Wenn sich nichts ändert, ist damit zu rechnen, dass wir Kipppunkte überschreiten werden – und das sollten wir verhindern. Konkret bedeutet dies etwa eine weitere Temperaturerhöhung, das Abschmelzen von Eisflächen, der Golfstrom würde instabiler und in der Tundra würden weite Gebiete auftauen.
Diese Prozesse würden einen Domino-Effekt nach sich ziehen. Wenn das eintritt, können wir die Entwicklung nicht mehr einfach mit einer CO 2-Reduktion verhindern. Dann wäre mit größeren Verwerfungen zu rechnen. Aber auch wenn wir die Kipppunkte vermeiden, wird das Klima über Jahre noch beeinträchtigt, da ja immer weiter CO 2 produziert wird.
Covid-19 hat uns nur eine temporäre „Delle“ von sieben Prozent gebracht – nach Covid-19 wird sich zeigen, ob die Menschen willens sind, der Klimakrise mindestens die gleiche Beachtung zu schenken.
Frage: Was gibt Ihnen die Hoffnung, dass wir diese Entwicklung verhindern können?
In erster Linie die jüngere Generation. Viele haben einen umweltbewussten Lebensstil entwickelt – das ist heute richtiggehend chic. Es gibt aber auch ältere Menschen, die die Relevanz des Themas erkennen und beginnen, selbst einen Beitrag zu leisten.
Frage: Wie sehen Sie das Bürgerengagement der Stadt in dieser Hinsicht? Unter dem Dach von „Fairnetzt“ haben sich in den vergangenen Jahren etliche Initiativen gebildet.
Wir merken, dass „Fairnetzt“ immer stärker aus der Nische in Richtung Mitte der Gesellschaft rückt. Die Bewegung wächst, ist aber gleichwohl noch klein. Klimaschutz muss die breite Masse erreichen. Es reicht nicht, ausschließlich den Absichtserklärungen von Politik und Wirtschaft zu vertrauen.
Auch wir Bürger müssen der Bedeutung dieses Themas Nachdruck verleihen. Die Richtung mag stimmen, aber das Tempo reicht bei weitem nicht aus. Wir sollten nicht immer auf das Jahr 2050 schauen, sondern ambitioniertere Zwischenziele formulieren – etwa eine 30-prozentige Reduktion des persönlichen CO 2-Fußabdrucks bis 2025. Mobilität, Konsum, Urlaubsverhalten, Wohnen – es gibt überall noch Luft nach oben. Aber das Gute ist: Es gibt auch Lösungen.