^ Lörrach: Mit Tanzen durch Höhen und Tiefen - Lörrach - Verlagshaus Jaumann

Lörrach Mit Tanzen durch Höhen und Tiefen

Die Oberbadische
Foto: zVg Foto: Die Oberbadische

Serie: Folge I: Zu Besuch bei Tänzer und Tanzschulleiter Mentor Shalijani

Von Gabriele Hauger

Lörrach. Die HipHop-Rhythmen sind bis zur Eingangstür des Alten Wasserwerks zu hören. Ein paar Stufen hoch, und in dem Saal mit der verspiegelten Wand wirbeln Arme und Beine durcheinander: energiegeladen, akrobatisch, tänzerisch – cool. Mentor Shaljiani liefert sich gerade eine Battle – einen tänzerischen Wettkampf – mit ein paar Jungs aus Lörrachs Partnerstadt Sens, wo es eine vielfältige Breakdance-Szene gibt. Anerkennend verfolgen die Tänzer aus Frankreich Mentor Shalijanis Solo. Schließlich tanzt hier ein Vizeweltmeister.

36 Jahre alt ist er nun, stolzer Vater von Mia (10) und Kian-Ilai (knapp 4) und in Lörrach und Umgebung bestens bekannt.

Vor rund 25 Jahren kam er als damals nur geduldeter Flüchtling aus dem Kosovo. Inzwischen ist er Lörracher mit Leib und Seele, leitet gemeinsam mit seinem Bruder Ersen, einem waschechten Weltmeister, die Tanzschule „Tanzwerk“ und ist mit eigenen Auftritten und seinen Schülern regelmäßig präsent: ob beim Internationalen Sommerfest auf dem Marktplatz oder bei einem großen Tanztheaterstück im Burghof.

Manchmal staunt Mentor Shalijani selbst über den Weg, den er zurückgelegt hat. „Es hätte auch ganz anders laufen können. Dafür gibt es viele negative Beispiele“, sagt er nachdenklich. Das Tanzen habe ihn als Jugendlichen von viel Blödsinn abgehalten.

Die Liebe zum Breakdance entdeckte er als Schüler. Selbst sehr sportlich, staunte er über die coolen Tanzeinlagen der noch cooleren Jungs, die nach der Hausaufgabenbetreuung beim SAK loslegten. „Die haben sich da auf dem Kopf gedreht. Wow. Das wollte ich auch können. Ich war ein totaler Zappelphilipp. Die Akrobatik hatte ich schon früh drauf. Deshalb passte und passt dieser Tanz zu mir.“ Die Moves, die Musik, die Bewunderung für Michael Jackson und die Akrobatik – all das führte den damaligen Pestalozzi-Schüler zum Breakdance. „Egal, in welcher Lebensphase: Dieser Tanz hat mich immer begleitet. Damit habe ich gute, aber auch schlechte Zeiten überstanden.“

Diese Liebe gibt er seit langem mit Herzblut weiter, davon zeugen zahlreiche begeisterte Schüler, die in unterschiedlichen Gruppen und Formaten bei ihm in der Tanzschule lernen wollen. Mit seinem Team bietet er auch andere Tanzstile wie Ballett oder Modern Dance an. Mentor Shalijani selbst liebt am meisten den Breakdance. „Das ist so vielfältig, und man kann sich ausprobieren. Das passt zu mir.“

Seine Schüler seien sehr unterschiedlich. Mit jedem müsse man anders umgehen. Shaljiani macht das mit unendlicher Geduld: Ob bei den etwas schüchternen vierjährigen Tanzzwergen oder den provokativen Kids, denen er auch mal die Spur einstellt. Beim Breakdance lerne man zudem, sich bei den Battles allein vor Publikum zu zeigen. Ganz wichtig: Jeder wird akzeptiert. „Das soll Spaß machen. Kein Druck für die Kids, den haben sie heute in unserer Leistungsgesellschaft leider schon genug.“ Das beherzigt er auch selbst: „Mir geht es stets ums Tanzen, nicht ums Gewinnen.“

Dass seine Tochter schon jetzt in seine Fußstapfen tritt freut ihn natürlich. „Doch meine Kids sollen sich für das entscheiden, was ihnen am meisten liegt. Sie müssen ihren eigenen Weg gehen.“

Den ist er selbst konsequent gegangen. Weiterbildungen, Schulungen, Auftritte gehörten dazu. Treu geblieben ist er stets seinen Freunden, seiner Familie – er hat noch vier Geschwister – und Lörrach. Noch heute trifft er sich regelmäßig mit alten Schulkumpels, auf der Straße grüßt er gefühlt fast jeden zweiten. „Ich brauche das: die richtigen Menschen um mich herum, die ich liebe“, sagt er. Klar ist Lörrach keine coole Weltstadt. „Aber es ist für mich Heimat. Hier sind meine Liebsten, hier kann ich alles tun, was ich gern mache, auch sportlich, vom Snowboarden bis zum Kanu-Fahren.“ Geerdet fühlt er sich, wenn erZuhause in seinem Garten arbeitet. Ruhig dasitzen ist seine Sache nicht, was Tochter Mia manchmal ganz schön nervt. Tanzen will er, solange es geht und Spaß macht – angesichts seiner Fitness dürfte er das noch lange können.

Pläne hat Mentor Shalihjani genügend. Mehr Platz für seine Tanzschule, damit hier auch spontan getanzt und geübt werden kann. Denn: „Kreativität kennt keine Uhrzeit.“ Und endlich den Antrag auf den Deutschen Pass losschicken. „Wenn der nach so vielen Jahren endlich da ist, gibt’s eine riesen Party.“

Umfrage

2adaf948-0d33-11ef-8d09-186c8841fdbe.jpg

Die Kommunal- und Europawahl werfen Ihre Schatten voraus. Werden Sie von Ihrem Wahlrecht Gebrauch machen?

Ergebnis anzeigen
loading