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Lörrach Mahnwache gegen Antisemitismus in Lörrach

Bernhard Konrad
Zeichen setzen gegen Antisemitismus auf dem neuen Marktplatz: in Gedenken an die Opfer – von damals und heute. Foto: Bernhard Konrad

Über 250 Menschen haben sich am Donnerstag an der Mahnwache der Stadt beteiligt und ein Zeichen gegen Antisemitismus gesetzt. Dabei wurde auch eine Brücke zu allen friedlichen Muslimen geschlagen.

Es war anders diesmal: Die Gedenkfeier zur Zerstörung der Lörracher Synagoge bei den Novemberpogromen 1938 war mehr noch als sonst eine Demonstration der Solidarität mit jüdischen Bürgern in Lörrach und Menschen jüdischen Glaubens – wo immer sie leben.

Neben bekannten Gesichtern, die verlässlich an der Mahnwache zum 9. November teilnehmen, strömten zahlreiche Menschen zum neuen Marktplatz vor die Synagogengasse: Alte und Junge, Ehepaare, Familien mit Kindern, Alleinstehende. Zum Gesang von „Shalom Aleichem“ – Friede sei mit dir – wurden Kerzen entzündet. Wenig später setzte leichter Regen ein – die Leute blieben.

Hubert Bernnat

Historiker Hubert Bernnat skizzierte den geschichtlich-politischen Kontext der 30er Jahre – und zeigte, wie kurz der Weg zur Diktatur war. Er betonte das Recht Israels auf Verteidigung und bezeichnete den Schutz jüdischer Bürger in Deutschland als „nicht verhandelbar.“ Diese Haltung richte sich weder gegen den Islam noch gegen Muslime, sondern gegen diejenigen „die den Islam missbrauchen und Palästinenser als menschliche Schutzschilde benutzten“: die Hamas.

In Gedanken bei den israelischen Geiseln Foto: Konrad

Moshe Flomenmann

Dies unterstrich Rabbiner Moshe Flomenmann: Friedliche Muslime dürften nicht für die Taten in Israel verantwortlich gemacht werden: „Uns ist mehr gemeinsam, als uns trennt“, sagte er.

Schon zuvor hatte Flomenmann während einer Mahnwache in der Teichstraße – dort wurde insbesondere den israelischen Geiseln gedacht – betont, dass ein „Nie mehr!“ mit Leben und Haltung ausgefüllt werden müsse: Ein „Nie mehr!“ ohne „wenn und aber“. Leider seien solche Relativierungen derzeit immer wieder zu hören. Die Taten der Hamas seien kaltblütiger Mord gewesen. Wer das Recht Israels auf Verteidigung und die Befreiung der Geiseln mit einem „ja, aber“ versehe, mache „einen klaren Strich durch dieses ’Nie wieder!’“

Der Rabbiner erinnerte daran, dass sich auch etliche muslimische Verbände deutlich positioniert hätten, und er bekräftigte, dass es im Grundsatz nicht ausschließlich um Israel und die jüdische Bevölkerung gehe, sondern um „Frieden und Menschlichkeit“ in der Welt.

Die Kerzen werden entzündet. Foto: Konrad

Michael Hoffmann

Als Vertreter der Gruppe Abraham wandte sich Pfarrer Michael Hoffmann im Namen von Juden, Muslimen und Christen entschieden gegen Zweifel am Recht Israels auf Verteidigung. Hoffmann warnte vor Antisemitismus, der sich in den Mantel von Kunst oder scheinbar rein politischer Kritik hülle.

Gedenken an die Geiseln

Vor der Mahnwache in der Synagogengasse hatte Jörg Müller für den Verein Emahti zu einer vorgeschalteten Mahnwache an der Erinnerungsstele in der Teichstraße eingeladen. Dort wurde vor einem Zaun, an dem Bilder der von der Hamas entführten Menschen zu sehen waren, insbesondere an die Opfer der Geiselnahmen erinnert. Inhaltlich getragen wurde diese Mahnwache von der Israelitische Kultusgemeinde Lörrach, der Arbeitsgemeinschaft Christlicher Kirchen (ACK) und der Evangelischen Allianz (EA). Neben Flomenmann und Müller sprachen dort Hildegard Leisinger (ACK) und Stefan Heeß (EA). Eindringlich wurde vor wachsendem Antisemitismus und seinen Folgen gewarnt. Die Geschichte habe gezeigt, so Flomenmann: „Es fängt immer mit Juden an. Aber es hört nie mit den Juden auf.“

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