Grundsätzlich stelle sich die Frage, ob nach Marxismus/Kommunismus und Faschismus die letzte der „drei großen Erzählungen des 20. Jahrhunderts“, die liberale Demokratie, ihre Legitimierung einbüße. Es „wäre verheerend“, wenn die „Erzählung von der gleichen Würde aller Menschen“ scheitere. Das Wiederaufleben nationalistischer Vorurteile und die Betonung kultureller Unterschiede in Flüchtlingsdebatten der jüngeren Zeit „dürfen nicht dazu führen, dass das gleiche Recht aller in Frage gestellt wird“, sagte Schwan, die für ein „Europa der Kommunen und der Bürger“ statt der Nationalstaaten warb, unter Beifallsbekundung der Zuhörer.
Bei der vorangegangenen Diskussion hatte Till Behnke seine in Berlin gegründete und mittlerweile von einer Millionen Personen genutzte Nachbarschaftsplattform „nebenan.de“ vorgestellt. „Global denken, lokal handeln“ ist derweil das Credo der bürgerschaftlichen Initiative „Murg im Wandel“. Deren Arbeit erläuterte Sonja Sarmann für den am Sonntag verstorbenen Mitbegründer und Sprecher der Gruppe Karl Geck. Murgs Bürgermeister Adrian Schmidle bestätigte: „Gemeinderat und Bürgerengagement ergänzen sich“.
Tut man sich in Lörrach schwerer mit neuen Beteiligungsformaten? Der Nachfrage von Tim Göbel (Schöpflin Stiftung) antwortete Oberbürgermeister Jörg Lutz, indem er für mehr gegenseitiges Verständnis zwischen bürgerschaftlichen Initiativen und politischen Gremien warb. Lutz: „Das ist ein gegenseitiger Lernprozess“.