Lörrach Lüge, Schwindel und Betrug

Die Oberbadische

Rollenspiel: Die „Werwölfe vom Düsterwald“ treffen sich im Nellie Nashorn in Lörrach

Von Ines Bode

Mit der Lügerei im täglichen Umgang soll es ja so eine Sache sein – mitunter geht der Schuss nach hinten los. Wie gut, dass die Welt der Spiele dem menschlichen Register namens Lüge, Schwindel und Betrug reichlich Potenzial zum Austoben bietet – etwa bei den „Werwölfen von Düsterwald“.

Eigentlich lüge er gar nicht, sagt ein Teilnehmer der Gruppe, die sich regelmäßig im Lörracher Kulturzentrum „Nellie Nashorn“ trifft, um dem populären Game zu frönen. Mehrfach wurde das aus Frankreich stammende Spiel bereits prämiert, und in andere Sprachen übersetzt. Für viele liegt der Reiz im kriminalistischen Ansatz oder in der spannenden Rollenverteilung. Der Nächste findet es mathematisch interessant, andere vergleichen es mit einem ähnlichem Spiel der Pfadfindertage. Wie auch immer. Der Treff im Nellie zieht einen harten Kern an, zuzüglich zehn Leute, die spontan aufkreuzen. Beruflich ist man bunt gemischt, vom Pädagogen über den Chemiker bis zum EDVler. Die jüngste Runde komplettierten gar drei Franzosen. Dimitri und Fanette vom SAK, und Juliette, die im Nellie ihren Deutsch-Französischen Freiwilligendienst absolviert. Für den Spielverlauf braucht es Kärtchen und Kerzen – das wars. Die Karten zum Beschriften, die Kerzen um Tote kenntlich zu machen. Eingangs brennen alle Dochte, nach und nach verlöschen sie. Keine 20 Minuten verstreichen, und erste Leichen tauchen auf. Der Neuling schnallt nicht unbedingt auf Anhieb, dass die Werwölfe entscheiden - offenen Auges und mit totaler Ruhe - wer als nächster dran glauben muss.

Was nun ziemlich gruselig klingt, entpuppt sich jedoch als reine Panade. Tatsächlich steht der strategische Faktor voll im Mittelpunkt. Zu den Figuren gehört die gierige Meute, die jede Nacht Düsterwald heimsucht, und für Sterbefälle sorgt. Hinzu kommen die Bewohner plus Orts-Chef. Ergänzt wird der Kreis von der Seherin und der Hexe, wobei letztere auch gleichzeitig Bürgermeister sein kann. Überdies entscheidet die Hexe, ob jemand gerettet wird, stattdessen der Wolf abgemurkst wird. Ein Sprecher überwacht das Geschehen. Jede Figur hat Rechte. Jeder Satz, der fällt, kann wahr oder gelogen sein. Anspannung und Kribbeln garantiert. Natürlich kann man schweigen. Blicke und Mimik des Gegenübers werden ergründet, da empfiehlt sich ein Schal, kurz vors Gesicht gezogen – falls jemand verräterisch grinsen muss. Einzig der Teller Pommes aus der Nellie-Küche, der sich mitten hinein in die mörderische Szenerie schob, war real. Je nach Mentalität des Spielleiters, könnte sich Stimmung auftun, die einen zu packen versteht. Der nüchterne Typ dürfte da deplatziert sein. Dieser Aspekt wird gleich zum Auftakt des Abends klar, der zwei, drei Stunden dauern kann. Es fällt der berühmte Satz, vorgetragen mit salbungsvoller Stimme: Es war einmal …, und schon sind die Sinne angespannt, und man ist mittendrin, im mystischen System von Düsterwald.

Die Idee zu dieser Spielrunde steuerte Tim Krause bei, ehemaliger Leiter des Kulturzentrums. Stammspieler Tim Frey zufolge, sei es wohl auch die Kostenfrage gewesen, welche die Auswahl beeinflusste – denn Kosten gibt’s es bei dem Spiel so gut wie keine.

Weitere Informationen: Spiele-Treff „Die Werwölfe von Düsterwald“ im Nellie Nashorn: Jeden ersten Donnerstag im Monat um 20 Uhr; neue Mitspieler sind willkommen.

Umfrage

Bargeld

Die FDP fordert Änderungen beim Bürgergeld. Unter anderem verlangt sie schärfere Sanktionen. Was halten Sie davon?

Ergebnis anzeigen
loading