Lörrach Musik und Literatur kommen bei „Stimmen im Advent“ zusammen

Jürgen Scharf
Weihnachtsstimmung mit Kathleen Dineen und ihrem Vokaltrio White Raven und der Sprecherin Doris Wolters Foto: Jürgen Scharf

Klingende Weihnachten heißt es bei Gesängen und Geschichten mit White Raven und Doris Wolters. Geboten wurden „Stimmen im Advent“ in der ausverkauften Fridolinskirche in Stetten.

Musikalische Weihnachtsgrüße aus England, Irland und Schottland überbrachten die Vokalgruppe White Raven und die Sprecherin Doris Wolters beim letzten Stimmenabend im Advent in der Fridolinskirche.

Es war ungewöhnliche Weihnachtsmusik. Von „Stille Nacht“ abgesehen, erklangen weniger bekannte Weihnachtslieder, Traditionals und „Favourite Carols“, eine Auswahl von Lieblingsweihnachtsliedern der Ensemblegründerin und Sopranistin Kathleen Dineen.

Es macht die beliebte Reihe „Stimmen im Advent“ (Dramaturgie und Umsetzung: Marion Schmidt-Kumke), die es seit 16 Jahren gibt, zu etwas ganz Besonderem, dass Musik und Literatur zusammenkommen, immer passend aus demselben Kulturkreis.

Musik von der Insel

Dieses Mal waren es sogar richtige weihnachtliche Geschichten mit Musik von der Insel, darunter ein sanftes Wiegenlied, das Dineen von ihrer Mutter gelernt hat, oder das traditionelle englische Weihnachtslied „God rest ye merry gentlemen“, gesungen von den Männern, dem Bariton Mathias Spoerry und dem Tenor Matthieu Romanens.

Zwischen irischen und gälischen (schottischen) Weisen schmuggelte sich der bekannte Song „Wonderful World“ in diese „Christmas Collection“ ein, in einem feinsinnigen dreistimmigen Satz mit weihnachtlich-pastoralem Anklang, wie alles von Dineen selber arrangiert.

Ihre Stimme hört man aus dem Ensemble klar heraus, aber der Gesang ist abgestimmt mit dem Tenor- und Baritontimbre und klingt immer harmonisch, natürlich und nobel.

Spirituelle Kraft

Nicht nur die drei warmen Stimmen entfachen die ganze spirituelle Kraft der Christmas Carols, Wiegen- und Winterlieder; auch Dineens instrumentale Begleitung auf der keltischen Harfe, der Ukulele oder dem Borduninstrument Shrutibox ist stimmig. Einmal spielt sie ein selbst komponiertes Harfenstück, das eine wunderschöne Melodie und eine besinnliche Ruhe verströmt und mit dem sie den Zuhörern „Gelassenheit“ in einer hektischen Zeit wünscht.

Schöner die Stimmen nie klingen als wie hier zur Weihnachtszeit. Zu diesem Hörgenuss am letzten Tag auf dem musikalischen Adventskalender kam dann noch die literarische Erbauung dazu. Zwei Weihnachtsgeschichten aus der Sammlung von „Christmas Stories“ des irischen Nationaldramatikers John B. Keane brachten den Geist von Weihnachten in Worten rüber.

Liebevoll gelesen

Die meisterhaften Kurzgeschichten, die Humor mit Besinnlichkeit verbinden, sind herzerwärmend, zumal wenn sie so liebevoll gelesen werden wie von Doris Wolters. Es macht immer Freude, ihrer gepflegten, kontrollierten Sprechweise zuzuhören.

Die Grande Dame unter den Sprecherinnen lieh dieses Mal ihre Stimme den einfachen Leuten, denen es an Weihnachten nicht so gut geht, einer „alten Frau in unserer Straße“, die in der Geschichte „Lang, lang ist’s her“ (mit Summchor von White Raven) vergeblich an Weihnachten auf einen Brief ihres nichtsnutzigen Sohnes wartet. Der Postbote hat Mitleid und wird zum Tröster, fingiert einen Brief, legt eine Zehnschillingnote hinein und die alte Frau ist glücklich.

In handfester Erzählweise

Weihnachten steht auch in der anderen Geschichte „Curriculum Vitae“ vor der Tür, in der es um einen arbeitslosen Mann geht, der sich um einen begehrten Job als Aushilfsbriefträger bewirbt. Die Geschichten überraschen zwar nicht, aber sind liebevoll geschrieben, menschlich, nie weihnachtlich-kitschig, in handfester Erzählweise mit eingängiger Sprache.

So gab es an diesem vierten Advent ein schönes Wort-Musik-Programm, keine Lametta-Weihnachtsarrangements, sondern künstlerisch anspruchsvolle und ansprechende Gesangs- und Erzählkunst in vorweihnachtlicher Stimmung.

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