Lörrach Lörrachs VHS-Leiter Axel Rulf geht nach 38 Jahren in den Ruhestand

Bernhard Konrad
Axel Rulf leitete die VHS 30 Jahre lang. Foto: Bernhard Konrad

Der scheidende VHS-Leiter zeichnet im Gespräch mit unserer Zeitung die Entwicklung der Einrichtung nach.

Nach 38 Jahren im Dienst der Stadt  ist Axel Rulf, Leiter der Volkshochschule Lörrach/Steinen, in den Ruhestand gegangen.

Das aktuelle Programm der Volkshochschule liegt in der Hand wie ein kleiner Ziegelstein: 260 Seiten Kursangebote – thematisch weit gefächert von Sprache über Gesundheit, Kreativ- und Kultur-Offerten bis hin zur EDV, konzipiert für die ganze Stadtgesellschaft, vom Kind bis zum Senior.

1985 war das noch anders: Seinerzeit passte das gesamte Angebot der VHS auf ein doppelseitig bedrucktes Faltblatt im Din A 4-Format.

Fulminante Entwicklung

Die beiden Programme stehen sinnbildlich für die Entwicklung der Einrichtung: vom Leichtgewicht zur unverzichtbaren Größe in der Stadt – einer bedeutenden Adresse für Bildung und Begegnung in Lörrach. Axel Rulf hat diese Entwicklung seit Mitte der 80er Jahre maßgeblich gestaltet, seit 1993 als Leiter der VHS.

Umbruch in den 80ern

Mit seinem Amtsantritt 1984 hatte es sich OB Rainer Offergeld auch zum Ziel gesetzt, mehr Menschen nach Lörrach zu holen, um die Kaufkraftbindung zu stärken. Neben der Etablierung einer Fußgängerzone war die Konzentration der Kultureinrichtungen im Stadtzentrum eine Schlüsselmaßnahme dieses Plans. „Eine spannende Zeit!“, erinnert sich Rulf im Gespräch mit unserer Zeitung. Damals war der Kulturreferent Berthold Hänel weitgehend allein für weite Teile des städtischen Kulturbetriebs zuständig: Dem Hauptamt mit Ratsschreiber Walter Jung zugeordnet, war Hänel für VHS, Bibliothek, Theaterreihen, die städtische Galerie und etliches mehr verantwortlich.

Rulfs Einstieg

Dementsprechend facettenreich waren Rulfs Aufgaben in der Bildungs- und Kulturvermittlung, als er 1985 bei der Stadt einstieg. Wie viele andere seiner Generation hatte er nach dem Studium an der Pädagogischen Hochschule keine Anstellung als Lehrer gefunden. Neben der Zuständigkeit für die VHS organisierte Rulf unter anderem über 100 kammermusikalische Konzerte im Sparkassen-Foyer – nicht selten auf Weltklasse-Niveau. Auch die Organisation von Jazz-Konzerten, darunter ein Festival im Grütt, gehört zu Rulfs beruflichem Repertoire.

Mit der Wahl von Helmut Bürgel zum Lörracher Kulturreferenten bekam die Kulturarbeit der Stadt abermals einen kräftigen Professionalisierungsschub. 1993 übernahm Rulf die Leitung der VHS und konzentrierte sich fortan in erster Linie auf die Weiterentwicklung der Einrichtung.

VHS im steten Wandel

„Die VHS ist die Schule der Veränderungsfähigkeit“, sagt Rulf. Sie agiere am Markt wie ein Unternehmen – zwar subventioniert und im öffentlichen Auftrag, aber sie müsse am Puls der Zeit bleiben, gesellschaftlichen Wandel wahrnehmen und Kurse anbieten, die nachgefragt werden. Sprachkurse zählen zwar zu den VHS-Klassikern, aber der Gesundheitsbereich sei in den vergangenen Jahren geradezu „explodiert“. Ebenso die Kooperation mit der Kaltenbach-Stiftung im kreativen Segment und bei den Offerten für Kinder.

Rund 90 Prozent aller Dozenten sind Frauen, rund 70 Prozent aller Teilnehmer ebenfalls. „Ohne Frauen keine VHS“, sagt Rulf: „Sie bleiben einfach länger dran“, sagt er mit Blick auf die Kurs-Teilnehmerinnen.

Eine Dauer-Herausforderung sei die geringe Entlohnung der selbstständigen Dozentinnen: 30 Euro für 60 Minuten. Im Schnitt bezahlen die Kunden vier Euro für eine Kursstunde. Ihr Beitrag bildet die Hälfte des Budgets. Mit rund 450000 Euro jährlich beteiligt sich die Stadt, weitere zehn Prozent steuert das Land bei.

Die Perspektiven

Die VHS hat sich über ihre Kurse hinaus – etwa mit der „Samstags-Uni“ – zum Forum der öffentlichen Debatte entwickelt, jedoch habe diese Funktion seit Corona etwas an Bedeutung verloren. Nichtsdestotrotz bleibe die VHS „mindestens ebenso sehr ein sozialer Ort wie ein Ort der Bildung“, sagt Rulf – der Digitalisierung zum Trotz. Der scheidende VHS-Leiter: „Die Volkshochschule wird auch in Zukunft ein Ort der Begegnung bleiben.“

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