Lörrach Mit Pinsel, Pigmenten und UV-Licht

Die Oberbadische
Valeria Scholz restauriert das Ölgemälde „Das Quartett“ von Franz Danksin. Foto: Denis Bozbag Foto: Die Oberbadische

Dreiländermuseum: Kulturgut konservieren / Erster europäischer Tag der Restaurierung am Sonntag

Mit ruhiger Hand und konzentriertem Blick bewegt Valeria Scholz punktgenau den Pinsel über die Schadstelle im Ölgemälde. Beim Retuschieren trägt die Restauratorin des Dreiländermuseums natürliche Farbpigmente aus gemahlenem Mineralgestein originalgetreu auf die Leinwand auf. Dies ist nur einer von mehreren Arbeitsschritten beim Prozess der Restaurierung.

Von Denis Bozbag

Lörrach. Wer mehr erfahren möchte, hat am morgigen Sonntag, 14. Oktober, von 13 bis 16 Uhr, die Gelegenheit, anlässlich des ersten europäischen Tages der Restaurierung im Dreiländermuseum mit Valeria Scholz ins Gespräch zu kommen und Fragen über die Arbeitsweise eines Restaurators zu stellen.

„Hauptsächlich wird darauf geachtet, Werke der Sammlung des Dreiländermuseums in ihrem ursprünglichen Zustand zu erhalten und Schäden durch Abnutzung abzuwenden“, erklärt Scholz im Gespräch mit unserer Zeitung. Ein großer Teil der Aufgaben dient somit der Konservierung der Exponate und der Vorauswahl für eine geplante Ausstellung. Nicht jedes Werk würde die Strapazen einer solchen unbeschadet überstehen. „Ich berate dann mit dem Kurator, welche Gemälde der Öffentlichkeit gezeigt werden können und welche im Depot verbleiben.“ Oftmals muss in letzter Instanz der Museumsleiter abwägen, ob das Interesse der Wissensvermittlung dem Interesse des Erhalts von Kulturgut vorangestellt werden kann. Erst dann beginnt in der Vorbereitungsphase zur Ausstellung die eigentliche Arbeit, die sich hinter den Kulissen des öffentlichen Museumsbetriebs in der Werkstatt von Scholz abspielt.

Fachwissen in vielen Disziplinen erforderlich

Gegliedert nach einer Prioritätenliste werden die Gemälde behandelt, die für die jeweilige Ausstellung restauriert werden müssen. Der Vorgang ist sehr zeitaufwendig, erfordert ein großes Fingerspitzengefühl und Fachwissen in vielen Disziplinen. Dieses hat sich Scholz während der Ausbildung zur Restauratorin für Ölgemälde und Ikonen an der Kunsthochschule in Moskau angeeignet. „Natürlich lernt man dort die klassischen Mal- und Zeichentechniken sowie das handwerkliche Geschick. Aber wenige wissen, dass auch die Naturwissenschaften zum Zuge kommen“, führt Scholz aus. Als erstes wird das Ölgemälde nach dem Ausmaß der Schäden unter UV- oder Rotlicht untersucht, oder sogar geröntgt. Mit dem richtigen Verhältnis diverser Lösungsmittel wird dann die Patina – die Staub- und Schmutzschicht – auf dem Bild mit einem Wattebausch sachte entfernt. Anschließend wird eine Probe aus dem Firnis, der Schutzschicht aus Öl, entnommen und unter dem Mikroskop untersucht. Manchmal muss man den Schädling ermitteln, der sich über die Jahre hinweg durch die Schichten aus Leinwand, Kreidegrundierung, Ölfarbe und Lack gefressen hat.

„Damit hätten wir bereits mein Wissen in Chemie, Biologie, Physik und Kunstgeschichte in einer Restaurierung abgedeckt“, erklärt Scholz und lacht. Museumsleiter Markus Moehring fügt hinzu: „Nicht immer muss am Ende ein perfektes Ergebnis vorliegen. Eine seriöse Restaurierung schwindelt dem Betrachter der Werke kein Trugbild jahrhundertealter Kunst vor. Vielmehr soll man erkennen, dass eine Bearbeitung stattgefunden hat.“

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