Lörrach Mit geballten Gefühlen

Gabriele Hauger
Der Liebe ist eine komplizierte Sache Foto: Marianne Menke

Kultur: Ensemble „Of Curious Nature“ gastierte erstmals im Burghof

Zeitgenössischer Tanz im Burghof: Das kurz vor Corona neu gegründete Ensemble Of Curious Nature aus Bremen begeisterte mit seinem zweiteiligen Tanzabend das Publikum im Burghof.

Von Gabriele Hauger

Lörrach. Der künstlerische Leiter der jungen Kompanie, Helge Letonja, hat hier internationale Tänzer zusammengeführt, die sich an der Entstehung der Choreografien beteiligen und ihre Persönlichkeit einbringen. Emotionale, sinnliche, packende Bewegungssprache ist in beiden Stücken zu erleben.

Den Anfang macht eine Interpretation von Chopins 24 Préludes. Die meisterhafte Klaviermusik wird von den Tänzerinnen und Tänzern in unterschiedlichen Kombinationen interpretiert: Sie führen einen Dialog mit Chopin, zuweilen scheint es, als würden die Klaviertasten durch ihre Körper laufen und sie in Bewegung versetzen. Suchend, lauschend, hinterfragend agieren die Tänzer in Soli, Duos oder Gruppen. Geballte Kraft, aber auch oftmals zarte Intervention spielen sich auf der Bühne ab. Besonders schön sind die Soli, in denen der Fokus ganz auf der individuellen Tanzsprache des Einzelnen liegt.

Letonja hat seiner Kompanie viel Freiheit gelassen. Und wer will, kann aus Gestik und Tanzsprache Assoziationen zur alle Menschen fordernden Pandemie-Zeit, in die die Proben zum Stück fielen, herauslesen: Vereinzelung, Wut, Bedürfnis nach Nähe, Sinnsuche. Vielfach liegt ein melancholischer Grundton über den getanzten Szenen, hin und wieder blitzt aber auch Humor auf.

Schnell hat das Publikum mit Kossi Sebastien Aholou-Wokawui aus Togo seinen Lieblingstänzer ausgemacht und ihn mit Sonderapplaus bedacht: Tatsächlich sticht er durch seine Körperlichkeit, sein teils augenzwinkerndes Schauspiel und seine tänzerische Vitalität heraus.

Wobei das gesamte Ensemble mit seinen so unterschiedlichen Biografien und Ausbildungen sich überzeugend präsentiert: präzise, kraftvoll, facettenreich, dem Thema hingegeben.

Ihre Persönlichkeit noch besser ausspielen können die Mitglieder der Tanzkompanie im zweiten Teil des Abends: „Songs of Love and Bones“. Die Liebe: Symbiotisch, zärtlich, abgründig, verzweifelt – all diese Facetten werden ausgetanzt. Das Paar, dessen Körper verschmelzen und sich dann wieder abstoßen, zwischen Nähe und Machtkampf; der Verzweifelte zu einer Version von Jacques Brels Chanson „Ne me quitte pas“ mit seiner unter die Haut gehenden Einsamkeit; der Macho, der in „A Mans’s World“ lebt – und doch ohne die Frauen nicht kann. Das Thema Liebe bietet den Tänzern eine schillernde Bandbreite an Emotionen. Hier präsentierte sich erstmals ein junges Tanzensemble, das im Burghof jederzeit wieder willkommen ist.

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