Von Sarah Trinler Lörrach. Mit wahrer Liebe zur Musik haben die Künstler den ersten Teil des Lörracher Bardentreffs im Nellie Nashorn zu einem unverwechselbaren Abend gemacht. Die Musiker gewannen das Publikum schnell für sich und zeigten, dass sie echte Liedermacher sind. Musik pur war am Donnerstagabend beim zweiten Lörracher Bardentreff zu spüren. Mut bewiesen die vier Acts des Abends, die sich lediglich mit ihrer Gitarre in der Hand auf die Bühne stellten und Einblick in ihre Seele gaben. Schnell war klar: Alle vier sind echt, schreiben ihre eigenen Texte und komponieren ihre eigenen Songs und ließen dadurch die Gäste – die durchaus etwas zahlreicher hätten sein können – ganz nah an sich ran. So erfuhr man etwa im Song „Together“ von Red The Blue aus Freiburg (Ben Meech), dass er verheiratet ist, fünf Kinder hat und sich oftmals mehr Zeit mit seiner Frau wünscht. Diese hatte er dann auch gleich nach Lörrach mitgebracht, und so unterstützte Kylia Vogel Buira auf der Geige oder auf der Melodica ihren Mann beim Auftritt. In den meist flotten Acoustic-Popsongs kam Ben Meechs kraftvolle Stimme zum Vorschein. Es wurden auch durchaus ernstere Themen angeschnitten, wie etwa im Song „Grey“, in dem es um die Widersprüche in der nach außen hin „grünen Stadt“ Freiburg geht. Auf lustige Art wiederum nahm Micha Schlüter aus Stuttgart das Publikum mit in Alltagssituationen, die er herrlich ironisch in seinen deutschen Texten besang. So ging es etwa um die unangenehme Situation, die jeder kennt, wenn man jemanden auf der Straße trifft, den man eigentlich gar nicht sehen möchte, und Small-Talk halten muss („Smalltalk mit Wortgewandten Vielrednern für Ungeduldige Wortkarge“). Ebenso besang Micha Schlüter das Gefühl, spät dran zu sein („Kurz nach zwölf“) oder Neurosen („Mein Wellnessurlaub im Neurosengarten“), die man haben kann, auf wunderbar unterhaltsame Weise. Durch die Wahl seiner Worte - beispielsweise „links von der Mitte tuts weh“ - zeigte Schlüter, dass er ein echter deutscher Liedermacher ist. Von Heimweh und Fernweh zugleich sang die Künstlerin Ray.Jel aus Lörrach, die für Debbie Ela einsprang, deren Auftritt abgesagt werden musste. Die junge Frau mit der schnellen Hand an der Gitarre hat etwas zu sagen: mit starkem Ausdruck im Gesicht und einer beeindruckend kräftigen grungigen Stimme warf sie den Zuhörern schnelle Songs mit Texten von Begegnungen, Hoffnungen und Träumen um die Ohren. In ihrem Song „Miss you“ verbarg sich dann wohl auch eine der stärksten Textzeilen des Abends: „I never miss your lies, I really miss your eyes“. Etwas ruhiger und melancholischer kam Omid Gollmer, der Stuttgarter mit persisch-österreichischen Wurzeln, daher. Er sang über die Schattenseiten, die in jedem wohnen („Kill your shadows“), und über die fehlende Meinungsfreiheit in manchen Ländern („Song for the Bahais in Iran“). Ein Lied hat er auch seiner Tochter Malou gewidmet – der Text bestand tatsächlich nur aus der ständigen Wiederholung des Namens der Tochter, was die Zuhörer zum Schmunzeln brachte. Auch Micha Schlüter hatte zuvor über seine Tochter gesungen, der es gelingt, mit einem einfachen Lächeln das Leben ihres Vaters zu entschleunigen. Der Lörracher Bardentreff lädt einmal im Sommer zwölf junge und junggebliebene Musiker oder Bands aus den Genres Singer-Songwriter, Folk und Akustik nach Lörrach ein, ihre Texte und Musik an drei aufeinanderfolgenden Abenden auf die Bühne zu bringen. u  Der letzte Abend ist am heutigen Samstag, 4. Juli, um 20 Uhr (Einlass 19 Uhr) im Nellie Nashorn. Weitere Infos: www.nellie-nashorn.de.