Ich vollbringe mein Soziales Jahr im Nellie. Als ich meinem Chef von der Idee einer Kunstausstellung erzählte, war er begeistert. Meine zwei Kollegen Fanette und Dimitri absolvieren ihr soziales Jahr beim SAK. Das macht die Zusammenarbeit einfach. Der SAK bietet auch die Möglichkeit, uns an junge Erwachsene zu richten. Vom Comicbuchladen erfuhr ich erst recht spät. Da dieses Geschäft sozusagen die Comicbuchszene in Lörrach vertritt, wollte ich ihn dabei haben. Als wir den Kontakt aufnahmen, war die Bereitschaft, mitzumachen, sofort vorhanden.
Frage: Sie wollen Comics als Kunstform wieder stärker ins Bewusstsein rücken. Hat der Comic also an Bedeutung verloren?
In Deutschland spielt der Comic keine große Rolle. Über Asterix oder Tim und Struppi hinaus gibt es nicht viel. Comics, die sich an Erwachsene richten, sind in der Vergangenheit gefangen. In diesen Comics wird häufig der Zweite Weltkrieg oder die Nachkriegszeit thematisiert. Das ist zwar kein unwichtiges Thema, doch der extreme Fokus verhindert die Vielfalt, die es in Frankreich gibt.
Frage: Was kann der gesellschaftskritische Comic leisten?
Der gesellschaftskritische Comic schafft es, mit Humor krasse Kritik zu üben. Das regt zum Denken und Nachdenken an.
Frage: Wie beeinflusst die Digitalisierung den heutigen Comic?
Immer mehr Künstler nutzen das Internet. Es erleichtert ihnen die Arbeit und gewährt ihnen eine nützliche Plattform. Diese Künstler werden auch eher im Internet gesucht. Die Offenheit des Internets hat nicht nur Vorteile. Viele Werke werden ohne Erlaubnis und ohne Erwähnung des Künstlers verbreitet. Das schadet den Comic-Zeichnern, die ohnehin nicht viel verdienen.
Frage: Was ist das Besondere an den Comics von Ernst Niemand?
Niemand ist viel gereist und hat viel erlebt. Das spiegelt sich auch in seinen Comics wider. Sein erster veröffentlichter Comic ist „Rockin’ Rooster meets Hula Lady“. Dieser beinhaltet keine Sprechblasen. Das bietet dem Betrachter viel Interpretationsspielraum. Wir haben auch vor, dies in der Vorlesung zu nutzen. Das soll sehr interaktiv werden. So wird das Publikum gefragt, was passiert. Sein neueres Werk, „Angry White Dude“, ist sehr politisch. Es befasst sich mit Rechtspopulismus, Trump, der AfD und mit Fake News. Statt auf weißem Papier wurde der „Angry White Dude“ über Zeitungsartikel gezeichnet.
Ausstellungseröffnung am Dienstag, 10. April, 19 Uhr, Nellie Nashorn;
Comiclesung von Ernst Niemand, Donnerstag, 12. April, 20 Uhr, Buchhandlung „comix time“
Workshop Comiczeichnen mit Ernst Niemand, Freitag, 13. April, 19.30 Uhr, (Anmeldung unter juliette.marchet@nellie-nashorn.de)
Finissage, Samstag, 14. April, 20 Uhr, Nellie Nashorn