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Lörrach Lörrach steht an Wyschhorods Seite

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Bei den Aufräumarbeiten Foto: Katharina Bodnarchuk (Leiterin der Abteilung für Kultur, Jugend, Sport und Internationale Zusammenarbeit des Stadtrats von Wyschhorod)

Ein Jahr russischer Angriffskrieg sorgt für großes Leiden.

Lörrachs befreundete ukrainische Stadt Wyschhorod wurde im vergangenen Jahr mehrfach durch Raketen attackiert, Häuser zerstört und Menschen getötet und verletzt. Bereits seit Beginn des Krieges stehen die Städte in regelmäßigem Austausch, um sich über die Geschehnisse auf dem Laufenden zu halten. Die Aktionsgruppe „Hilfe für Wyschhorod“ vom Verein „Lörrach International“ konnte aufgrund der hohen Spendenbereitschaft der Lörracher gemeinsam mit dem Deutschen Roten Kreuz (DRK) Lörrach humanitäre Hilfe zur Selbsthilfe bereitstellen, heißt es in einer Pressemitteilung der Stadt.

Städtepartner im Austausch

Die Verantwortlichen der Stadt Lörrach, allen voran Lörrach International, pflegen demnach die Städtefreundschaft und stehen mit den Kollegen vor Ort in regem Austausch. Sie schildern regelmäßig, wie sich das Leben durch den Krieg geändert hat.

Eugen Varava, ein Mitarbeiter des Ukrainischen Roten Kreuzes in Wyschhorod, und Katharina Bodnarchuk, Leiterin der Abteilung für Kultur, Jugend, Sport und Internationale Zusammenarbeit des Stadtrats von Wyschhorod, beschreiben, welche Herausforderungen zu bewältigen sind. Sie schildern unfassbares Leid, welches die Menschen seit dem Einmarsch der russischen Truppen vor einem Jahr, erdulden und erleben müssen.

Hilfe vor Ort Foto: Eugen Varava (Mitarbeiter des Ukrainischen Roten Kreuzes in Wyschhorod)

„Der blanke Horror“

Nach dem Abzug der russischen Armee nördlich von Kiew begann Wyschhorod, den benachbarten Gemeinden zu helfen. „Was wir sahen, war der blanke Horror. Die Gemeinden Poliska, Ivankivska, Dymerska im Distrikt Wyschhorod und unsere Nachbarstädte Bucha, Irpin, Borodyanka, Gostomel, Vorzel haben durch die Aktionen der russischen Armee katastrophale Zerstörungen erlitten. Es wurden Kriegsverbrechen an der Zivilbevölkerung vergangen…Die Grausamkeit ist unfassbar“, berichtet Bodnarchuk. In Wyschhorod sei man dankbar, von der russischen Besatzung verschont geblieben zu sein. Dennoch leide die Bevölkerung auch unter persönlichen Verlusten, Familien haben Angehörige im Militäreinsatz verloren oder Kriegsverwundete zu pflegen.

Bei einem russischen Raketenangriff am 23. November 2022 auf einen Wohnblock starben acht Menschen, viele wurden teils schwer verletzt. Die Stadtverwaltung bemühe sich, die betroffenen Familien so gut es geht zu unterstützen.

Lage den Umständen entsprechend stabil

Die Lage in der Stadt scheint nun den Umständen entsprechend stabil: Unternehmen haben ihren Betrieb wiederaufgenommen, Versorgungseinrichtungen und Notdienste funktionieren. Die Bevölkerung unterstütze die ukrainischen Streitkräfte oder engagiere sich ehrenamtlich. Bodnarchuk appelliert. „Wir Ukrainer brauchen immer noch schwere Waffen, Luftabwehrsysteme und eine Verurteilung der russischen Kriegsverbrechen. Heute ist die Ukraine ein Vorposten von ganz Europa und der zivilisierten Welt, und jeder von uns kämpft für die gemeinsame Freiheit.“

Die Helfer sind im Einsatz. Foto: Eugen Varava (Mitarbeiter des Ukrainischen Roten Kreuzes in Wyschhorod

Tägliche Bedrohung durch Luftangriffe

Denn noch immer gibt es die tägliche Bedrohung durch Luftangriffe, der die Menschen aus ihrem Alltag reißt. Die Kinder können bereits die Geräusche von Raketen und Drohnen unterscheiden und verstehen, ob eine Einschlag stattgefunden hat oder ein Luftabwehrsystem aktiviert wurde, wird in der Mitteilung der Stadt weiter geschildert. Auch die Infrastruktur sei stark betroffen: drei aufeinanderfolgende Tage, an denen der Strom nicht ausfällt, gelten als etwas Besonderes. Im Herbst 2022 wurde durch russischen Beschuss eine Energieinfrastrukturanlage beschädigt. Sie war mit Befestigungsanlagen versehen, die eine vollständige Zerstörung verhinderten, dennoch war die Stadt mehrere Tage komplett ohne Strom. Da die Wasserwerke mit Notstrom-Aggregaten arbeiten konnten, gab es keine Unterbrechungen bei der Wasserversorgung.

