Lörrach Mozart und sein Dichter

Veronika Zettler
 Foto: Veronika Zettler

Konzert: Meisterhaftes gab es mit Gesang, Klarinette und Klavier im König-David-Saal.

Lörrach - „Dove sono i bei momenti...?“ Mit raumfüllender, schmerzbebender Stimme beklagte Sopranistin Anna Miklashevich die entschwundene Zeit, das verlorene Glück. Im Wörtchen „Speranza“ schimmerte Hoffnung auf, tosender Applaus folgte auf dem Fuße.

Die ausdrucksstarke Interpretation der Arie der Gräfin aus „Figaros Hochzeit“ war ein Hörerlebnis bei dem Konzert, zu dem die Israelitische Kultusgemeinde am Sonntag in den König-David-Saal in der Rainstraße eingeladen hatte. Zwar war der Raum nur knapp zur Hälfte gefüllt, dem Genuss tat das aber keinen Abbruch. Neben Sopranistin Anna Miklashevich überzeugten Pianist Boris Chnaider sowie Klarinettist Maximilian Schneider – alle drei sind Preisträger internationaler Wettbewerbe.

Aus der Republik Venedig verbannt

Die Arie kündigte Boris Chnaider – nachdem er zunächst mit einer Klaviersonate in Mozarts frühe Salzburger Zeit geführt hatte – als „kleine Überraschung“ an. Immerhin stammt das italienische Libretto von Lorenzo Da Ponte, dessen abenteuerlichen Werdegang Chnaider skizzierte.

Der Dichter kam aus einer jüdischen Familie, sein Vater war aber zum Katholizismus konvertiert. Ursprünglich hatte Da Ponte Priester werden wollen, doch Liebe und Lüste durchkreuzten sein Vorhaben. 1779 wurde er wegen sensationeller Liebesaffären, politischer Verwicklungen und einiger weiterer Schnitzer aus der Republik Venedig verbannt. In Wien fand er einen Unterstützer im Hofkomponisten Salieri und lernte beim reichen Baron Wetzlar von Plankenstern schließlich Mozart kennen.

Der Komponist hatte anfangs Zweifel, ob Da Ponte (der übrigens auch mit Casanova befreundet war) das zugesagte „Büchel“ liefern wurde, wie ein von Chnaider zitierter Brief aus dem Jahr 1783 verdeutlichte: „Sie wissen wohl, die Herren Italiener sind ins Gesicht sehr artig: genug, wir kennen sie“, brummelte der Salzburger.

Doch Da Ponte erwies sich als Künstler durch und durch und verfasste für Mozart unter anderem die Libretti zu Figaros Hochzeit, Cosi Fan Tutte und Don Giovanni. Der Donna Anna sollte denn auch das letzte Wort bei dem Konzert gehören: Anna Miklashevich erntete für diesen furiosen und koloraturreichen Schlussstrich viel Beifall.

Hörgenuss stand obendrein mit dem ersten Satz aus Mozarts Klarinettenkonzert auf dem Programm. Dass der Komponist dem Instrument zu einem ganz neuen Stellenwert verholfen hatte, wie Chnaider in seiner kurzweiligen Moderation anmerkte, ließ sich leicht nachvollziehen, als Klarinettist Maximilian Schneider dem Instrument den vollen Tonumfang in aller Klangschönheit entlockte.

Nicht zuletzt – und nicht zum ersten Mal – begeisterte der in der Ukraine geborene und heute in Basel ansässige Boris Chnaider im König-David-Saal. Nach den beiden Klaviersonaten gab es Applaus für Brillanz, atmosphärische Dichte und ein technisch hochkarätiges Spiel.

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