Lörrach Mehr Bewegung im Schulalltag

Kathryn Babeck
Mit dem Ball abwerfen: Ein klassisches Bewegungsspiel, das auch die räumliche Orientierung schult. Foto:  

Das Projekt „Agil 0.2“ fördert mit Erfolg Bewegung und Sport bei Lörracher Grundschülern.

30 Prozent der Grundschulkinder haben Schwierigkeiten mit ihrer Motorik, 17 Prozent sind Übergewichtig. Das waren die Testergebnisse von vier Grundschulen in Lörrach im Oktober 2022. „Das sind die Zahlen. Viele Kinder können gar nicht richtig laufen, sie haben schlechte Füße, ihre Motorik ist eingeschränkt“, sagt Christoph Geissler, Mitinhaber der Kinder-Sportakademie Lörrach. Er ist Sportökonom und hat die 128 Erstklässler getestet.

Umfangreiche Tests

Die Eichendorffschule, die Grundschule Salzert, die Schlossbergschule und die Albert-Schweitzer-Schule hatten zunächst bei Untersuchungen der Universität Basel besonders großen Förderbedarf aufgewiesen. Nun wurden sie im vergangenen Jahr abermals untersucht.

Grundlage waren sportmotorische Tests der „Turnbeutelbande“, ein Förderprogramm der Kinderderturnstiftung Baden-Württemberg. Analysiert werden etwa kurze Sprints, Sit-Ups, Liegestütze sowie Weitsprung und ein sechs-Minuten-Lauf.

Motorische Defizite

Die Gründe für motorische Schwierigkeiten, so Geissler, seien vielfältig: So müssen etwa deutlich mehr Eltern arbeiten. Kinder würden sehr viel Zeit in digitalen sozialen Netzwerken verbringen. In der Corona-Zeit hätten viele Kindergartenkinder keinen Umgang mit ihresgleichen gehabt. Auch die Ernährung spiele eine Rolle: Etliche Kinder hätten zu hohe Körperfettwerte.

Sechs Schulklassen mit 128 Erstklässlern wurden nun ein Schuljahr durch das Grundschulprojekt „Agil 0.2 – aktive Grundschule in Lörrach“, begleitet. Gefördert wird es von der AOK Hochrhein Bodensee sowie der gemeinnützigen Gmbh „Direct Help Better Future“ von Alexandra Sieberer.

Erste Lösungsansätze

So erhalten die Erstklässler eine zusätzliche Bewegungsstunde. Und: Der Sportunterricht berücksichtigt in besonderer Weise die Testergebnisse der Kinder-Sportakademie. Die beteiligten Schulen streben zur Sicherung dieses Projekts das Zertifikat des Ministeriums für Kultus, Jugend und Sport „Grundschule mit sport- und bewegungszerzieherischen Schwerpunkt“ an. Zudem wird eine „bewegte Pause“ angeboten, in der sich die Kinder mit Ballspielen intensiver bewegen sollen. Dafür sind eigens „Bewegungsboxen“ angeschafft worden. Ziel ist es, dass die Lehrer die Bewegungsspiele langfristig weiterführen und als Multiplikatoren fungieren.

Eine Frage der Finanzierung

„Der Vorteil dieser Projekte ist, dass sie in der Schule stattfinden,“ erläutert Laura Dold, Sportkoordinatorin der Stadt Lörrach. So würden alle Kinder erreicht. „Unser Wunsch wäre, dass so etwas an allen Grundschulen stattfindet und in sämtlichen Klassenstufen.“ Es sei jedoch eine Frage der Finanzierung.

Agil-Maßnahmen greifen

Miriam Herbage, Schulleiterin der Grundschule Salzert fügt hinzu: „Sport ist mehr als eine Stunde Bewegung, man muss sich auf den anderen einlassen. Es fördert die Persönlichkeitskompetenz.“

Die neusten Untersuchungen der Lörracher Schüler zeigen: Die Agil-Maßnahmen greifen. Die Bewegungsfähigkeit der Kinder hat sich deutlich verbessert. Die körperliche Fitness der Grundschüler hat sich an der Schlossberg- und Eichendorffschule sogar auf „überdurchschnittlich“ verbessert.

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