Für die Binnenflüchtlinge wurden auch in Wyschhorod Unterkünfte errichtet und Hilfsangebote geschaffen.

Der kalte Winter

Die Kälte im Winter war und ist eine große Herausforderung für die Menschen. Die Stadt und das Ukrainische Rote Kreuz Wyschhorod haben mit Heizstationen Möglichkeiten für Bedürftige geschaffen, sich warm zu halten und Geräte aufzuladen.

Eugen Varava, ein Mitarbeiter des Ukrainischen Roten Kreuzes in Wyschhorod, berichtet von der Arbeit des größtenteils ehrenamtlichen Teams vor Ort. Das Rote Kreuz hilft nicht nur Menschen in die Krankenhäuser zu transportieren, sondern sie beliefern auch verschiedene Dörfer mit Lebensmitteln, welche nach der russischen Besatzung durch die zusammengebrochene Infrastruktur noch immer von der Versorgungskette ausgeschlossen sind. Mit Lörracher Unterstützung wurden auch Heizgeräte für beschädigte Gebäude in den Dörfern beschafft.

Unterstützung für die Schüler Foto: Eugen Varava (Mitarbeiter des Ukrainischen Roten Kreuzes in Wyschhorod

Körperliche und seelische Spuren hinterlassen

Das Erlebte hat Spuren hinterlassen, nicht nur körperlich, sondern auch seelisch. Das Ukrainische Rote Kreuz Wyschhorod leistet daher psychologische Betreuung mit besonderen Angeboten für Kinder, Einheimische sowie auch Binnenvertriebene aus anderen Teilen der Ukraine, die zeitweise in Wyschhorod Zuflucht gefunden haben.

Für die schnelle, unbürokratische Hilfe, die aus Lörrach und aus der Partnerstadt Eichenau geleistet wurde, ist man überaus dankbar, heißt es in der Mitteilung weiter. Die Bevölkerung Wyschhorods stehe nach wie vor solidarisch zusammen, hilft und unterstützt sich gegenseitig. Doch der andauernde Kriegszustand, die Angst vor Luftangriffen, die täglichen Alarmsituationen, welche die Bevölkerung zutiefst verunsichern, lassen die Menschen nur eines hoffen: „Der Frieden ist heute unser größter Traum, unser Ziel und unsere wichtigste Aufgabe“, sagt Katharina Bodnarchuk.

Zahlreiche Spenden aus Lörrach

Ein erheblicher Anteil der Hilfe konnte auch Dank der zahlreich eingegangenen Spenden von Lörrachern geleistet werden. Wenige Tage nach Beginn des Angriffes wurde das Spendenkonto „Hilfe für Wyschhorod“ bei der Stadt eingerichtet. Die eingegangenen Spenden wurden beispielsweise dazu verwendet, um Lebensmittel/-Carepakete vor Ort zu finanzieren und auszuliefern. Außerdem konnten Materialien und Werkzeuge eingekauft werden, die zum Bau von Wärmegeräten aller Art wie beispielsweise Heizöfen, Feldküchen und Warmwasserbereiter dienten. Ein Krankentransporter wurde im Sommer nach Wyschhorod verschenkt, weitere Gelder dienten dazu den Transporter sowie das medizinische Personal für ihre Einsätze besser auszustatten.

Das sagt Oberbürgermeister Jörg Lutz

„Ein Jahr nach dem Angriff auf die Ukraine liegt es mir besonders am Herzen das klare Signal zu senden: wir stehen weiter an der Seite der Ukraine. Unsere Solidarität ist uneingeschränkt, wir helfen den Geflüchteten in Lörrach und unterstützen die Menschen in unserer befreundeten Stadt Wyschhorod. Am heutigen Tag gedenken wir den Opfern des Krieges und allen, die körperliche und seelische Wunden tragen. Dieser Krieg hat unglaubliches Leid verursacht, wir alle wünschen uns den Frieden,“ bekräftigt Oberbürgermeister Jörg Lutz.

Spenden

Da der Krieg weiter anhält, ist weitere Hilfe und Unterstützung für die Menschen vor Ort notwendig.

Wer den Menschen in und um Wyschhorod helfen möchte, kann dies weiterhin über das städtische Spendenkonto tun:

Spendenkonto „Hilfe für Wyschhorod“

Sparkasse Lörrach-Rheinfelden

DE66 6835 0048 0001 0894 65

SWIFT_BIC: SKLODE66XXX

Verwendungszweck: „Hilfe für Wyschhorod“

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