Lörrach Mit Herzblut und viel Gefühl

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Mauro Peter Foto: Christian Felber

Interview: Der bekannte Schweizer Tenor Mauro Peter über seine Liebe zu Schubert

Lörrach. Die Liederzyklen von Franz Schubert zählen zu den absoluten Höhepunkten der Gattung des Kunstlieds. Vor allem die Zusammenstellung „Winterreise“ nach Gedichten von Wilhelm Müller ist beim Publikum beliebt. Auch für den gefragten Schweizer Tenor Mauro Peter ist Schubert ein wahrer Fixstern in der klassischen Musikwelt.

Der Sänger gastiert am Sonntag, 12. Februar, um 20 Uhr im Lörracher Burghof mit der „Winterreise“. Wir unterhielten uns mit ihm über junges Publikum in der Klassik und seine Liebe zu Schubert.

Frage: Sie haben eine besondere Affinität zum Lied, insbesondere von Schubert und Schumann. Im Lörracher Burghof gastieren Sie nun mit Schuberts „Winterreise“. Was fasziniert und inspiriert Sie an diesem Werk, das Sie bereits seit 2014 im Repertoire haben?

Die Winterreise kann man von vielen verschiedenen Seiten sehen. Es kann ein junger, unglücklich verliebter Mann sein, ein umherirrender Suchender, Orientierungsloser, es kann aber auch ein unglücklicher Mann mit konkreter Todessehnsucht sein, und alle diese Aspekte haben Platz und finden Raum in der Winterreise.

Frage: Statt Klavier begleitet Sie ein Streichquartett. Was macht das mit dem Werk, und was verändert das für Sie als Tenor?

Es wird sehr interessant sein, wie vier Menschen statt nur einer auf die manchmal doch sehr spontanen Regungen eines Sängers reagieren. Es können eventuell gewisse Passagen getragener sein, aber auch stechender und pointierter. Da bin ich sehr gespannt.

Frage: Sie gehen stets sehr emotional an die Lieder heran, die Sie ja in- und auswendig kennen. Was passiert da mit Ihnen?

Ich versuche, so viele selbst erlebte Momente wie möglich in meine Liederabende zu packen, um aus meiner eigenen emotionalen Erfahrung zu schöpfen. Natürlich erzähle ich nicht meine Geschichte, sondern die dieses Wanderers. Aber eine kühle Distanz zu diesen Werken kann ich unmöglich empfinden, dazu geht mir die Musik Schuberts zu nah.

Frage: In den Konzertsälen mit derartigem Programm dominiert meist ein älteres Publikum. Wie kann man junge Menschen für Lieder deutscher Frühromantiker begeistern?

Das ist eine schwierige Frage, die die Klassikbranche schon länger beschäftigt und auf die es glaube ich keine einfache Antwort gibt. Ich denke aber, dass, wenn sich viele junge Sänger für das Lied engagieren, das sicher ein Aspekt sein kann, wie man auch jüngere Leute für diese intime und spannende Form der Klassik gewinnen kann.

Frage: Sie sind 36 Jahre alt, gefragt und erfolgreich. Wo möchten Sie noch hin?

Vielen Dank für diese schmeichelnden Worte, bis im April bin ich aber noch 35. Nicht, dass es mich stört, ich habe bis jetzt gar keine Probleme mit dem Altern.

Ich möchte mein Repertoire stets erweitern und auch auf der Opernbühne die eine oder andere neue Rolle hinzufügen. Unser Business denkt ja oft gerne in Schubladen – und klar singe ich viel Mozart und viel Lied, aber ich sehe mich als ganzheitlich lyrischer Sänger und nicht als Spezialist. Deswegen möchte ich mein Repertoire vervielfältigen mit Strauss, Mahler oder auch mal dem einen oder anderen Italiener.

Frage: Wie und wann entdeckten Sie, dass das Singen nicht nur Hobby, sondern Beruf und Berufung ist?

Schon ziemlich früh, mit etwa 17 Jahren, kam der Wunsch auf, es konkret zu versuchen mit der Sängerlaufbahn. Dass dann alles so reibungslos bis 2013 verlief, wo ich ans Opernhaus Zürich engagiert wurde, war für mich natürlich wunderbar und ein Traum, der nun seit einem Jahrzehnt Wirklichkeit ist.

Frage: Was hat die Corona-Zeit für Sie als Künstler bedeutet?

Corona war für sehr viele Künstler sehr schwierig, weil für viele einfach die berufliche Existenz auf der Kippe war. Ich bin durch meine privilegierte Lage finanziell gut durch die Zeit gekommen, aber hatte stark mit Motivationsproblemen zu kämpfen, weil man oft auch nicht wusste, ob dann doch wieder etwas abgesagt wird oder nicht. Ich habe aber während dieser Zeit sehr viel persönlich über mich gelernt, das mir nun für die Zukunft sehr hilft.

Frage: Was ist Ihre Lieblings-Passage der Winterreise?

Es ist sehr schwierig, eine konkrete zu wählen; die „Nebensonnen“ mit den drei Sonnen am Himmel finde ich sehr poetisch, das hat auch schon fast etwas Mystisches.

  Mauro Peter und Quartett: Sonntag, 12. Februar, 20 Uhr, Burghof; 19.15 Uhr Einführung. Karten gibt es im Kartenhaus, online unter www.burghof.com sowie in den Geschäftsstellen unserer Zeitung.

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