Lörrach Mannheimer Rakete startet

Die Oberbadische
Das Mannheimer Streichquartett überzeugte in der Meisterkonzert-Reihe in Rheinfelden durch Spielkultur und klassischen Schönklang. Foto: Jürgen Scharf Foto: Die Oberbadische

Konzert: Streichquartett mit Feinschliff im Rheinfelder Bürgersaal

Von Jürgen Scharf

Rheinfelden. Einen so erfolgreichen Namen behält man bei: als Markenzeichen, als Label. Das 1975 in Mannheim gegründete Mannheimer Streichquartett ist schon seit 1988 in Essen beheimatet und hat dort eine eigene Konzertreihe im Weltkulturerbe Zeche Zollverein. Da wird man hellhörig und neugierig, was diese renommierte Kammerformation, die am Sonntag bei den Meisterkonzerten im Bürgersaal gastierte, so alles im Repertoire hat – war es doch in Rheinfelden ein klassisch ausgerichtetes Konzert.

Spannend von den Musikern um den seit drei Jahren im Ensemble mitspielenden ersten Geiger Daniel Bell, die zweite Geigerin Shinkyung Kim, den Bratscher Sebastian Bürger und den Cellisten der ersten Stunde und noch einzigem Gründungsmitglied Armin Fromm zu erfahren, dass sie an ihrem Heimatsitz aktuell alle sechs Bartók-Quartette aufführen, jeweils kombiniert mit einem berühmten Werk der Klassik oder Romantik. In Rheinfelden haben sie allerdings keine moderne Musik, sondern Dvorák den beiden Wiener Klassikern Haydn und Beethoven zur Seite gestellt.

Und das konnte sich auch hören lassen. Denn das Mannheimer Streichquartett, dessen Name indirekt mit der Mannheimer Schule verbunden ist – also mit der berühmten „Mannheimer Rakete“, dem sinfonischen Crescendo – geht in der Tongebung schlank, durchhörbar und mit homogenem Klang zu Werke. Schon im bekanntesten Haydn-Quartett, dem „Kaiserquartett“, dessen Name auf den Variationensatz über die Hymne „Gott erhalte Franz, den Kaiser“ – besser bekannt als deutsche Nationalhymne – zurückgeht, hörte man eine stilsichere, intensive Interpretation, die den hervorragenden Ruf der Mannheimer begründete.

Die klar konturierte, schlicht kantable und unprätentiöse Werktreue setzte sich in Beethovens letztem, unkonventionellem, ja geradezu „modernem“ Streichquartett op. 135 auf hohem Niveau mit viel Feinschliff, rhythmischer Souveränität und schönen Klangfarben fort. Über das musikalische Motto „Muss es sein? Es muss sein!“ (im „Der schwer gefasste Entschluss“ betitelten Finale) ist viel spekuliert worden. Bei den Mannheimern klingt diese Stelle aber nicht spekulativ, sondern beeindruckt vor allem durch die sichtliche und hörbare Gelassenheit der Wiedergabe, einer selbstverständlichen Natürlichkeit und Unaufgeregtheit, mit der dieses Ensemble das sperrige Spätwerk fließend, kantabel und dennoch expressiv den Zuhörern im Saal verständlich macht.

Erlesene Ensemblekultur war auch bei Dvoráks mit Abstand populärstem Streichquartett, dem „Amerikanischen“, zu bestaunen. Das Werk ist sehr oft zu hören, mehr als alle anderen Dvorák-Quartette zusammen. Das ergibt eine ähnliche Schieflage wie im sinfonischen Bereich, wo Dvoráks „Aus der Neuen Welt“ dominiert.

Und wie haben nun die Mannheimer dieses beliebte Werk gespielt? Sie treffen die entspannte und heitere Stimmung, im dritten Satz auch den pastoralen Charakter. Aber man sollte das nicht verwechseln mit glatter Oberfläche oder Routine, sondern es lesen als Spielkultur und Klangsinn.

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