Lörrach Michael Lindemer bangt um seine Tüllinger Straussi

Bernhard Konrad
Blick über den Tüllinger. Michael Lindemer hofft, den Betrieb seiner Straussi im Ortskern aufrecht erhalten zu können. Foto: Kristoff Meller

Michael Lindemer sorgt sich um die Existenz seiner Tüllinger Straussi. Der Grund, so sagt er: ein Konflikt mit dem Landratsamt.

Seine Weinschänke betreibt Lindemer in der Dorfstraße 21. Jeweils vom zweiten Septemberwochenende bis Ende Oktober (und an Weihnachten) lädt er die Freunde traditioneller Markgräfler Straussi-Gastlichkeit auf den Lörracher Hausberg. Angeboten wird badische Küche mit heimischen Produkten, überwiegend aus eigenem Anbau.

Die Ausgangslage

Zur Produktion und Verarbeitung seiner landwirtschaftlichen Erzeugnisse benötige er – als Grundlage für Straussi-Küche und -Betrieb – ein Wirtschaftsgebäude. Derzeit befinde sich dieses im Anwesen Dorfstraße 37 – in Nachbarschaft zur Straussi. Das Haus sei Eigentum seiner Tante und seines Onkels. Indes müsse er rechtzeitig die Weichen für ein neues Gebäude stellen, um die Aufrechterhaltung seines Straussi-Betriebs längerfristig sicherstellen zu können, erläutert Lindemer im Gespräch mit unserer Zeitung.

Das Bauvorhaben

Sein Vorhaben, ein solches Gebäude am Ortsrand zu errichten, habe der Fachbereich Landwirtschaft und Naturschutz des Landratsamts mit der Begründung abgelehnt, er dürfe auf dieser Grünfläche im Außenbereich nur dann bauen, wenn er insgesamt über genügend landwirtschaftliche Flächen verfüge. Um diese Vorgabe zu erfüllen, habe er von Helmut Ruser Rebflächen auf Tüllinger Gemarkung erworben, so Lindemer.

Der Flächenkauf

Indes: Diese Rebflächen seien ihm vom Landratsamt – ebenfalls unter Federführung des Fachbereichs Landwirtschaft und Naturschutz – wieder weggenommen worden, erläutert Lindemer. Die Begründung: Er sei kein Landwirt und hätte das Land deshalb nicht erwerben dürfen.

„Die rechte Hand im Landratsamt sagt, ich muss über mehr landwirtschaftliche Flächen verfügen. Die linke Hand sagt, ich darf keine landwirtschaftlichen Flächen kaufen“, beschreibt er seine Sicht der Situation.

Jedoch: Bereits im Juni 2022 habe er Gelände auf dem Tüllinger erworben. Seinerzeit habe die Landkreisbehörde den Kauf nicht beanstandet – und ihn damit „wie einen Landwirt behandelt“, so Lindemer.

Die Flächeneinordnung

Darauf angesprochen, habe das Landratsamt argumentiert, der von ihm im Sommer 2022 gekaufte Grund und Boden werde als „Wald“ klassifiziert und sei deshalb anders zu bewerten als die landwirtschaftliche Fläche, die er von Helmut Ruser gekauft habe.

Lindemer argumentiert dagegen: Beim Erwerb von Wald habe die Forstbehörde ein Vorkaufsrecht. Diese hätte ihm in einem solchen Fall ein Zeugnis über das Vorkaufsrecht mit Gebührenbescheid ausgestellt. Dies sei nicht geschehen. Deshalb, so Lindemer, sei auch auf dieser Grundlage klar: „Das von mir im Jahr 2022 gekaufte Gelände ist kein Wald, sondern schlicht eine Wiese mit verwilderten Kirschbäumen.“

Dass er – wenn auch im Nebenberuf – Landwirt sei, werde unter anderem durch seine landwirtschaftliche Betriebsnummer und die Steuern, die er aus seinem landwirtschaftlich Betrieb bezahlt, belegt.

Nun ziehe er im Zusammenhang mit der zunächst von ihm erworbenen ehemalige Fläche von Helmut Ruser – diese sei mittlerweile vom Landratsamt an einen anderen Käufer veräußert worden – rechtliche Schritte gegen die Landkreisbehörde in Erwägung. Ruser habe zudem seine Reben ausdrücklich an ihn, Lindemer, veräußern wollen.

Die Perspektiven

Letztlich benötige er absehbar neue Wirtschaftsräume, betont Lindemer. Er wolle seine Strausswirtschaft weiter auf traditionelle Weise mit eigenen Produkten führen, nicht als weitgehend standardisierten Gastronomiebetrieb. Ohne eine zeitnahe Perspektive sehe er die Existenz der Straussi gefährdet.

Auf seiner Facebook-Seite schrieb er: „Schweren Herzens muss ich bekannt geben, dass die Straussi Saison 2023 voraussichtlich unsere Letzte sein wird.“ Er hoffe, dass diese Entwicklung noch abgewendet werden kann. Über die Sichtweise des Landratsamts, das von unserer Zeitung ebenfalls zur Sache angefragt wurde, berichten wir noch.

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