Lörrach (was). Die Mieten steigen, bezahlbarer Wohnraum wird zusehends knapper, auch für die Mittelschicht. und nicht nur in Lörrach. Johannes Stober, wohnungsbaupolitischer Sprecher der SPD-Landtagsfraktion, erläuterte am Montagabend im Nellie Nashorn unter dem Titel „Suchst du noch, oder wohnst du schon"“ die Maßnahmen der SPD-Landtagsfraktion, um dieses „Problem in den Griff zu bekommen“. Zuwanderungsbewegungen nach Baden-Württemberg (70 000 Menschen im Jahr 2013), wenig baureifes Land und immer weniger preisgebundene Wohnungen auf dem Markt sind nur einige der Ursachen, die der Referent als Ursache der Problematik benannte. Hinzu kämen die durch Modernisierung unter Druck stehenden Mietpreise und eine hohe Mietbelastung zum Beispiel in Freiburg mit über 30 Prozent, in Konstanz mit 29 Prozent oder in Stuttgart mit 25 Prozent. Zudem würden immer weniger neue Wohnungen gebaut, so dass einem schwachen Angebot eine steigende Nachfrage gegenüberstehe. Dies wiederum führe zu steigenden Mieten, die aber regional sehr unterschiedlich seien. Wizemann: „Da muss mehr gemacht werden“ Unter der Vorgängerregierung sei der Wohnungsbau zudem ein „Stiefkind in Baden-Württemberg“ gewesen, sagte Stober. Die 2015/16 für das Wohnraumförderprogramm der Landesregierung zur Verfügung stehende Summe von 150 Millionen Euro liege auf einem höheren Niveau. Auch habe Rot-Grün einen Schwerpunkt auf die soziale Mietraumförderung gelegt. Neben Neubau und Modernisierung werde daher unter anderem auch der Erwerb neuen Sozialmietwohnraums sowie Änderungs- und Erweiterungsmaßnahmen zur Schaffung von Mietwohnraum gefördert. „Es ist ein guter Ansatz, dass die Landesregierung jetzt aufgestockt hat, aber da muss noch mehr gemacht werden“, erklärte Heinz Wizemann, Vorsitzender des Mieterbundes in der anschließenden Diskussion. Er verwies auf die über 700 dauerhaft leerstehenden Wohnungen in Lörrach und forderte, die Wohnraumförderung aufzustocken. Christian Bucher warf der städtischen Wohnbau vor, sich nur um „Edelwohnungen in der Stadtmitte“ zu kümmern, aber nicht um den sozialen Wohnungsbau. Christiane Cyperrek, stellvertretende Vorsitzende der SPD-Stadtratsfraktion, betonte in ihrer Antwort, dass die Wohnbau mit dem Gewinn aus solchen Bauten andere Projekte finanziere. Bachmann-Ade: „Anreize fürEigentümer schaffen“ Zudem habe diese auch einen städtebaulichen Auftrag und deshalb das Haus „Sonne“ gekauft. „Wir müssen alles tun, um die Aufenthaltsqualität in Lörrach zu erhalten und zu verbessern“, betonte sie. Michael Schmitt-Mittermeier vom Diakonischen Werk machte darauf aufmerksam, dass die Wohnraumversorgung von Schwangeren und behinderten Menschen in Lörrach sehr schwierig sei. „Es gibt auf dem Wohnungsmarkt einen Anteil von Leuten, die keine Wohnung finden“, sagte er. Stadtrat Hans-Dieter Böhringer sagte, bei Nachverdichtungen wehrten sich „sämtliche Anwohner“. Er wünschte sich Unterstützung, um geplante Maßnahmen auch durchsetzten zu können. Wamsler: „Mieten laufen aus dem Ruder“ Anreize für Eigentümer zu schaffen, schlug Annette Bachmann-Ade vor. Sie erklärte, dass viele potenzielle Vermieter Angst vor Mietnomaden der Mietausfällen hätten. Als „komplett aus dem Ruder gelaufen“ bezeichnete Thomas Wamsler von der IG Metall die Mietpreise in Lörrach und erzählte, dass er nun in Freiburg wohne, da es einfacher gewesen sei, dort eine Wohnung zu finden und diese auch günstiger sei als in Lörrach. Er verwies zudem darauf, dass neue Auszubildende an der Dualen Hochschule auch irgendwo in der Stadt „werden wohnen wollen“. Jürgen Kern, Geschäftsführer der Baugenossenschaft Familienheim Lörrach, bemängelte indes Maßnahmen, die zu teurerem Bauen führten, wie zum Beispiel die Fassadenbegrünung, müssten doch solche Vorschreibungen auch finanziert werden. Zudem wies er darauf hin, dass es auch Initiativen gebe gegen ein auto-gerechtes Bauen mit mehreren vorgeschriebenen Parkplätzen, aber: „Da hat sich Lörrach bisher zu wenig einfallen lassen“.