Alexander von Zemlinskys zwei kurzen Klavierstücken aus den Fantasien op. 9, denen Gedichte von Richard Dehmel vorangestellt sind, bleibt Chnaider ebenfalls nichts schuldig.
Trotz des etwas hart klingenden, ziemlich neuen Flügels erfasst er sie hervorragend in ihrem Gehalt und ihrer poetischen Tonsprache: innig und die Melodien hervorhebend in dem Satz „Liebe“, leise und mit ruhigen Bassschritten gehend in „Stimme des Abends“. Chnaider kann mit dieser spätromantischen Musik viel anfangen und braucht nicht vordergründig mit Virtuosität zu glänzen.
Mehrfach singt er mit seinem leicht trockenen, aber ausdrucksstarken Bariton und engagiert sich auch für die im Konzentrationslager ermordete Ilse Weber. Ganz umsichtig und authentisch spielt er das für ihn vom Komponisten Alexander Levkovich arrangierte „Lullaby“, eine Vocalise aus dessen Klaviertrio „The Holocaust“.
Diesem A-cappella-Wiegenlied gibt der Pianist noch einen eigenen künstlerischen Impuls und erhebt es damit zu einer Bekenntnismusik. Versöhnlich.