnacht beflügelt

Unterdessen werde allerdings anderenorts darüber diskutiert, so Roßkopf, ob das Beispiel der Lerchenstadt der Fasnacht Flügel verleihen könne. Das Interesse am hiesigen Ansatz sei jedenfalls gewaltig.

Unabhängig davon sind auch in der nun bevorstehenden traditionellen Fasnachtssaison einige Veranstaltungen vorgesehen – abhängig allerdings vom Infektionsgeschehen: vom Narrenbaumstellen über Schnitzelbängg bis hin zur Narrenmesse in St. Bonifatius und zum Dällerschlägg (draußen und „@Home“). Und weil Roßkopf weiter konsequent nach dem Leitsatz handelt: „Wer nicht mit der Zeit geht, geht mit der Zeit“, gilt in diesem Jahr das aktuelle Motto der Fasnacht ganz besonders: „Und witer goht’s“! Der Obergildenmeister: „Wenn wir zusammenhalten – und daran habe ich keinen Zweifel – werden wir gestärkt aus dieser schwierigen Zeit hervorgehen.“

Über die Ehrungen der Gilde berichten wir noch gesondert.

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