Lörrach Mehr Grün für Lörrach

Gabriele Hauger
Opfer des sommerlichen Gewittersturms: Der Baum muss gefällt werden. Foto: Gabriele Hauger

Beim städtischen Presserundgang wurde anhand verschiedener Beispiele das Thema Klimaanpassung erläutert. Im Fokus: Grünflächen, Pflanzungen, sowie das Konzept Schwammstadt – erläutert vom städtischen Fachpersonal.

Die nächste Hitzewelle rollt – und erfasst auch wieder Lörrach. Der Klimawandel sei neben dem demografischen Wandel eine der größten Herausforderungen für die Zukunft, erläutert Bürgermeisterin Monika Neuhöfer-Avdic. Deutlich wird das schon direkt neben dem Rathaus.

Die Magerwiese

Wo vergangenes Jahr eine viel gelobte, bunt blühende Fläche war, entwickelt sich nun eine Magerwiese. Die sieht zwar nicht ganz so schön aus, sei aber biologisch mindestens genauso wertvoll, unterstreicht der Leiter Stadtgrün Steffen Vogel. Der Grund: Viel wertvolle Erde musste aufgrund ihres Gewichts und der darunter liegenden Tiefgarage abgetragen werden. Nach der erneuten Aussaat und der Keimung herrschte zudem extreme Trockenheit. Schwierige Bedingungen für die Pflanzen. Dennoch blüht es, sogar ein Rotmilan jage hier, freut sich die Fachbereichsleiterin Britta Staub-Abt.

Immer wieder müsse man irritierten Bürgern erläutern, dass der früher vorherrschende Wechselflor oder das Einheitsgrün an den Straßenrändern zunehmend der Vergangenheit angehören. Was geordnet aussah, ist weder ökologisch wertvoll noch nachhaltig. Dass hier gegengesteuert wird, konnte die Bürgermeisterin auch beim Besuch in Basel erfahren, wo man in puncto naturnahe Umgestaltung sogar schon weiter ist.

Steffen Vogel führt ein weiteres umweltfreundliches Beispiel an: „Bei der neu gestalteten Friedhofsmauer in Tumringen mit ihren blühenden Kaskaden summt und brummt es.“

Entwurzelte Bäume

Welche Dramatik der Klimawandel auch in Lörrach entwickeln kann, zeigte ein kürzliches Sommergewitter. 50 Bäume wurden entwurzelt – darunter ein majestätischer Götterbaum im Hebelpark – oder müssen gefällt werden, fast 500 wurden stark geschädigt. „15 Minuten Gewitter bedeuten für uns ein halbes Jahr Arbeit“, sagt Steffen Vogel. Denn es soll natürlich möglichst nachgepflanzt werden – bevorzugt hitzeresistente Arten.

Bei der Bepflanzung von Baumalleen werde künftig darauf geachtet, die Arten zu wechseln, da weitere Baumkrankheiten erwartet werden, die dann ganze Straßenzüge komplett schädigen könnten, ergänzt Britta Staub-Abt. Bei den Jungbäumen müsse inzwischen fünf statt bisher drei Jahre gewässert werden – viel Arbeit, auch angesichts zunehmenden Personalmangels. „Wir haben inzwischen oft acht Wochen lang praktisch keinen Regen“, so Steffen Vogel.

Die Stahlbäume

„Alle wollen mehr Grün in der Stadt!", weiß die Bürgermeisterin aus vielen Bürgergesprächen und Umfragen. Dass Baumpflanzungen aber aufgrund der Vielfalt an unterirdischen Leitungen nicht immer möglich sind, wissen viele nicht. Immerhin kann Lörrach hier eine erfolgreiche Erfindung vorweisen: die Stahlbäume. Nach einigen Anfangsschwierigkeiten ranken sich nun in sattem Grün die Glyzinien an den Stahlskeletten empor: Sieht aus wie ein Baum, kühlt wie ein Baum, freut sich Staub-Abt. Weitere Exemplare stehen in der Kirchstraße.

Wie sehr die Kombination von Schatten, Kühle und Wasserspiel für Aufenthaltsqualität sorgen, ist im Sommer im von allen Bevölkerungsschichten stark frequentierten Hebelpark zu erleben. Solche kleine Oasen sowie Kühlschneisen, eventuell auch Nebelduschen, sollen weiter entstehen. Auch rund um das LÖ, wo die Umgestaltung läuft.

Konzept Schwammstadt

Aktuell wird dort der über 100-jährige Kanal saniert. Große Bereiche werden dann entsiegelt, Bäume gepflanzt. Hier greife das Konzept „Schwammstadt“. Regenwasser soll durch entsprechende Gestaltung und Neigung des Straßenbereichs in die Baumgruben geleitet werden, statt ungenutzt in die Kanalisation zu fließen.

AG „Grün und Blau“

Um den zukünftigen Herausforderungen des Klimawandels wirksamer zu begegnen, wurde bereits 2022 die fachbereichsübergreifende Arbeitsgruppe „Grün und Blau in der Stadt“ gegründet. Deren Ziel ist es, die zahlreichen Vorgaben, Maßnahmen und Planungen zu bündeln und zu strukturieren. Damit die Stadtgestaltung dem neuen Klima entspricht – zum Wohle ihrer Bürger.

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