Lörrach Mit französischem Charme

Willi Vogl

Goldener Herbst: Eröffnungsgottesdienst mit Kirchenmusik

Mit insgesamt zwölf Veranstaltungen findet der „Goldene (musikalische) Herbst“ nach einer der Pandemie geschuldeten Zwangspause zum vierten Mal statt.

Von Willi Vogl

Lörrach. Die beiden künstlerischen Leiter Herbert Deininger und Andreas Mölder exponierten in der Programmfolge in der zeitlichen Nähe zu den November-Gedenktagen Allerheiligen und Allerseelen zwei Werke, die das Thema der Jahreszeit aufgreifen: Die „Musikalischen Exequien“ von Heinrich Schütz und das „Requiem“ von Gabriel  Fauré. Darüber hinaus verspricht das Festival mit Interpreten wie dem Freiburger Domorganisten Matthias Maierhofer, der Sopranistin Susanne Hagen und dem Lörracher Motettenchor mit seinem neuen Leiter Joss Reinicke weitere attraktive Programmbeiträge.

In der Predigt bezog sich Pfarrer Joachim Giesler auf das Evangelium mit dem Gleichnis vom Pharisäer und dem Zöllner. Dabei zitierte er aus der Interpretation des ehemaligen Papstes Benedikt. Dem Pharisäer fehle es in der Darstellung seiner guten Taten an Selbsterkenntnis, während sich der Zöllner mit Blick auf Gott in demütiger Haltung seiner Sünden bewusst ist. Etwas von einem Pharisäer stecke in jedem Menschen. Das Gleichnis solle unseren Blick auf Gott und unsere Mitmenschen lenken. „Erst dann könne Gottes guter Geist wirken und das Antlitz der Erde erneuern.“

In den Fürbitten wurden tagespolitische Aspekte deutlich. Hier wurde für die Ukrainer gebetet, die vom Strom, Wasser und der Wärme abgeschnitten sind und für alle, die sich im Hintergrund diplomatisch um Frieden bemühen. Man gedachte der Mitarbeiter des Internationalen katholischen Hilfswerks Missio, die derzeit in Kenias Hauptstadt Nairobi Projekte begleiten und blickte auf die deutsche Ministerkonferenz und andere politische Gremien, die aktuell deutschlandweit um Kompromisse zur nachhaltigen Energiesicherheit ringen.

Einen wohlklingenden Vorgeschmack auf Gabriel Faurés „Requiem“ zum Abschluss des Festivals in der Fassung mit Orchester lieferten die Evangelischen Kantoreien Lörrach und Grenzach, sowie der Katholische Kirchenchor Schopfheim unter der bewährten Leitung von Herbert Deininger.

Vorgeschmack auf Faurés „Requiem“

Der Orchesterpart erklang in einer Bearbeitung für Orgel mit Andreas Mölder. Die Kirchenbesucher genossen sakrale Kirchenmusik mit französischem Charme. So erklangen von Fauré ein mystisch bittendes Kyrie, ein lieblich kantables Offertorium oder ein Sanctus mit einem lebendig pulsierenden Orgelpart. Hier, aber auch im himmlisch duftenden „Prière à Notre Dame“ von Léon Boëllmann zur Kommunion, erwies sich Mölder als differenziert agierender Musiker mit Sinn für feinste Klangschattierungen und agogische Nuancen.

Eine besondere Vorliebe für tänzerische Gesten und mitunter humorvolle motivische Zutaten entwickelt Mölder bei den Vorspielen für den Gemeindegesang und den prächtig figurierten Musikteilen beim Einzug und Auszug. So blitzte augenzwinkernd beim Vorspiel zum lutherischen Kirchenlied „Wohl denen, die da wandeln“ immer wieder Papagenos Flötenmotiv aus Mozarts Zauberflöte durch oder bekam die Improvisation über „Wer nur den lieben Gott lässt walten“ und „Land of Hope und Glory“ zum Auszug ein agiles und lustvoll krachendes Bassfundament.

Viel Applaus gab es von den Kirchenbesuchern am Ende des feierlichen Gottesdienstes.

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