Die bislang kaum bekannten meisterhaften Bleistiftzeichnungen aus Skizzenbüchern des Lörracher Künstlers waren für viele Besucher in den letzten Monaten eine besondere Entdeckung. In der Serie von 26 ausgestellten Zeichnungen illustriert Kaiser Alltagsszenen des 19. Jahrhunderts. Die kleinen Bildformate können mit Hilfe von Lupen detailgenau betrachtet werden.
Als Verleger Waldemar Lutz, der vor Jahren ein Buch über Lörrach in alten Ansichten herausgab, die Skizzen in der Ausstellung entdeckte und genau ansah, wurde er zunehmend sicher: Er hält es für sehr wahrscheinlich, dass sie Alltagsszenen aus dem damaligen Lörrach darstellen. Bei der Darstellung eines Gebäudes spricht sogar vieles dafür, dass es sich um den bereits vor langer Zeit abgerissenen „Lörracher Turm“ handelt. Er wurde als Stadttor für die geplante, aber nie fertiggestellte Stadtmauer gebaut; nach ihm ist bis heute die Turmstraße benannt. Für diese Deutung spricht auch die auf der Skizze dargestellte Mauer – der heutige Hebelpark war damals Friedhof und mit einer Mauer abgegrenzt. Im Zentrum der Skizze zeichnet Kaiser ein Ochsengespann – mit Ochsenkarren wurden damals auch in Lörrach schwere Lasten transportiert. Es gibt noch ein sehr altes Foto von diesem Turm vor seinem Abriss, aber bislang war keine Darstellung oder Zeichnung eines Zeitgenossen bekannt.