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Lörrach Lörrachs Narrengilde hat den Mut zum Wandel

Bernhard Konrad

Fasnacht: Neujahrsempfang in der Alten Halle Haagen / Neuestes Projekt: Fasnacht soll klimaneutral werden

Nach der erzwungenen Corona-Pause konnte die Lörracher Narrengilde am Dreikönigstag wieder zum traditionellen Neujahrsempfang einladen. Obergildenmeister Jörg Roßkopf stellte die verbindende Kraft der Fasnacht und die Offenheit der Gilde für den Wandel ins Zentrum seiner Rede.

Von Bernhard Konrad

Lörrach-Haagen. Endlich wieder die zuletzt vermisste Szenerie in der Alten Halle Haagen: Lörracher Fasnachts-Formationen begrüßen gemeinsam das neue Jahr.

Wandel als Bedrohung

Ein Jahr, das abermals erhebliche Herausforderungen mit sich bringen wird – so viel ist bei allen Unklarheiten sicher. Denn: Neben dem Corona-Virus müssen die Menschen nun auch mit den Auswirkungen des Ukraine-Krieges – allen voran Inflation und Energiekostensteigerung – umgehen. Und doch ist dies mit den Opfern der Ukrainerinnen und Ukrainern nicht zu vergleichen. Opfer, die diese „auch für unsere Freiheit“ erbringen, betont Roßkopf. Und über allem: der fortschreitende Klimawandel.

Wandel als Chance

Indes: Aufgeben ist keine Option. Roßkopf wirbt dafür, Veränderungen zuzulassen und den Wandel bestmöglich zu gestalten. Der Obergildenmeister schlug damit den Bogen von gesellschaftlichen Herausforderungen zur Situation der Lörracher Narrengilde im Speziellen und der Fasnacht im Allgemeinen.

Brauchtum als leere Hülse

Die Debatte um das Festhalten und Verteidigen von Traditionen oder dem Zulassen von Wandel hat in der Fasnacht fast schon – ja: Tradition. Roßkopf fragte kritisch, inwieweit es manchen „Brauchtumswächtern“ wohl tatsächlich um Inhalte und Botschaften, oder doch vielmehr um Gewohnheiten und Machtpositionen gehe. Der liberale Ansatz der Gilde sehe die Fasnacht als Anlass, der über seine ursprüngliche christliche Symbolik hinaus „immer auch das Ziel und die Aufgabe hatte, Menschen zusammenzubringen, Gemeinschaft erlebbar zu machen.“ Deshalb sei es auch gestattet, nach zwei Jahren Pandemie ein Sommerfestival zu feiern – und überhaupt: auch in der Krise zu feiern. Roßkopf: „Jeder Versuch, die Zeit anzuhalten, wird scheitern und die eigentliche Tradition der Fasnacht – ihre soziale und integrative Aufgabe – in Gefahr bringen.“

Brauchtum als lebendiger Prozess

Deshalb werde die Gilde ihren Weg weiter beschreiten. Das heißt: Innovationen wie etwa Live-Stream-Übertragungen von Gugge-Konzerten oder den Dällerschlägg@home beibehalten und gleichzeitig ein tolerantes miteinander leben.

Das neueste Projekt: Die Lörracher Fasnacht soll klimaneutral werden. Unvermeidliche CO2-Emissionen sollen künftig durch die Unterstützung von gegenwirkenden Projekten ausgeglichen werden. Konkret durch den Kauf von CO2-Zertifikaten von „Atmosfair“.

„Atmosfair plant, finanziert und betreibt zusammen mit Partnern Projekte zum Auf- und Ausbau von erneuerbaren Energien in Entwicklungsländern“, so Roßkopf.

Leben und leben lassen

Und: Als weitere Konstante werde die Gilde auch ihre tolerante Haltung pflegen: „Leben und leben lassen ist die Devise. Spielregeln sollen sicherstellen, dass jeder Einzelne ein Höchstmaß an persönlicher Freiheit leben kann, ohne andere zu verletzen oder zu beeinträchtigen“, betonte der Obergildenmeister. Roßkopf zitierte mit unerschütterlichem Optimismus abschließend das aktuelle Fasnachtsmotto: „Ich bin davon überzeugt, dass wir das alles schaffen können und werden: Gännt also Gas!“

Protektoren eingekleidet

Oberbürgermeister Jörg Lutz und Bürgermeisterin Monika Neuhöfer-Avdic sandten Grußbotschaften per Video. Ersterer von der Skipiste: mit Helm. Den kann er 2023 sicher noch öfter brauchen. Als Protektoren-Trio übernahm das fasnächtlich-kämpferisch gestimmte Dreigestirn Silke Herzog, Horst Simon und Günter Schlecht, die Ortsvorsteher von Brombach, Haagen und Hauingen, das Amt von der scheidenden Protektorin, der CDU-Bundestagsabgeordneten Diana Stöcker. Diese betonte, sie sei stolz und dankbar gewesen, Protektorenhut und -zepter tragen zu dürfen.

Über die Vergabe der Orden berichten wir noch.

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