Lörrach Mitten ins Herz

Anja Bertsch

„Between the Beats-Festival“ begeisterte Besucher in Burghof und Altem Wasserwerk.

Lörrach - Mit einem Breitbandprogramm aus völlig unterschiedlichen Stilen und Stimmungen bespielte das siebte Between the Beats-Festival am Wochenende die Bühnen in Burghof und Altem Wasserwerk.

Insgesamt acht Bands gaben sich an den beiden Festivalabenden die Ehre und die Mikros, Gitarren und Drumsticks in die Hand. Dank unterschiedlicher Bühnen und einem straffen Zeitplan gingen die Auftritte geschmeidig ineinander über und verwoben sich zum atmosphärisch dichten Klangerlebnis.

Weiteres zum ganz eigenen Ambiente trug die spezielle Aufmachung des „Festivalgeländes“ bei: Um eine Portion Clubatmosphäre ins Geschehen zu bringen, machten sich die Organisatoren auch in diesem Jahr die Möglichkeiten von Bühnentechik und die Wandelbarkeit der Burghof-Architektur zu Nutze: Nebelschwaden, Lichtkegel und farbig leuchtende Quader – die kleinere Bühne im Foyer wie das große Bühnengedeck im Hauptsaal als Spielorte. Dazwischen diverse Nischen und Flächen zum Chillen und zum Tanzen.

Während der erste Festivalabend sich ausschließlich im Burghof abspielte, nahm der zweite Abend mit dem Crossover-Sound von „Tiago“ und dem Hip-Hop von „Megaloh“ im Burghof seinen Anfang, und fand im Alten Wasserwerk mit der Indie-Rock-Band „Gran Noir“ und dem Alternativ-Rock von „Blackout Problems“ zu später Stunde sein Finale.

Immens aber waren vor allem die musikalischen Wegstrecken, die Musiker und Zuhörer dabei zurücklegten: Vom handgemachten Akustiksound ging’s zur vollendet elektro-verfremdeten Multimediashow, vom herben Alternative-Rock mit Gitarren-Schlagseite weiter über den schwelgerischen Keyboard-Klangteppich, und den deutschen Text gab’s mal im harten Hiphop-Beat und mal in beinahe schon schlagerhaft-gefällige Mitsumm-Melodien verpackt.

Den standesgemäßen Einstieg machte am Freitagabend Tristan Brusch mit einer sehenswert exzentrischen Bühnenshow: Vom aus dem Off eingespielten Märchenonkel-Intro aus ging es über die nachdenkliche Singer-Songwriter-Schiene („Meine Gitarre, meine Gedanken und ich“) zum soft-melodiösen, auf dem Synthie-Klangteppich tänzelnden Deutsch-Pop bis zum Exzessgesang kurz vorm wüstesten Ausrasten.

Die buchstäblich unerwartete Entdeckung des Abends kam mit „Me + Marie“ auf die Bühne: Kurzfristig für den erkrankten PeterLicht eingesprungen, bannte das charismatische Musikerpaar aus drummend-singender Frontfrau und gitarrespielend-singendem Frontmann das Publikum vom ersten Ton weg. Indie-Folk? Grunge-Punk? Pop’n Roll? Ja, genau das – so ungefähr: In jedem Fall dunkel, schön und sinnlich, und voll eigentümlicher Energie.

Verglichen mit der mitreißenden-kraftvollen Performance kam Dan Mangan ruhig und verinnerlicht daher – es brauchte ein Weilchen, bis sich das Publikum angemessen heruntergepegelt hatte und sich auf den teils sehr introvertierten Sound des Kanadiers einlassen konnte... Dann aber entstanden intime, atmosphärisch ungemein dichte Momente, in denen Musiker und Publikum sich im gemeinsamen Singen vereinten.

Schließlich wieder der harte Schnitt: Zum Finale des ersten Konzertabends bestieg der Phänotyp „Retro-Hipster“ mit schlipstragendem Seitenscheitel und Hornbrille gleich dreifach die Bühne und fuhr die vollendete Elektro-Show ab: Echte Instrumente vom Banjo über die Gitarre bis zur Trompete als Basis, bis zur Unkenntlichkeit ins Sphärisch-Atmosphärische verfremdet. Dazu Filmsequenzen in schwarzweiß, – Arbeiter- und Maschinenszenen auf denen es rotiert, und dreht und kreist: Ein hypnotisches Elektrop-Multimedia-Gewitter, das die Besucher am Ende eines langen Abends voller intensiver Eindrücke in die Nacht hinausschickte.

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