Fasnacht: Corona-konformer Wortgottesdienst im und um den Pfarrgarten von St. Bonifatius
Lörrach - Der Pandemie zum Trotz hat die Narrengilde am Sonntag zu einem fasnächtlichen Wortgottesdienst in und um den Garten der Kirche St. Bonifatius eingeladen. Corona-Konform mit Maske und viel Abstand saßen die Gläubigen in klirrender Kälte auf hölzernen Bänken – und doch war dies eine Stunde, die Gemeinschaft und Nähe schaffte.
„Wir feiern Fasnacht heute ein bisschen anders“, sagte Gemeindereferentin Helga Bing zur Begrüßung der Gottesdienstbesucher. Sie hatte die Messe gemeinsam mit Pastoralreferentin Anja Dörner vorbereitet, unterstützt von Cliquenmitgliedern um Obergildenmeister Jörg Roßkopf und weiteren ehrenamtlich engagierten Helfern.
Auch diesen achten, außergewöhnlichen Narrengottesdienst zelebrierte Pfarrer Thorsten Becker in Reimform – souverän die Balance wahrend zwischen ernsthafter, von Empathie getragener Reflexion und humorvoll-pointierten Spitzen zum aktuellen Geschehen. Das Leiden sehen, Anteil nehmen, helfen, Solidarität zeigen – aber darüber nicht die Augen verschließen vor dem Schönen, Guten, Humorvollen, das trotz allem jeden Tag aufs Neue entdeckt werden kann – dies war der Grundtenor seiner Verse.
Gerade die in der Pandemie gewachsene Hilfsbereitschaft sei ein ermutigendes Zeichen des Miteinanders: „Not, so sagt man, lehrt Beten. Sie lehrt aber auch Helfen: Darüber freue ich mich“.
Becker widmete sich in seinen sowohl gesprochenen als auch gesungenen Beiträgen dem Ex-US-Präsidenten Trump ebenso wie der haarsträubenden Situation von Friseuren und Frisuren, den gravierenden Sorgen und Nöten, in denen sich manche Bürger derzeit befinden – aber auch den Lichtblicken. Besondere Beachtung schenkte er – quasi dem Anlass entsprechend – den Facetten der Pandemie: Scharf ging er mit denjenigen ins Gericht, die mit sprachlichen Entgleisungen den Eindruck erweckten, wir befänden uns hierzulande im Krieg oder in einer Diktatur.
Aber auch die Missbrauchsfälle in der Kirche und die Debatte um zurückgehaltene Gutachten im Erzbistum Köln thematisierte der Geistliche deutlich in kritischer Reimform.
Und doch waren Beckers Ausführungen aufs Ganze besehen nicht bitter, sondern ermutigend. Ausnahmsweise wünschte er den Menschen abschließend: „Bleibt negativ. Bleibt gesund!“
Musikalisch umrahmt wurde die Messe von Andreas Mölder am E-Piano, den Darbietungen zweier Guggemusikern und einem Gesangsbeitrag der beiden Organisatorinnen sowie einem Lied der „Soggeflicker“. Ein im wahrsten Sinne erhebender Moment war die Aussendung der Fürbitten: An bunten Ballons befestigt schwebten sie – von den Gedanken der Gottesdienstbesucher begleitet – in einen wolkenlosen, sonnendurchfluteten Himmel über Lörrach.
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