Mast-  und  Schotbruch, Gudrun

Von Bernhard Konrad

Lörrach. Jetzt ist sie Lörracher Ehrenbürgerin, Trägerin der Staufermedaille und seit heute ehemalige Oberbürgermeisterin der Lerchenstadt: Gudrun Heute-Bluhm. Am Mittwochabend wurde sie im Burghof verabschiedet (wir berichteten).

Für einen Augenblick war ihr die Fassungslosigkeit anzusehen – als ob dies alles selbst für ihr nimmermüdes Hochspannungsgehirn einfach zu viel war. Seit Stunden schon segelte sie auf dem vorgegebenen Kurs, einer Welle des Respekts, der Anerkennung, auch der Sympathie, aber mit der Verleihung der Ehrenbürgerwürde hatte Gudrun Heute-Bluhm offenbar nicht gerechnet. Stadtrat Werner Lacher

Gemeinderat verleiht ihr Ehrenbürgerwürde

hatte eben seine Rede auf die Scheidende beendet und gemeinsam mit den Fraktionsvorsitzenden und Bürgermeister Michael Wilke eine schöne Arbeit des Bildhauers Konrad Winzer überreicht, als er zur Verblüffung der Gäste den „Höhepunkt des Abends“ ankündigte: Der Gemeinderat gewährt seiner Oberbürgermeisterin die höchste Auszeichnung der Stadt.

Sichtlich bewegt und schon ein bisschen erschöpft vom reichen Zuspruch trat das Stadtoberhaupt ans Rednerpult: Die Politik-Expertin rang um Fassung. Der Abschied falle ihr nicht leicht, sagte sie, bevor sie Stationen ihres Weges nach Lörrach skizzierte. Es erfülle sie mit Freude, dass sie gemeinsam mit anderen „am Lörracher Haus bauen durfte.“ Sie dankte ihren vielen Wegbegleitern, den städtischen Mitarbeitern, Gemeinderat und lokalen Medien, die ihr auch kritisch den Spiegel vorgehalten hätten. Zwei Menschen hob sie besonders hervor: Britta Klettke, ihre langjährige Sekretärin, „mein Anker im Rathaus“, und ihren

„Sie haben mir eine Heimatstadt geschenkt“

Mann Manfred Bluhm „mein Anker zu Hause.“ Und sie dankte den Bürgern Lörrachs: „Sie haben mir eine Heimatstadt geschenkt.“ Man kann es nicht anders sagen: Gudrun Heute-Bluhm hat in ihrer letzten Rede als Oberbürgermeisterin ihrer Stadt eine Liebeserklärung gemacht.

Der Saal würdigte die Authentizität der Worte: Weils Bürgermeister Wolfgang Dietz war einer der ersten, der aufstand, um stehend Applaus zu spenden.

Zuvor hatte Gudrun Heute-Bluhm den Taktstock nicht nur symbolisch aus aus der Hand gegeben. Die Stadtmusik gab ihrer Präsidentin zum Abschied nochmals die Gelegenheit, das Orchester vor großem Publikum zu dirigieren. Das lag ihr zwar nicht ganz so im Blut wie das Dirigieren von einigen hundert Verwaltungsmitarbeitern, indes zählte an diesem Abend allein der gute Wille – der war vorhanden. Landrätin Marion Dammann bemerkte anschließend zurecht mit einem Schmunzeln, so zaghaft habe sie Gudrun Heute-Bluhm in 19 Jahren nicht erlebt. Sie würdigte deren Arbeit ebenso wie Freiburgs Oberbürgermeister Dieter Salomon, der für das Präsidium des baden-württembergischen Städtetags sprach. Kurt Grieshaber, Präsident der IHK Hochrhein-Bodensee stellte ihre erfolgreiche Arbeit für die wirtschaftliche Entwicklung Lörrachs ins Zentrum. Als Vertreterin der Beschäftigten in der Stadtverwaltung beschrieb Personalratsvorsitzende Claudia Sambale-Lebus Heute-Bluhm als menschliche und kooperative Vorgesetzte.

Werner Lacher hatte die Verdienste Heute-Bluhms in der Förderung des wirtschaftlichen und kulturellen Lebens der Stadt hervorgehoben. In ihrer Zeit habe sie die Entwicklung Lörrachs zum modernen und starken Wirtschaftsstandort im Dreiländereck maßgeblich geprägt und zur Weiterentwicklung des kulturellen

Dank an die Wegbegleiter

Profils der Stadt sowie deren Reputation als Schulstandort wesentlich beigetragen.

Bürgermeister Michael Wilke lud die Gäste abschließend zum Umtrunk ins Foyer des Hauses ein, den die Narrenzunft mit Beiträgen bereicherte.

Zuvor freute sich der Bürgermeister mit einem Lächeln darüber, dass er kurz vor Heute-Bluhms beruflichem Abschied nach Stuttgart – privat wird Lörrach ihr Lebensmittelpunkt bleiben – tatsächlich das letzte Wort habe. In jeder anderen Situation sollte man darauf auch am Ende einer Veranstaltung besser nicht wetten. Aber dieses eine Mal war Gudrun Heute-Bluhm tatsächlich sprachlos.