Lörrach Museumsdepot steht auf der Kippe

Die Oberbadische
Das Museumsdepot – immer wieder in einem Provisorium untergebrachtArchivfoto: Kristoff Meller Foto: Die Oberbadische

Kultur: Mögliches Aus des Projekts schreckt den Museumsverein auf

Von Guido Neidinger

Lörrach. „Die Nachricht, dass der beschlossene Bau des Museumsdepots und des IBA-Projekts am Zoll eventuell zur Disposition stehen, hat uns aufgeschreckt“. Das sagte Inge Gula gestern im eilends anberaumten Pressegespräch. Auch ihre Vorstandskollegen Heinrich Benner und Karlheinz Hahn glauben bei allem Verständnis für die Finanzprobleme der Stadt angesichts der Corona-Krise: „Ein Verzicht auf den Bau des Depots wäre eine sehr kurzsichtige Entscheidung“.

Als Begründung führt der Vorstand des Vereins an: „Die einmalige Chance auf hohe Zuschüsse würden vertan und die Finanzen der Stadt Lörrach schon nach wenigen Jahren erheblich höher belastet, als wenn jetzt gebaut wird.“

Seit vielen Jahren wartet das Dreiländermuseum aufden Bau eines Depots und damit auf eine museumsgerechte Unterbringung der gut 50 000 Exemplare umfassenden wertvollen Sammlung. „Das ist ein uraltes Thema. Bisher ist die Sammlung von einem Provisorium ins andere gewandert“, bedauert Inge Gula. Derzeit ist sie – wiederum provisorisch – im ehemaligen Gaba-Komplex in Tumringen untergebracht – „in zu kleinen und klimatisch nicht geeigneten Räumen“, ergänzt Gula. Zudem laufe der dortige Mietvertrag in ein bis zwei Jahren aus.

Um die Provisorien zu beenden, hat der Gemeinderat den Bau eines Museumsdepots im neuen Gewerbegebiet Brombach-Ost einstimmig beschlossen. Dann kam die Corona-Krise und mit ihr die sich abzeichnende Finanznot der Stadt Lörrach. Laut Oberbürgermeister Jörg Lutz fehlen der Stadt fünf, im schlimmsten Fall sogar zehn Millionen Euro.

Dennoch plädiert der Museumsverein mit seinen über 300 Mitgliedern dafür, das lange ersehnte Depot für gut fünf Millionen Euro zu bauen – auch aus Kostengründen.

Baut die Stadt nämlich nicht, würden ihr mindestens zwei Millionen Euro verloren gehen, rechnete der stellvertretende Vorsitzende Heinrich Benner vor. 1,75 Millionen Euro sind für den Depotbau an Interreg-Mitteln von der EU fest zugesagt, wenn das Gebäude bis 2022 steht. Hinzu kommt das gesamte Vermögen in Höhe von 250 000 Euro, das der Museumsverein für die Inneneinrichtung einbringen will. Verloren wären laut Benner auch 250 000 Euro für die bereits fix und fertige Planung.

Rettung für das Projekt könnte vom Bund kommen, der angekündigt hat, den Kommunen Zuschüsse wegen ihrer hohen Gewerbesteuerausfälle zu gewähren. „Es wäre schön, wenn das Projekt dadurch gerettet werden könnte“, hoffen Gula und ihre Vorstandskollegen.

Doch bei der Hoffnung alleine soll es nicht bleiben. Gemeinsam mit Museumsleiter Markus Moehring entwickelten sie einen alternativen Teil-Finanzierungsplan. Laut Moehring wäre die Sparkasse Lörrach-Rheinfelden bereit, dem Museumsverein ein Darlehen in Höhe von einer Million Euro zu gewähren. Aus ihrem Vermögen würde der Verein die Zinsen zunächst tragen. Nach dem Umzug ins neue Depot könnte die Stadt laut Gula den Kredit übernehmen und diesen mit den wegfallenden Mietbeträgen in Tumringen tilgen. „In acht Jahren wäre alles bezahlt, hat unser Schatzmeister ausgerechnet“, erklärte Karlheinz Hahn. Sein dringendes Anliegen hat der Museumsverein dem Oberbürgermeister und dem Gemeinderat in einem Brief erläutert.

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