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Lörrach Mit Humor zum Denken anregen

Die Oberbadische

Interview: Juliette Marchet über die Themenwoche „Make comics great again“

Diese Woche findet unter dem Titel „Make comics great again“ eine Comics-Themenwoche im Nellie Nashorn statt. Das Programm beinhaltet einen Workshop, Lesungen und eine Ausstellung der Comics des Künstlers Ernst Niemand. Auch eine Freske ist geplant. Carl Sieber sprach darüber mit Juliette Marchet, die die Themenwoche leitet.

Frage: Frau Marchet, Sie wollen den Comic in den Mittelpunkt einer Themenwoche im Nellie Nashorn stellen. Warum?

Wir sind drei junge Franzosen, Juliette Marchet, Fanette Candalh-touta und Dimitri Paulin. Für unser Freies Soziales Jahr (FSJ) gestalten wir ein abschließendes Projekt. Deswegen haben wir uns zusammengetan. So ist es leichter, etwas Großes zu erreichen. In Frankreich sind Comics sehr beliebt. Das fehlt mir in Deutschland. Da ich Kontakt zu Ernst Niemand habe, entschieden wir uns, Comics zum Thema unseres Projektes zu machen. So können wir den Lörrachern einen Teil französischer Kultur näher bringen.

Frage: An wen richtet sich die Themenwoche?

Die Themenwoche ist an Erwachsene und junge Erwachsene gerichtet. Einige der Bilder sind nicht für Kinder geeignet.

Frage: Wie kamen Sie denn mit dem Comiczeichner Ernst Niemand in Kontakt?

Ernst Niemand habe ich bei der Organisation des Kunstfestivals „Art an der Grenze“, kennengelernt. Ich fand seine Werke super interessant. Als ich ihn auf unsere Themenwoche ansprach, war er sofort begeistert. Er meinte, das wäre super für ihn, vor allem weil er noch nie hier war.

Frage: Bei diesem Projekt arbeiten Sie mit dem Nellie, der Buchhandlung „comix time“, der Stadtbibliothek und dem SAK zusammen. Wie kam es dazu?

Ich vollbringe mein Soziales Jahr im Nellie. Als ich meinem Chef von der Idee einer Kunstausstellung erzählte, war er begeistert. Meine zwei Kollegen Fanette und Dimitri absolvieren ihr soziales Jahr beim SAK. Das macht die Zusammenarbeit einfach. Der SAK bietet auch die Möglichkeit, uns an junge Erwachsene zu richten. Vom Comicbuchladen erfuhr ich erst recht spät. Da dieses Geschäft sozusagen die Comicbuchszene in Lörrach vertritt, wollte ich ihn dabei haben. Als wir den Kontakt aufnahmen, war die Bereitschaft, mitzumachen, sofort vorhanden.

Frage: Sie wollen Comics als Kunstform wieder stärker ins Bewusstsein rücken. Hat der Comic also an Bedeutung verloren?

In Deutschland spielt der Comic keine große Rolle. Über Asterix oder Tim und Struppi hinaus gibt es nicht viel. Comics, die sich an Erwachsene richten, sind in der Vergangenheit gefangen. In diesen Comics wird häufig der Zweite Weltkrieg oder die Nachkriegszeit thematisiert. Das ist zwar kein unwichtiges Thema, doch der extreme Fokus verhindert die Vielfalt, die es in Frankreich gibt.

Frage: Was kann der gesellschaftskritische Comic leisten?

Der gesellschaftskritische Comic schafft es, mit Humor krasse Kritik zu üben. Das regt zum Denken und Nachdenken an.

Frage: Wie beeinflusst die Digitalisierung den heutigen Comic?

Immer mehr Künstler nutzen das Internet. Es erleichtert ihnen die Arbeit und gewährt ihnen eine nützliche Plattform. Diese Künstler werden auch eher im Internet gesucht. Die Offenheit des Internets hat nicht nur Vorteile. Viele Werke werden ohne Erlaubnis und ohne Erwähnung des Künstlers verbreitet. Das schadet den Comic-Zeichnern, die ohnehin nicht viel verdienen.

Frage: Was ist das Besondere an den Comics von Ernst Niemand?

Niemand ist viel gereist und hat viel erlebt. Das spiegelt sich auch in seinen Comics wider. Sein erster veröffentlichter Comic ist „Rockin’ Rooster meets Hula Lady“. Dieser beinhaltet keine Sprechblasen. Das bietet dem Betrachter viel Interpretationsspielraum. Wir haben auch vor, dies in der Vorlesung zu nutzen. Das soll sehr interaktiv werden. So wird das Publikum gefragt, was passiert. Sein neueres Werk, „Angry White Dude“, ist sehr politisch. Es befasst sich mit Rechtspopulismus, Trump, der AfD und mit Fake News. Statt auf weißem Papier wurde der „Angry White Dude“ über Zeitungsartikel gezeichnet.

Ausstellungseröffnung am Dienstag, 10. April, 19 Uhr, Nellie Nashorn;

Comiclesung von Ernst Niemand, Donnerstag, 12. April, 20 Uhr, Buchhandlung „comix time“

Workshop Comiczeichnen mit Ernst Niemand, Freitag, 13. April, 19.30 Uhr, (Anmeldung unter juliette.marchet@nellie-nashorn.de)

Finissage, Samstag, 14. April, 20 Uhr, Nellie Nashorn

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