^ Lörrach: Lörracher Fasnacht anno dazumal - Lörrach - Verlagshaus Jaumann

Lörrach Lörracher Fasnacht anno dazumal

Gerd Lustig
Einen interessanten Film- und Bilderabend organisierte die Narrengilde, hier Gilden-Chronist Klaus Breitenfeld neben dem historischen Häs des Gildenkönigs im Gildenkeller. Foto: Gerd Lustig

Fasnacht: Filmische Rückschau von Chronist Klaus Breitenfeld im Gildenkeller.

Lörrach - Vom Schmunzeln bis zum herzhaften Lacher: Das ist im Gildenkeller der Narrengilde Lörrach Standard. Am Samstag aber kam noch interessiertes bis köstliche Amüsement dazu. Gilden-Chronist Klaus Breitenfeld, assistiert von Obergildenmeister Jörg Roßkopf, hatte zum historischen Stündchen ins Narrendomizil eingeladen.

Für rund 100 Gildenmitglieder hieß es einfach nur: genießen. Nach dem Motto „Wer optimistisch in die fasnächtliche Zukunft schauen will, der sollte auch ihre Vergangenheit kennen“ gab es historische Bilder aus dem 19. und 20. Jahrhundert zu sehen. Der Höhepunkt aber waren kleinere Filmausschnitte, die die Lörracher Fasnacht in den Jahren 1936 bis 1939 zeigten.

Breitenfeld zeigte sich stolz über diesen Fundus, den ihm vor einigen Jahren eine ältere Damen aus Lörrach geschenkt hatte. Gleichzeitig stellte der seit 2001 amtierende Archivar der Gilde in Aussicht, auf weiteres Filmmaterial der Landesfilmanstalt zurückgreifen zu können.

Spontan bekundete Gildenmitglied Dieter Philipp, ebenfalls noch historisches Filmmaterial zu besitzen, das er der Gilde zur Verfügung stellen könne. Das heißt: „Der nächste geschichtliche Abend kommt bestimmt“, sagte Breitenfeld. Keinesfalls will man aber wieder so viele Jahre ins Land ziehen lassen wie jetzt. Denn der letzte Abend mit alten Bildern und Filmen der Fasnacht datiert ins Jahr 1998.

100 Pferde und zwölf Umzugswagen

Jetzt aber sorgten erst einmal die Filmsequenzen der 1930er-Jahre für Unterhaltung. Da flimmerten der Gildekönig, damals begleitet von vier Pagen und hoch zu Wagen sitzend, sowie der Gildenarr ebenso über die Leinwand wie die 1937 gegründete Ranzengarde (Breitenfeld: „Da hatte jeder der Männer mindestens 100 Kilo“) oder die „Zundel“ des Turnvereins, die Stettemer Frösche und Scherenschleifer oder Ufhabi.

Dass bei damaligen Umzügen, die eine deutlich weitere Wegstrecke durch die Stadt vor sich hatten, neben den 300 bis 400 Teilnehmern auch 100 Pferde und zwölf Umzugswagen dabei waren, beeindruckte ebenso wie das gleichmäßige Marschieren und die musikalischen Beiträge auf der Umzugstrecke. Jörg Roßkopf hatte im Archiv gekramt und Lieder wie „Heidewitzka, Herr Kapitän“, „Kornblumenblau“ oder „Muss i denn…“ zu den Filmen ausgesucht. Spontan wurde im Gildenkeller ordentlich mitgesungen.

Berichtet wurde auch wie es zur Gründung der Narrengilde kam. Der damaligen Bürgermeister Boos hatte im Spätherbst beim Friseurtermin die Idee dazu. Er stellte 500 Reichsmark zur Verfügung und bereits im Januar 1936 wurde die Narrengilde Lörrach aus der Taufe gehoben. Maßgeblich waren die Lörracher Fasnächtler auch an der Gründung des Verbands Oberrheinischer Narrenzünfte (VON) im Jahr 1938 beteiligt, damals mit insgesamt sieben Zünften. Daher ging auch der erste Oberrheinische Narrentag 1938 in der Lerchenstadt über die Bühne, gefolgt von einem Narrentag 1939 in Bad Säckingen.

Und noch eine Anekdote: Als 1953, die Fasnacht war kurz nach dem Zweiten Weltkrieg unter der Führung von Egon Leible wiederbelebt worden, der Fasnachtsumzug mangels Interesse bei der Bevölkerung abgesagt wurde, organisierten Stettener Fasnächtler unter Federführung der Fätzer-Clique spontan einen eigenen Umzug.

In dessen Umfeld hatte es auch ein Fußballspiel „Schmuggler gegen Zöllner“ gegeben. „Doch man weiß bis heute nicht, wie diese Partie ausgegangen ist“, sagte Breitenfeld mit einem Lachen.

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