Lörrach Meist gar nicht so weit auseinander

Manfred Herbertz
Fünf Landtags-Kandidaten standen dem Kiwanis-Club Lörrach Rede und Antwort, obere Reihe v. l.: Jörg-Uwe Sanio (Linke), Christof Nitz (CDU) und Jonas Hoffmann (SPD); mittlere Reihe v. l.: Joachim Sproß (Kiwanis), Josha Frey (Grüne) und Felix Düster (FDP); sowie untere Reihe v. l.: Heidi Thron, Christian Rotzler und Susanne Welte (alle Kiwanis). Foto: Manfred Herbertz

Landtagswahl: Kiwanis-Club Lörrach diskutiert bei Online-Format „Klartext“ mit fünf Kandidaten

Lörrach - Zu einer Online-Fragerunde unter dem Titel „Klartext. Politiker stehen Rede und Antwort“ hatte der Kiwanis-Club Lörrach am Montagabend eingeladen. Es stellten sich fünf Kandidaten, die für die Landtagswahl im März kandidieren. Für Kiwanis war diese Art der Online-Veranstaltung eine Premiere, wie Präsident Christian Rotzler betonte.

Über eineinhalb Stunden lang beantworteten Josha Frey (Grüne), Christof Nitz (CDU), Felix Düster (FDP), Jonas Hoffmann (SPD) und Jörg-Uwe Sanio (Linke) nacheinander Fragen, die in die Themenblöcken Gesundheit, Arbeit und Soziales sowie Bildung aufgegliedert waren. In einer Schlussrunde wurden persönliche Themen abgefragt.

Bemerkenswert war ihre Disziplin, sich an die vorgegebene Zeit zu halten. Auffallend war zudem, dass sich die Kandidaten bei ihren Antworten meist nur marginal unterschieden. 50 Zuschauer verfolgten die Online-Runde, die von Heidi Thron und Joachim Sproß vom Kiwanis-Club moderiert wurde.

In den Themenkomplexen galt es jeweils drei Fragen zu beantworten. Die Reihenfolge der Redner wechselte, um niemanden zu bevorzugen. Im Bereich Arbeit und Soziales ging es zunächst um „Homeoffice als Arbeitsplatz der Zukunft“. Die Kandidaten teilten die Aussage von Josha Frey, dass hier noch Luft nach oben sei, Christof Nitz befürchtet ein Dilemma in Familien, wenn Homeoffice zum Zwang würde, während Jonas Hofmann Vor- aber auch Nachteile sieht. Aber es brauche Zeit, bis sich Home-Office als neues Modell vollständig etabliert habe.

Jörg-Uwe Sanio sagte, vor zehn Jahren sei diese Art des Arbeitens Science-Fiction gewesen, heute müsse es jedoch Arbeitnehmern gestattet werden, von zuhause aus zu arbeiten. „Wir hinken in der Digitalisierung hinterher“, sagte Felix Düster, aber das Thema werde in Zukunft weiter Fahrt aufnehmen.

Viel Raum wurde dem Pflegenotstand eingeräumt. Hier waren sich die Teilnehmer einig, dass dem Pflegepersonal viel zu wenig Wertschätzung entgegengebracht wurde und dieses auch nicht angemessen bezahlt wird. Hier seien dringend Verbesserungen angebracht.

Ein weiterer Punkt war die Vereinbarkeit von Familie und Beruf. Hier stellten die Diskutanten beinahe einmütig fest, dass noch Vieles im Argen liege, das Zusammenwachsen der Generationen müsse gefördert werden, forderte zum Beispiel Josha Frey.

Bei der Bildungspolitik wurde die Frage aufgeworfen, ob der Föderalismus nicht eher hinderlich sei. Grundsätzlich sind alle Kandidaten für den Erhalt des Föderalismus. In der Pandemie hätten sich Vorteile herauskristallisiert, es könne durchaus regional verschiedene Ansätze geben, die allesamt gut seien. Lediglich in den Schulabschlussprüfungen stelle man sich parteiübergreifend einheitliche Abschlüsse vor.

Die Impfstrategie und die Impfstoffverteilung wurden unterschiedlich bewertet: Harsche Kritik gab es von Jörg-Uwe Sanio: „Der Landkreis schafft es nicht, die alten Menschen rechtzeitig zum Impfen zu bringen.“ Felix Düster versteht nicht, dass Deutschland nicht mehr Zugriff auf Impfstoffe hat, und dass hier große Geduld eingefordert werde.

Jonas Hoffmann sagte, es sei noch zu früh, um Kritik zu üben, und Christof Nitz betonte, man müsse die Impfstoffbeschaffung als europäisches Problem sehen, aber er könne nicht einsehen, warum Baden-Württemberg im Bund die Rote Laterne bei den Impfungen trage. Josha Frey wies darauf hin, dass Impfungen nach Vorgabe der Ständigen Impfkommission erfolge, und das sei gut so. Der Mangel an Impfstoff würde nach und nach behoben.

Schließlich warf man einen Blick auf das Dreiländereck: Grenzschließungen müssten vermieden werden, war das Credo aller. Denn die gemeinsame Region biete viel mehr Chancen als Risiken, darum mache es keinen Sinn die Grenzen zu schließen.

Bei der Gesprächsrunde vermisste der ein oder andere Zuhörer vielleicht ein bisschen die Spontanität oder das eine oder andere Streitgespräch, das aufgrund des Formats so nicht möglich war. „Es war die zweitbeste Lösung“, gab der Kiwanis-Präsident zu. „Uns wäre eine Präsenzveranstaltung mit lebhafter Diskussion lieber gewesen“, vor dem Hintergrund der Pandemie sei dies aber nicht möglich gewesen.

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