Deiningers Basisarbeit mit seinem nicht allzu großen Vorzeigechor zeitigte einmal mehr Resultate, vor allem in den fast opernhaft wirkenden „Massenszenen“, in denen die eifernde Menge sich in den Prozess gegen Jesus einmischt und seinen Tod am Kreuz fordert. Gleichermaßen bewegend vorgetragen wurden die von Mitleid und tief empfundener Glaubensgeste getragenen Choräle, wobei sowohl in den expressiven als auch in den kontemplativen Passagen die Übereinstimmung mit den versierten Freiburger Musizierenden keine Wünsche offenließ. Dabei bevorzugte der mit lockerer Geste (ohne Taktstock) dirigierende und sicher führende Kantor vorwiegend flüssige Tempi, die den Handlungsverlauf dieser leidenschaftlicheren und dramatischeren von Bachs beiden großen Passionsmusiken ebenso vorantrieben, wie die berichtenden und kommentierenden Rezitative des Evangelisten.
Dessen anspruchsvolle und schwierige Aufgabe löste Karl-Heinz Brandt mit tenoralem Glanz und gefühlsbetontem Impetus – zutiefst berührend auch in der von der Viola d’amore wunderbar umspielten Arie „Erwäge, wie sein blutgefärbter Rücken…“ Die Christuspartie war Manfred Blassmann anvertraut, dessen machtvoller Bass dem fürstlichen Erscheinungsbild, das im Eingangschor „Herr, unser Herrscher…“ beschworen wird, überzeugend gerecht wurde. In den Partien des eingeschüchterten Petrus und des verunsicherten Pilatus nebst den in den Chor eingeflochtenen Arien „Eilt, ihr angefochtenen Seelen“ und „Mein teurer Heiland“ profilierte sich der zweite Bass Florian Engelhardt.