Lörrach Mit Tieren aufgewachsen

Denis Bozbag

Weihnachtscircus: Die Familie Berousek steht für Tierdressur mit Liebe und Einfühlvermögen.

Lörrach - Tiertrainer Eric Berousek freut sich, Alex vorstellen zu dürfen: Er ist acht Jahre alt, verspielt und gemütlich zugleich. Seine Vorfahren lebten in der russischen Taiga und anders als seine Artgenossen trägt er ein weißes Fell. Alex ist ein sibirischer Albino-Tiger und der Blickfang unter den Tieren im Weihnachtscircus.

Der weiße Tiger wurde von den Berouseks ab dem vierten Monat mit der Flasche aufgezogen. Mittlerweile vertilgt er sechs bis sieben Hühner am Tag. Einen Tiger zu halten, ist laut Berousek eine kostspielige, logistisch aufwendige Angelegenheit. Acht bis zehn Kilo Fleisch benötige ein ausgewachsenes Exemplar täglich. Und dies nicht nur um seinen Energiebedarf zu decken, sondern auch um die Kunststücke zu erlernen, die das Publikum begeistern.

„Der Tiger bekommt jedes Mal ein Stück Fleisch, wenn er etwas richtig macht“, erklärt Berousek die Lernmethode. Das Prinzip Belohnung funktioniere bei jeder Tierdressur. Ein Kunststück gemeinsam einzustudieren, erfordere zudem viel Geduld und ständige Wiederholung. Eine Dressur mit einem jungen Tiger kann Berousek zufolge bis zu anderthalb Jahre dauern. Wichtig sei, dass die Zirkusshow für die Tiere immer ein Spiel bleibe, betont Berousek. Zwang sei hier fehl am Platz und es werde nur gelehrt, was ein Tier lernen wolle.

Siebte Generation einer tschechischen Dynastie von Zirkusartisten

Sei ein Tier körperlich nicht mehr in der Lage an den Vorführungen teilzunehmen, gehe es im Winterquartier in der Nähe von Prag in seinen verdienten Ruhestand, sagt Berousek.

Neben fünf sibirischen Tigern sind dieses Jahr im Lörracher Weihnachtscircus drei Pferde der Rasse Friesen, vier Ponys, vier quirlige Esel und vier Steppenkamele aus dem Familienbetrieb mit atemberaubenden Darbietungen voller Leidenschaft zu sehen. Seine Schützlinge kennt Berousek nach eigener Aussage „so gut wie die eigenen Kinder“. Jedes Tier habe seinen eigenen Charakter, den man als guter Trainer respektieren müsse. Ausgebildet wurden er und sein älterer Bruder Karel von ihrem Vater.

Die Brüder gehören in siebter Generation einer bekannten tschechischen Dynastie von Zirkusartisten und Tierlehrern an und sind mit Tigern und anderen Wildtieren aufgewachsen. Erik Berousek ist Mitbetreiber des Zirkus Sultan. Dieser zählt laut eigenen Angaben mit seinem künstlerischen Programm auf höchstem Niveau zu den renommiertesten in Tschechien. Er beherbergt mehr als 80 exotische Tiere, darunter Kamele, Lamas, Papageien, Krokodile, Rhesusaffen sowie Bengalische und Sibirische Tiger, letztere aus eigener Zucht.

Das berühmteste Familienmitglied ist Großvater Ferdinand Berousek, der mit seiner Bären-Show durch die gesamte Welt tingelte. Gemeinsam mit seinen Söhnen drehte er den Film „Six Bears and Cibulka“, stand mit den Bären für etliche Werbefilme vor der Kamera und auf der Bühne im Disneyland-Freizeitpark in Orlando in den USA. „Er wohnte dort im Hilton Hotel nur ein Stockwerk unter der Suite von Michael Jackson“, erzählt Berousek.

Bei seinen Zirkusengagements durch ganz Europa begleiten ihn stets seine drei kleinen Kinder, das Zwillingspaar Jennifer und Roy sowie Sohn Erik junior. Ob sich seine Sprösslinge ebenfalls für den Beruf eines Tierlehrers entscheiden werden? Das vermag er nicht vorherzusagen.

Gesellschaftliche Akzeptanz für Dressur nimmt ab

Die gesellschaftliche Akzeptanz für die Tierdressur im Zirkus nehme in den europäischen Ländern immer mehr ab. In seiner Heimat in Tschechien arbeite derzeit das Landwirtschaftsministerium an einem Gesetz zum Verbot von Wildtieren in Zirkussen. Es stünden also schwere Zeiten für das Entertainment mit Tieren bevor, so Berousek.

Auch in Deutschland haben einige Städte bereits ein Verbot beschlossen. Die Stadt Lörrach sieht hingegen keinen Grund für ein Verbot und äußerte sich vor Weihnachten auf Anfrage unserer Zeitung schriftlich: „Der Weihnachtscircus hat in Lörrach Tradition und gastiert seit 20 Jahren um die Weihnachtszeit in der Stadt. Die Zirkustiere, Wildtiere wie auch heimische Tiere, sind in aller Regel nicht wild geboren, sondern in die Zirkuswelt hinein. Das bedeutet auch, dass sich ihr Verhalten von frei lebenden Tieren unterschiedet. Selbstverständlich muss eine artgerechte Haltung gewährleistet sein. Dafür sorgen die Kontrollen der Amtstierärzte.“

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